Ölbilder, Aquarelle und Grafik sind in einer Ausstellung im Dreiländermuseum versammelt, die das Werk des Markgräfler Malers Emil Bizer bekannter machen soll.
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Sein Künstlerfreund Adolf Strübe ist bekannter, aber auch Emil Bizer ist ein herausragender Vertreter der „klassischen Moderne im Markgräflerland“. So hat Museumsleiter Jan Merk die kleine, aber feine Retrospektive im Hebelsaal des Dreiländermuseums Lörrach überschrieben.
Expressiver Realismus
Anlass für diese Kabinettsausstellung sind drei Neuerwerbungen des Lörracher Museums, das bisher nur wenige Arbeiten von Emil Bizer in seiner Sammlung hat. Mit Unterstützung des Museumsfonds in der Bürgerstiftung konnten drei herausragende Ölbilder Bizers neu erworben werden. Sie bereichern nun die Sammlung und unterstreichen das Bestreben des Museums, die bildende Kunst stärker in die Dauerausstellung einzubeziehen.
Einen „Markgräfler Weltbürger“ hat ihn der Kunsthistoriker Hans H. Hofstätter genannt: Emil Bizer (1881 bis 1957), der viele Jahrzehnte in Badenweiler gelebt hat, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des expressiven Realismus am Oberrhein. Er teilt biografisch viele Gemeinsamkeiten mit seinem Kollegen Adolf Strübe, ist aber im Lörracher Raum nicht so präsent wie dieser. Daher soll Bizers Werk mit dieser Präsentation erneut ins Licht gerückt werden.
Wie Strübe ist Bizer 1881 geboren, wie Strübe war er in der Weimarer Republik in der Künstlergruppe der „Badischen Secession“ aktiv, wie Strübe lehrte er nach dem Zweiten Weltkrieg an der von ihnen mit aufgebauten Freiburger Kunstakademie.
Von den Nazis unterdrückt
Schon in den 1920er Jahren hatte sich Bizer durch expressive, sozialkritische Grafiken einen Namen gemacht und eindrückliche Arbeiten geschaffen. In Badenweiler, wohin er 1912 übersiedelte, pflegte er Kontakte mit bekannten Literaten und Geistesgrößen wie dem Elsässer René Schickele. In der NS-Zeit wurden Bizers Werke als „Entartete Kunst“ diffamiert und aus den Sammlungen entfernt, teils zerstört, seine geplante Lehrtätigkeit an der Karlsruher Kunstakademie wurde unter der nationalsozialistischen Kunstdiktatur verboten. Erst nach dem Krieg konnte Bizer in Freiburg ab 1949 als Professor wieder unterrichten.
Wacher Naturbeobachter
Neben privaten Leihgaben und Bildern aus Museumsbestand sieht man erstmals die drei neu erworbenen Ölbilder. Bei einem handelt es sich um eine winterliche Landschaft mit schneebedecktem Bahnübergang in prägnanten Weiß-Grau-Tönen, jenem Stil der Grisaillen, die Bizer in der schwierigen Zeit, als es kaum Farben gab, bevorzugte. Ein weiteres Bild zeigt den Blick über Felder zum Blauen in Bizers prägnantem Stil der reduzierten, klaren Flächen und Formen und kräftigen Farben. Der dritte Neuzugang ist die Ansicht einer Wegkreuzung.
In den Landschaften, vornehmlich aus der Region des Markgräflerlands, aber auch aus der Provence, erweist sich Bizer als wacher Naturbeobachter, der im Spätwerk immer mehr zu einer abstrahierten, flächigen Darstellung tendiert. Dies zeigt sich in späten Arbeiten wie dem Schäferkarren, dem Sägewerk im Herbst oder dem Blick auf den Kaiserstuhl aus den 1950er Jahren. Auch frühere Arbeiten aus den 1930er oder 1940er Jahren wie die Rheinebene, die Rebbergstudie oder die Ansicht von Niedereggenen weisen Bizer als einen Meister der ruhigen Beobachtung, der klaren Ökonomie der Gestaltung und der Reduktion auf Wesentliches aus.
Dass Bizer Felder, Berge und andere Motive stark abstrahiert darstellt und mit kräftigen Konturen versieht, erinnert an den genuinen Grafiker. In den Holzschnitten aus den späten 1920er Jahren vom Rebberg und der Weinlese fällt der herbe expressionistische und stark kontrastreiche Ausdruck auf.
Zu den wenigen figürlichen Motiven gehört das Selbstbildnis von 1930, in dem sich der Künstler ernst, ja grüblerisch blickend mit Hut darstellt. Melancholie, der sparsame, genau durchdachte Einsatz malerischer Mittel, ein asketischer und gleichwohl tief empfundener Stimmungsgehalt zeichnet nach Worten von Jan Merk Bizers Bilder aus.
Sohn ist zu Gast
Bei der Eröffnung, zu der auch der 97-jährige Sohn des Künstlers, Bernd Bizer, begrüßt wurde, betonte Merk in seiner Rede, dass Emil Bizer zu jener Künstlergeneration gehöre, die unter der NS-Kunstpolitik stark gelitten habe und dass er trotz aller Behinderung und Diffamierung ein Werk hinterlassen habe, das im Dreiländereck immer wieder neu bewusst und lebendig gehalten werden sollte: Ein Maler, den es durchaus wieder zu entdecken lohnt.
Die Ausstellung im Dreiländermuseum, Basler Straße 143, in Lörrach ist bis 26. Januar zu sehen (dienstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr).