Lörrach Ein verstecktes Kleinod

Die Oberbadische

Turmkapelle der Stadtkirche sollte mehr Beachtung finden

Von Herbert Sitterle

Lörrach. An der Mauer der Lörracher Stadtkirche befindet sich eine blau-weiße Plakette – das Zeichen für „die offene Kirche“. Die Stadtkirche ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Dieser Ort der Stille inmitten der betriebsamen Stadt wird auch gerne genutzt, wie das ausliegende Gästebuch dokumentiert.

Was aber so manchem Besucher entgeht, ist ein wunderschönes Kleinod, dessen Eingang man nicht gleich entdeckt. Links neben dem Altar befindet sich ein geöffnetes Gittertor. Der erste Eindruck lässt eine Abstellkammer vermuten, schließlich sieht es dahinter auch etwas düster aus. Doch wer den Lichtschalter neben dem Eingang findet, sieht schnell, was sich dahinter wirklich versteckt. Es ist aber auch möglich durch den düsteren Durchgang zu gehen und das wunderschöne, von Jürgen Brodwolf gestaltete Glasfenster auf sich wirken zu lassen, was besonders im Morgenlicht zur Geltung kommt.

Es ist die Kapelle, die im Jahre 1517 im spätgotischen Stil zusammen mit dem Turm erbaut wurde. Ursprünglich öffneten sich die beiden gegenüberliegenden Spitzbogen als Eingang zu der anschließenden Kirche, die wie der Turm genau nach Osten ausgerichtet war. Die eigentlichen Öffnungen werden in der ganzen Mauerdicke und -höhe nach innen durch einen Korbbogen überhöht, der den kleinen Raum von vier mal vier Metern wesentlich größer erscheinen lässt.

Nach den verwitterten Steinen an den Enden der Bögen zu schließen, muss die Halle ursprünglich offen gewesen sein. Seit dem Neubau der Kirche im Jahre 1817 war sie ohne Verbindung und wurde lange als Kohlenlager für die Heizung verwendet.

Erst 1963 bei der großen Renovierung stellte man eine Verbindung zum Kirchenraum wieder her. Mit dem Taufstein und dem Kreuz von Rudolf Scheurer sowie der Verglasung der alten Türen entstand aus dem dunklen Kohlenkeller eine kleine Taufkapelle.

Durch seine Proportionen, die architektonische Straffheit, die in dem schönen Sternengewölbe gipfelt, bekommt der Raum ein Gefühl der Weite. Die zierlichen, scharfkantigen Rippen steigen in den Ecken aus Konsolen auf ohne statische Bedeutung, wie das in jener Zeit der Spätgotik geläufig war.

Vom Schlussstein ist nur noch die untere Platte erhalten, auf der wahrscheinlich ein Wappen oder eine figürliche Darstellung angebracht war. Alle Sandsteinflächen wurden bei der Renovierung 1963 gereinigt und geglättet. So haben die Quader der Bögen ihre ursprüngliche Oberflächenstruktur verloren, das kleinere Übel gegenüber dem vorherigen dicken Farbanstich, der auch jetzt noch in den Vertiefungen festzustellen ist.

Glücklicherweise sind die Steinmetzzeichen erhalten geblieben. Das Vorhandensein der Steinmetzzeichen ist etwas Ungewöhnliches, denn man findet es sonst nirgends in den Markgräfler Kirchen. Im den rechteckigen Verbindungsstück zwischen Kirche und Kapelle an der rechten Wand befindet sich eine wunderschöne Gedenkplatte des Lörracher Landvogts Baron Gustav Magnus von Wallbrunn, die leicht übersehen wird.

Vielleicht gelingt bei der anstehenden Renovierung eine bessere Verbindung zwischen Kirche und Kapelle herzustellen, damit dieses Kleinod in Zukunft mehr Beachtung findet.

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