Lörrach Ein Leben voller Höhen und Tiefen

Die Oberbadische
Boris Eder war voll in seinem Element. Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

Konzert : Leben von Alexander Girardi in Worten und Tönen / Tenor Boris Eder im Dreiländermuseum

Von Gottfried Driesch

Ein neuer Künstler trat am Sonntag bei der Konzertreihe des Café Family im voll besetzten Hebelsaal des Dreiländermuseums auf. Der Tenor Boris Eder von der Volksoper Wien machte das Leben des großen Schauspielers, Komikers und Sängers Alexander Girardi (1850-1918) plastisch.

Lörrach. „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“, heißt es in Schillers „Wallensteins Lager“. Und doch. Gerne erinnern sich die Menschen an große Vorbilder. Girardi ist schon seit 99 Jahren tot. Von ihm gibt es praktisch keine Ton- oder Filmaufnahmen.

Unbestritten ist, dass er in Wien eine ganze Ära geprägt und vielen Lustspielen und Operetten zum Erfolg verholfen hat. In den späteren Jahren war er mit dem Operettenkönig Johann Strauss eng befreundet. Auch wenn diese Freundschaft sehr zwiespältig begonnen hatte.

In vielen Anekdoten arbeitete Eder das Wesen von Girardi heraus. Die Lieder, die Girardi in seiner Zeit bekannt gemacht hatte, wurden einfühlsam von Istvan Bonyhadi am Klavier begleitet.

Girardi hat nie eine musikalische oder schauspielerische Ausbildung erhalten, erzählte Eder. So habe er auch nicht Noten lesen gelernt. Nach einer Schlosserlehre in Graz bei seinem Stiefvater begann er mit 19 Jahren seine Theaterkarriere. Rasch schlossen sich Stationen in Krems, Karlsberg, Bad Ischl und Salzburg an, wo er auch in der Oper eingesetzt wurde. 1871 folgte ein Engagement am Wiener Strampfer-Theater.

1874 wechselte Girardi ans Theater an der Wien, dem er 22 Jahre lang die Treue hielt.

Die Bekanntschaft mit Johann Strauss entstand aus dem Verlangen Girardis heraus, in der Operette „Der lustige Krieg“ unbedingt einen Walzer singen zu dürfen. Sehr widerwillig überließ Strauss eine seiner Kompositionen ohne unterlegten Text. Heraus kam der berühmte Walzer „Nur für Natur hegte sie Sympathie“.

Auch von Carl Millöcker hob Girardi viele Operetten aus der Taufe. Als Beispiel dafür sang Eder das Lied des Simon „Ich knüpfte manche zarte Bande“ aus dem Bettelstudent. Um seinen Vortrag besonders plastisch zu machen, vergaß Eder manchmal jede gepflegte Gesangstechnik. Man glaubte oftmals, direkt Girardi gegenüber zu sitzen.

„Ja das Schreiben und das Lesen, ist nie mein Fach gewesen“ aus dem „Zigeunerbaron“ ist auch ein Couplet, das Girardi bei der Uraufführung gesungen hatte. Am Sonntag brachte es Eder zu Gehör.

Girardi war in Wien ein Original und eine Institution. Er sang im Prater das „Fiakerlied“ während eines Festes und wurde allseits gefeiert. Trotz seiner Berühmtheit wäre er durch seine erste Ehefrau Helene Odilon beinahe in der Irrenanstalt gelandet. Nur durch die Kollegin Katharina Schratt, die Verbindungen zu Kaiser Franz Joseph hatte, konnte dies in letzter Sekunde verhindert werden.

Das Programm war höchst kurzweilig. Zum Abschluss sang Eder das „Hobellied“ dermaßen anrührend, dass nach dem letzten Ton mehrere Sekunden Ruhe herrschte, bis der starke Schlussapplaus einsetzte.

Das nächste Konzert des Café Family & Friends findet am 12. November um 17 Uhr im Hebelsaal statt. Dann heißt es „Immer grün ist die Liebe – die Musik – der Genuss“ mit Eveline Ines Bill (Mezzosopran) und Thomas Weinhappel (Bariton). Am Klavier begleitet Istvan Bonyhadi. Im Anschluss findet eine Christstollen-Verkostung statt.

Vorverkauf: Café Family & Friends, Tumringer Str. 194.

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