Sammlung: Bürgerstiftung erbt Immobilie von Heimatforscher / Erlöse fließen in den Museumsfonds
Der heimatgeschichtlich engagierte Brombacher Günter Henn hat sein Haus der Bürgerstiftung Lörrach zu Gunsten des Museumsfonds vermacht. Ein Teil der Ausstattung wurde von der Museumssammlung übernommen, zahlreiche Alltagsgegenstände können bei einem Flohmarkt an diesem Wochenende erworben werden. Hinzu kommt noch ein ganz besonders Karteikartenarchiv, das im Kreisarchiv in Schopfheim zugänglich gemacht wird.
Von Marco Fraune
Lörrach. Experten aus den Reihen der Bürgerstiftung, Mitarbeiter des Museums, des Museumsvereins und des Geschichtsvereins Markgräflerland hatten in den zurückliegenden Wochen einiges zu tun. So musste erst einmal gesichtet werden, was welche Verwendung finden soll, woran besonders auch Karlheinz Hahn, Franz Schmider und Monika Geigle neben Inge Gula mitwirkten. „Es war eine gewaltige Arbeit.“ Vom Keller bis zur obersten Geschossdecke befanden sich die Stücke, lieferte Inge Gula, die Vorsitzende des Museumsvereins, bei einem Pressetermin im Haus einen Eindruck.
Darunter befanden sich 200 Karteikästen, die für die Ahnenforschung in der Region von zentraler Bedeutung sind. Diese hat Henn dem Markgräfler Geschichtsverein überlassen, der die Sammlung komplett an das Kreisarchiv nach Schopfheim gegeben hat, was Gula als „prima Lösung“ bezeichnete. Immerhin handele sich um eine „Schatzsammlung für Interessierte“.
So hatte er auch auf das Archiv von Pfarrer Helmut Fehse aus Egringen zurückgegriffen, den er immer wieder besuchte. Dieser hatte die Eintragungen aus Kirchenbüchern zum Teil bis ins 16. Jahrhundert in ein System von Karteikarten übertragen und später dann Henn vermacht.
Vermietung statt Verkauf
Stiftungs-Vorstandsmitglied Franz Schmider weiß, dass diese Kartensammlung seither zentral ist für die Erarbeitung der Ortssippenbücher vieler Gemeinden im südlichen Markgräflerland. Zudem habe Henn für Fehse im Internet recherchiert, etwa in den Datenbanken der Mormonen oder in militärischen Unterlagen. Henn hat auch die Ortsnamensbücher von Hertingen und Wintersweiler herausgegeben. Er verstarb im April im Alter von 72 Jahren, fünf Jahre nach seiner Frau Renate.
Dass die kinderlosen Eheleute ihr Haus der Bürgerstiftung zugunsten des Museumsfonds hinterlassen haben, stellte die Stiftungsvorsitzende Ute Lusche und ihre Mitstreiter auch vor Herausforderungen. So überwachte ein Testamentsvollstrecker die korrekte Verwendung des Erbes. „Wir haben das gut hinbekommen.“ Entschieden wurde angesichts der Zinssituation, das Haus nicht zu verkaufen, sondern nach einer nach zu erfolgenden Renovierung zu vermieten. „Wir haben die Möglichkeit, das Kapital zu bewahren und nur den Ertrag einzusetzen.“ Die Mieteinnahmen fließen in den zuvor mit rund 500 000 Euro ausgestatteten Museumsfonds, der auch den Erlös aus dem Verkauf des gesamten Hausrats erhält. Regionalgeschichtliche interessante Objekte und Bücher sind jedoch schon in die Museumssammlung aufgenommen worden.
Das Museum hat zugleich nun einen größeren Gefrierschrank, in dem Textilien, die in die Sammlung kommen, zwischengelagert werden können (Stichwort: Mottenfreiheit). Ein Dokumentenscanner und eine Digitalkamera können ebenso genutzt werden.
Bürgerschaflicher Einsatz
Markus Moehring, der Leiter des Dreiländermuseums, hob beim Gespräch ganz besonders das bürgerschaftliche Engagement hervor, das es in Lörrach gebe. So könne in der Stadt auf sehr beachtliche 50 000 Objekte bei der Sammlung zurückgegriffen werden, was genau dem Einsatz der Bürger zu verdanken sei. Diese sollen perspektivisch im neuen Sammlungsdepot zusammengeführt werden. Mit der Immobilie handele es sich nach der Begründung der historischen Sammlung durch Bürger im Jahr 1882 sowie der Gründung des Museumsvereins 1928 und der Bürgerstiftung im Jahr 2002 um einen weiteren Meilenstein. „Das zeigt, wie sich Bürger für das Kulturgut engagieren.“
Der Flohmarkt am und im Haus findet am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Dezember, von 13 bis 17 Uhr statt. Die Adresse lautet Im Baumgarten 2 in Brombach. Es gilt die 2G-Regel. Masken müssen getragen werden.
