Vom Parkett aus zeigt Regisseur und Erzähler Günther Geiser mit ausgestrecktem Arm Richtung Bühne. Die sanfte Stimme seines Prologs stimmt auf eine Geschichte ein, die überraschende Wendungen nimmt. Bei der Samstagspremiere der Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ wagt sich das Bühneli-Ensemble auf ungewohntes Terrain. Mit Erfolg. Von Mike Bach Lörrach. „Die Kinder sind im Bett, und es soll ein gemütlicher Abend unter Freunden werden.“ So beginnt die Erzählung, die sich zu einem mit französischem Flair gespickten Dialogfeuerwerk entwickelt. Wo sonst mitunter volkstümlicher Schwank in alemannischer Mundart das Publikum unterhält, krönt an diesem Abend ein Stück des französischen Autorenduetts Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière die Bühneli-Bühne. Provokante Spielchen beim Abendessen „Le Prénom“, wie die gesellschaftskritische Komödie im Original heißt, wurde 2010 im Pariser „Théatre Édouard VII“ uraufgeführt. Aufgrund des riesigen Erfolges bereits 2012 verfilmt, feiert das streitsame Dîner seit einiger Zeit auch auf deutschen Bühnen große Erfolge. Beim Lörracher Premierenpublikum scheint es nicht anders zu sein. Das Stück lebt vom Wortwitz konkurrierender Intellekte, ihrer von Grund auf unterschiedlichen Charaktere. Der liberale Literaturprofessor Pierre (Joachim Geiser) lässt sich beim Abendessen nur zu leicht von den provokanten Spielchen seines überheblichen Freundes Vincent (Uwe Uhlemann) in den Wahnsinn treiben. Als dieser den Vornamen seines ungeborenen Sohnes verrät, kommt es zu einem Schlagabtausch, der zunehmend bissiger wird und weit über Sinn und Unsinn hinaus geht. Freundschaftlich familiärer Bund Wer aber glaubt, der ungewöhnliche Name wäre der dramaturgische Mittelpunkt des Stückes, der täuscht. Vielmehr ist er Auslöser einer ganzen Reihe von Missverständnissen und Provokationen, die den Rahmen so mancher persönlichen Enthüllung bilden. Sei es die marokkanisch kochende Gastgeberin Elisabeth (Petra Glienke/Kerstin Kapfer), ihr bester Freund aus Kinderjahren, der sensible Posaunist Claude oder die überempfindliche werdende Mutter Anna (Christelle Ranc). Jeder kriegt sein Fett weg, keiner wird verschont. Von spitzfindigen Anspielungen getrieben, entwickelt sich eine wortwitzige Tragödie, die dadurch verblüfft, dass trotz aller Zerwürfnisse immer wieder ein Konsens zum freundschaftlich familiären Bund zurückführt. Für das Bühneli-Ensemble scheint das waghalsige Experiment, dieses humorvolle aber kritische Stück ins Repertoire aufzunehmen, geglückt zu sein. Wer über kleinere Längen einiger Monologe hinwegsieht, der wird bestens unterhalten. n  Weitere Spieltermine und Infos: www.buehneli.com