Mit drei britischen Headlinern und vielen bunten Wimpeln für die Lörracher Innenstadt feiert das Stimmen-Festival vom 17. Juli bis 5. August seinen 25. Geburtstag.  Bei der Pressekonferenz am Dienstag blickte Stimmen-Chef Markus Muffler zurück und gab in einer emotionalen Ansprache einen Ausblick auf die künftige Ausrichtung des Festivals.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Mit gerade einmal zwölf Konzerten startete „Stimmen“ im August 1994. Inzwischen haben viele Weltstars und Newcomer ihre Visitenkarte abgegeben: Es gibt viele junge Bürger, die kennen Lörrach gar nicht mehr ohne das trinationale Musikfestival. Es sei „ein Kind der Stadt Lörrach“, sagte Muffler, gleichzeitig sei die Stadt ohne das rund dreiwöchige Festival im Sommer „nicht mehr vorstellbar“.

Außergewöhnliche Situation in Lörrach

Jedes Stadtoberhaupt – ob Rainer Offergeld, Gudrun Heute-Bluhm oder Jörg Lutz – habe „auf seine Weise“, aber immer „mit Herzblut“, das Festival unterstützt. „Es ist außergewöhnlich, was hier ermöglicht wurde, während in anderen Städten Theater geschlossen werden oder ohne Sinn und Verstand Live-Musik präsentiert wird“, erklärte Muffler. Darum sei er „sehr glücklich, in dieser Stadt, dieses Haus“ (den Burghof) und dieses Festival führen zu dürfen.

Indes: Die Stadt lebe zwar das Festival, in der Öffentlichkeit werde das aber außer mit der nicht zu übersehenden Marktplatzbühne kaum sichtbar, beklagte Muffler. Darum sollen zum Jubiläum – analog zu Basel, wo zu Großanlässen wie der ART oder dem Basel Tattoo die halbe Innenstadt mit Fähnchen dekoriert wird – in der Innenstadt erstmals Stimmen-Wimpel aufgehängt werden. Die Verwaltung habe für diese Dekoration 15 000 Euro  im aktuellen Haushalt eingestellt.

Deutliche Kritik an deutscher Musikindustrie

Eine weitere Kooperation ist mit den Einzelhändlern geplant. Über Pro Lörrach seien dazu 130 Händler angeschrieben worden, doch nur von 30 sei überhaupt eine  Rückmeldung erfolgt. Oberbürgermeister Jörg Lutz und Markus Muffler schlugen diesen bei einem Treffen eine Marketing-Kooperation vor. Für einen Beitrag von 500 Euro sollten sie öffentlichkeitswirksam ins Festival integriert werden. Aber: Nur sieben Einzelhändler entschieden sich dafür. „Ich lasse dieses Zahl jetzt einfach so unkommentiert stehen“, erklärte Muffler.

Auch die „schärfere Konkurrenzsituation im Norden“ mit den neuen Open-Air-Konzerten auf dem Freiburger Messegelände freut den Festivalleiter nicht. Ebenso wie die Entwicklungen in der deutschen Musikindustrie mit Songs nach dem gleichen Muster „wie zu Zeiten von Freddy Quinn“. Gefeierte Künstler wie Max Giesinger seien austauschbar, präsentierten in ihren Songs „falsche Gefühle“ und gaukelten Tiefe lediglich vor.

„Künstler, die nicht jedes Jahr bei jedem Stadtfest herumgereicht werden“

Muffler möchte Stimmen darum ganz bewusst künstlerisch anders positionieren, damit die Region „nicht von der internationalen Musikentwicklung abgehängt“ werde. Die sei nicht immer wirtschaftlich, aber das Festival stehe gut da und durch Querfinanzierung sei einiges möglich. „Bei uns sollen Künstler zu hören sein, die nicht jedes Jahr bei jedem Stadtfest herumgereicht werden“ (siehe Artikel auf der Seite „Regio-Kultur“).

„Wir stellen alles auf den Prüfstand“, erklärte Muffler. Auch ob es in Zukunft immer fünf Marktplatzkonzerte,  geben werde, ließ er offen. Im Bereich Marketing will er künftig noch mehr auf den Online-Bereich und bewegte Bilder setzen, um neues Publikum „von weiter weg“ zu erreichen. Denn wenn Künstler wie Robert Plant, ehemaliger Frontmann von Led Zeppelin und „eine der wichtigsten Sitmmen des Rock“ (Muffler), in einem Jahr in Deutschland nur in Lörrach (29. Juli) und Dresden – und auch nicht in der Schweiz – auftreten, gebe es durchaus reisewillige Fans aus dem ganzen Bundesgebiet. Das gleiche trifft sicherlich auf Ex-Oasis Sänger Liam Gallagher zu, der die Marktplatzkonzerte am 25. Juli eröffnen wird (siehe Info).

Lob von den Hauptsponsoren

Über die Rede Mufflers freute sich André Marker, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, die schon bei der Gründung des Festivals beteiligt war. „Es ist schön, wenn die Leidenschaft auch nach 25 Jahren noch trägt“, so Marker.

Auch Badenova-Pressechef Roland Weis lobte das „furiose Plädoyer“ Mufflers: „Wir sind schon bei anderen Festivals ausgestiegen, weil sie beliebig geworden sind.“ Der Festivalleiter solle seiner Linie treu bleiben – „wir werden sie dabei gerne weiterhin unterstützen“.

Nach seiner emotionalen Botschaft sprach Muffler einen großen Dank an seine Mitarbeiter aus. Die 2017er-Auflage sei „ein schweres Jahr“ mit vielen krankheitsbedingten Ausfällen und teils miserablen Wetterbedingungen gewesen, weshalb die Verbliebenen „bis an ihrer Grenzen gegangen“ seien, dafür sei er „von Herzen“ dankbar.

Programm:
Eröffnung: Jeff Cascaro (17. Juli, Burghof). Rosenfelspark vom 18. bis 22. Juli, Marktplatzkonzerte: Liam Gallagher (25. Juli), Dendemann (26. Juli), Editors (27. Juli), Dweezil Zappa (28. Juli), Robert Plant & The Sensational Space Shifters (29. Juli). Abschluss: Fink (5. August, Burghof). Komplettes Programm unter www.stimmen.com