Lörrach Ein Serientäter mit Buttersäure?

Kristoff Meller
Die Feuerwehr im Einsatz vor dem Tattoo-Studio in Tumringen Foto: Kristoff Meller

Fast zeitgleich Attacken in Tumringen und Kandern. Polizei prüft Verbindung.

Lörrach/Kandern - In der Nacht zum Montag wurde offenbar nicht nur ein Tattoo-Studio in Tumringen das Opfer einer Attacke mit Buttersäure, sondern auch die Fassade eines Geschäftshauses in Kandern wurde von Unbekannten mit der übel riechenden Flüssigkeit bespritzt. Die Polizei prüft nun mögliche Zusammenhänge, da der Tatzeitpunkt nahe beieinander liegt.

Allerdings verständigte der Inhaber des Gebäudes in der Hauptstraße der Töpferstadt am Montagmorgen zunächst einen Handwerker, erst am Dienstagnachmittag wurde die Feuerwehr alarmiert. An der Fassade wurde jedoch „der gleiche Gestank“ wie in Tumringen festgestellt, wie Polizeipressesprecher Jörg Kiefer am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte. Die Substanz könne auch nicht auf natürliche Weise an diese Stelle gelangt sein, sondern müsse von einer Person dort hingespritzt worden sein.

Tatort in Kandern nur wenige Meter von Tattoo-Studio entfernt

Die Kanderner Feuerwehr lüftete das Gebäude und spritzte Teile der Fassade mit Wasser ab. Auch ein Neutralisierungsmittel, das aus Lörrach noch vorhanden war, wurde aufgesprüht. Betroffen war in Kandern zwar kein Tattoo-Studio, das einzige Tätowiergeschäft in der Stadt befindet sich jedoch nur wenige Meter vom Tatort entfernt am Blumenplatz. „Es liegt definitiv in der Nähe“, bestätigte Kiefer. Dass der oder die Täter das Gebäude verwechselt haben, hält er allerdings für unwahrscheinlich.

Durch die fast identische Tatzeit mit dem Fall in Tumringen gebe es aber zumindest eine ziemlich konkrete Verbindung: „Das wäre schon etwas viel Zufall“, erklärte Kiefer. Ein Nachahmer könne zudem dadurch ausgeschlossen werden. „Wir werden nun prüfen, ob es weitere Verbindungen oder Zusammenhänge der Taten gibt“, sagte der Pressesprecher.

Bislang keine Zeugen

Zu den beiden Attacken mit Buttersäure in Lörrach gibt es unterdessen bislang keine neuen Hinweise. Weder zum aktuellen Fall von Montag, als die Täter die Buttersäure durch einen Briefkastenschlitz auf der Rückseite des Gebäudes auf einen Teppich spritzten (wir berichteten), noch zum zweiten Vorfall, der sich bereits im November vergangenen Jahres ereignet hatte, habe sich seit Montag ein Zeuge oder Hinweisgeber gemeldet, so der Pressesprecher.

Damals war ein Tattoo-Studio kurz vor der Eröffnung in der Kirchstraße betroffen. Unbekannte hatten eine Scheibe eingeschlagen und Buttersäure ins Innere des Ladens gespritzt (wir berichteten). Die Polizei habe jedoch die Hoffnung, dass sich durch den dritten Angriff nach gleichem Muster in Kandern nun Personen melden, die die Ermittlungen voranbringen.

Säure reizt Augen und Atemwege

Ein Problem ist jedoch laut Kiefer, dass die Säure, die eigentlich Butansäure heißt und in der Natur durch Buttersäuregärung entsteht, auf dem freien Markt verfügbar ist. Denn auch wenn die Dämpfe der Säure die Augen und Atemwege reizen, wird diese beispielsweise als Grundstoff für Parfum verwendet.

Doch auch für Anschläge wird sie immer wieder von Kriminellen eingesetzt. Erst vor wenigen Tagen entstand bei einer Attacke mit Buttersäure in einem Fitness-Studio in Espelkamp (Nordrhein-Westfalen) ein Sachschaden in fünfstelliger Höhe und Ende Dezember wurden zwei benachbarten Diskotheken in Lahr das Ziel eines Säure-Angriffs.

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