Lörrach Ein Meister an Herd und Horn

Die Oberbadische
Vincent Klink am Bassflügelhorn. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: Vincent Klink im Jazztone

Von Veronika Zettler

Lörrach. Viele Lörracher wissen es: Sternekoch Vincent Klink hat seine Lehre Mitte der 60er-Jahre auf dem Waidhof bei Inzlingen gemacht, er war ein unglücklicher Lehrbub und wäre vielleicht auf und davon, hätte ihm der Jazz nicht Halt gegeben. Den Jazz fand er beim Jazzclub Lörrach und dem damals noch in der Innenstadt gelegenen Jazztone Nummer zwei beim Meyerhof: „Das Jazztone war das einzige, was mir damals richtig Freude gemacht hat“, erzählte er am Sonntag bei einer musikalischen Lesung im Jazztone Nummer drei am Haagensteg.

Über die harte Ausbildung („Ich wollte niemals Koch werden“) hat Klink schon mancherlei gesagt und geschrieben. Eine Geschichte darüber mit dem Titel „Keine Swirigkeit“ trug er am Sonntag vor. Die Story: Im Jahr 1968 steckte der junge Vincent mitten in der Lehrzeit, als er trotz striktem Ausgehverbot mal wieder die Dachrinne herunterkletterte, seine Mobylette hervorholte und „zu Tal knatterte“. Im Jazztone nämlich spielte kein Geringerer als Lee Konitz, begleitet von Schlagzeuger Stu Martin, Waldi Heidepriem „an einem zusammengerittenen Klavier“ sowie einem „schwarzäugigen Herrn“ am Bass. Letzteren traf Klink am Sonntag nach dem Konzert auf einer Bank sitzend wieder: Es war der aus Hawaii stammende Bob Carter.

Zusammen landeten die beiden im Gasthaus Lerche, das es heute ebenfalls nicht mehr gibt, man genoss Leberle mit Brägel und Carter leckte zum Schluss den Teller ab als hawaiianisches Kompliment an die Küche.

Damit ist die Geschichte lange nicht zu Ende. Was sonst noch Kurioses geschah rund um Carters Haschisch-Pfeife, eine geleerte Flasche Whiskey und einen schwarzen Eisentopf mit hawaiianischem Schweinegulasch, kann man nachlesen in Heft Nummer 50 von „Häuptling eigener Herd“, einer von zahlreichen kulinarischen Publikationen des bibliophilen Vincent Klink.

Am Büchertisch, den die Buchhandlung Kastl im Jazztone-Eingang platziert hatte, signierte der Spitzenkoch seine Werke. Auf der Bühne bedankte er sich überdies beim anwesenden Ehepaar Brunow, das damals ebenfalls dazu beigetragen hatte, dass er seine Lehrzeit überstand: „Ihr wart ja die einzigen, wo ich hingehen konnte, um Jazz zu hören“, sagte er.

Indes war der umtriebige Chef der Stuttgarter Wielandshöhe auch ins Jazztone gekommen, um selbst Musik zu machen. Am Bassflügelhorn und begleitet von dem ebenso virtuosen wie umsichtig reagierenden Pianisten Patrick Bebelaar spielte Klink geschmeidig unter anderem „Speak Low“ von Kurt Weill, den Standard „C’est si bon“ oder „Confirmation“ von Charlie Parker nebst einigen Kompositionen von Patrick Bebelaar.

Der Pianist war schon öfter im Jazztone. Er war es auch, der Klink zum Ausflug in den Süden überredet hatte. „Ich verlasse die Heimat ja nicht mehr so gerne“, gestand Klink.

Diverse frei erzählte Anekdoten und Anmerkungen des 69-Jährigen zu allen möglichen Themen kamen obendrein gut beim Publikum an. Zumal Klink das klare Wort bevorzugt. So erzählte er, wie massiv er in jüngeren Jahren unter dem „Spätfaschismus in den deutschen Küchen“ gelitten habe und dass es heute seine größte Angst sei, seine Angestellten könnten sich nicht bei ihm wohlfühlen. Klink liebt „die Genussfähigkeit in Frankreich“, und er schätzt, dies zu betonen war ihm wichtig, die Bundeskanzlerin als „sehr integre Frau“.

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