Lörrach Ein neuer Impuls für die Bildungslandschaft

Bernhard Konrad

Schule: Schöpflin Stiftung plant inklusive Ganztagsgrundschule auf Gelände der ehemaligen Reiss-Mühle

Lörrach-Brombach - Die Schöpflin Stiftung wächst weiter: Zum Schuljahr 2022/23 soll auf einer jüngst erworbenen Fläche der ehemaligen Reiss-Mühle eine inklusive Ganztagsgrundschule ihren Betrieb aufnehmen.

Bildung, Kinderbetreuung und Prävention zählen zu den Kernthemen der Schöpflin Stiftung: Mit der Eröffnung einer Grundschule erweitert und arrondiert diese nun ihre Angebotspalette vom Kleinkind bis zum Einstieg in die weiterführenden Schulen.

Der Weg zur Grundschule

Ursprünglich war das Projekt als Element der „Wunschproduktion“ auf dem gegenüber liegenden Fabric-Areal geplant. Mit der Schließung der benachbarten Mühle ergaben sich neue Möglichkeiten, wie Stifter Hans Schöpflin und der geschäftsführende Vorstand Tim Göbel beim Mediengespräch am Mittwoch erläuterten. Nach intensiven Gesprächen erwarb die Stiftung von der J.F. Reiss GmbH & Co. KG rund 4300 Quadratmeter direkt an ihren Park angrenzende Fläche – und bei dieser Gelegenheit gleich noch das Eck-Grundstück an der Schopfheimer Straße: Damit wird das Fabric-Areal als Quartier bis zur Hauptverkehrsachse in Lörrachs größtem Ortsteil ausgedehnt. Auch die Grundschul-Gespräche mit der Stadt verlaufen offenbar konstruktiv: Die Stiftung gehe davon aus, das Gebäude ohne ein langwieriges Verfahren errichten zu können.

Beauftragt wurde hierfür das Basler Architektur-Büro Alma Maki. Der Genehmigungsantrag für die Schule wird voraussichtlich im September beim Regierungspräsidium Freiburg eingereicht. Erschlossen wird das Areal von der Straße „Am Mühlrain“ her.

Die Leitlinien

Vorbild für die einzügige, inklusive und gebundene Ganztagsgrundschule ist die „Peter Gläsel Schule“ in Detmold. Diese arbeitet nach einem ganzheitlichen Konzept, das „die Bedeutung von künstlerisch-kultureller Bildung, die Kraft der Partizipation und die Wichtigkeit von Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum stellt“, erläuterte die Stiftung bereits im November vergangenen Jahres. „Die Schule wird auch von unseren bestehenden Einrichtungen profitieren und eng mit Villa und Werkraum Schöpflin zusammenarbeiten“, sagte Constanze Wehner, Projektverantwortliche bei der Schöpflin Stiftung.

Der Schulbetrieb

Indes soll der Schulbetrieb bereits im September 2021 mit maximal 20 Kindern im Atelierhaus und im „Werkstatthäuschen“ samt neuem Anbau beginnen. Im Folgejahr würden sie als Zweitklässler in die neuen Räumlichkeiten umziehen, wo letztlich nicht mehr als 100 Kinder in vier Gruppen unterrichtet werden sollen.

Jahrgangsgemischte Lerngruppen gehören ebenso zu den Prinzipien der Grundschule wie fächerübergreifende Lernangebote. Unterrichtet werden die Schüler auf der Grundlage des Landes-Bildungsplans, so dass sämtliche Anschlüsse auf weiterführende Schulen möglich sind. Angestrebt wird die staatliche Anerkennung nach drei Jahren.

Die Schullandschaft

„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den staatlichen Schulen, sondern als Ergänzung, die neue Bildungsimpulse bietet“, betonte Wehner. Göbel ergänzte, er habe angesichts der weiteren Bühl-Bebauung und dem neuen Kreisklinikum in Hauingen keine Sorge um die Entwicklung der Schülerzahlen an den umliegenden Grundschulen. Im Gegenteil: Es sei eher davon auszugehen, dass diese Ergänzung benötigt werde. Indes sei die private Schule in Trägerschaft der Stiftung zwar auch, aber nicht ausschließlich für Kinder aus der Umgebung gedacht. Sie sei im Grundsatz offen für Interessenten aus dem näheren Umland.

Die Finanzen

Über die Preise der Grundstücksverkäufe wurde Stillschweigen vereinbart. In das Schulprojekt investiert die Schöpflin Stiftung – so die ersten Berechnungen – rund vier Millionen Euro.

Die Stiftung strebt zwar die Aufnahme in die öffentliche Regelfinanzierung an – sie deckt voraussichtlich 60 bis 70 Prozent der Kosten – wird aber auf das bei Privatschulen übliche Schulgeld nicht verzichten können. Der Beitrag soll sich allerdings in Grenzen halten – zudem werden gestaffelte Preise entwickelt. Manche werden mehr bezahlen (können) als den Durchschnittsbetrag in Höhe von 160 Euro pro Kind im Monat, andere weniger. Im Einzelfall sei auch ein kostenloser Schulbesuch denkbar.

Darüber hinaus, so Wehner, sei keine Sonderbepreisung von Offerten wie etwa AGs oder andere Betreuungselemente vorgesehen: „Wir schaffen ein solidarisches Modell“. Nur das Mittagsessen wird separat finanziert.

Er lege großen Wert darauf, „dass dies hier keine elitäre Veranstaltung wird“, bekräftigte Schöpflin. Die Stiftung sei zudem bereit, den Betrieb – soweit als nötig – zu bezuschussen, versicherte Göbel. Sofern sich das Projekt als stabil und erfolgreich erweisen sollte, sei ein nächster Schritt auf dem Fabric-Gelände nicht ausgeschlossen, sagte Göbel: Dann sei eine weiterführende Schule bis zum 10. Schuljahr als Folgeprojekt durchaus denkbar. Dies, so Schöpflin und Göbel unisono, seien allerdings noch erste Gedankenspiele.

Lehrer und Schüler

Jetzt investiert die Stiftung zunächst kräftig in die neue Grundschule. Hans Schöpflin: „Es geht uns im Kern um die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Dafür müssen wir Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene dazu befähigen, Verantwortung für sich selbst, für andere und für ihre Umwelt zu übernehmen, um aktive Gestalter unserer Gesellschaft zu werden.“

Hierfür habe auch schon die Suche nach Lehrkräften begonnen – eine Schulleitung wurde bereits gefunden. Erste Online-Anmeldungen von Familien werden ebenfalls entgegengenommen.

Für den 8. Oktober ist eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant – sofern die Corona-Entwicklung dies zulässt.

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