Lörrach Eine Doppelstunde Glück

Die Oberbadische
Behandelt die Menschen gut: Glücksdoktor Eckart von Hirschhausen Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Vortrag: Eckart von Hirschhausen im Werkraum Schöpflin

Von Dorothee Philipp

Lörrach. „Ich bin Arzt, ich möchte Sie alle gut behandeln“. Dr. med. Eckart von Hirschhausen behandelt die Menschen nicht nur gut, er macht sie fröhlich. Wie jetzt im Werkraum Schöpflin, wo er vor ausverkauftem Haus eine „Doppelstunde Glück“ abhielt, in der ein großes Potenzial an Nach- und Nebenwirkungen steckte.

Dass Glück selten allein kommt, durfte das Publikum schon gleich am Anfang testen: Sich selbst kitzeln hat keine Wirkung, wenn man den Menschen auf dem Nachbarstuhl kitzelt, dann passiert da schon etwas.

Mit scheinbar lapidaren Fragen öffnet von Hirschhausen eine ganze Apotheke, in der es Mittel zum Glücklichsein en masse gibt. Was motiviert mich heute überhaupt, aufzustehen? Wenn ich dazu keine Antwort finde, sollte ich besser liegen bleiben. Was macht Menschen glücklich? Und schon ist er mit seinem Mikrofon, an dem eine rote Clownsnase pappt, unterwegs ins Publikum, um zu erforschen, ob da etwas kommt. Ein bisschen baff ist von Hirschhausen allerdings, als ein Junge ihm erzählt, dass er sich gefreut hat, wie sein Kumpel heute auf die Nase gefallen ist. Stifter Hans Schöpflin dagegen bekennt: „Wenn ich hier das volle Haus sehe, das macht mich glücklich“.

Dann geht es um positive Gefühle und wie man sie erkennt, um das Aufspüren von Glücksmomenten im Alltag und um die oft überzogenen Ansprüche, die man an sich selbst stellt. Unversehens wird es auch politisch, wenn von Hirschhausen feststellt, dass wir immer nur die hören, die gegen etwas sind, obwohl sie nur ein Viertel aller Menschen ausmachen. Man sollte doch auch mal den anderen 75 Prozent zuhören. Dafür gibt es Beifall.

Und die Demokratie? Sie ist in Gefahr durch die, die sie aktiv bekämpfen, aber auch durch jene, die sie für selbstverständlich halten.

Von Hirschhausen ist ein glücklicher Mensch. Er bringt seine Botschaft rüber wie einen guten Witz, lacht manchmal schon, bevor er etwas los wird, das ist ansteckend und befreiend. Und wenn man alles zusammenaddiert, was er an diesem Nachmittag an Tipps und Impulsen gibt, hat man eine Menge zu tun mit Ausprobieren und Nachdenken.

Das Schönste: Es kostet nichts. Zum Beispiel Plogging, das gemeinsame Müllsammeln mit Freunden oder Nachbarn bringt mehr als verbissenes Strampeln alleine auf „schrottlangweiligen Ergometern“.

Von Hirschhausen lenkt sein Augenmerk auch auf die Menschen, mit denen man sich umgibt. Rote Kringel ins – natürlich nicht digitale – Adressbuch für die, mit denen man lachen, weinen und schweigen kann. Die Auswüchse des digitalen Zeitalters haben bei ihm breiten Raum im Nachsinnen, wo das Glück zu finden ist. Wieso hält man mit dem Smartphone Augenblicke fest, die man gerade live verpasst? Die Sucht nach ständigem Feedback ist Gift fürs Glück. Drei Schritte zurücktreten und die Situation mal von etwas weiter weg betrachten, ist nach Hirschhausen eine gute Methode, Prioritäten zu erkennen.

Das Bild vom Huhn, das ratlos vor einem nur einen Meter breiten Zaun steht, ist nicht das einzige aus dem Tierreich: Mit dem Pinguin illustriert der Doktor des Glücks, wie man sich irren kann, wenn man das Tier nur nach seinem Watschelgang beurteilt. Kommt er in die richtige Umgebung, sprich tiefes Wasser, kann der Pinguin fliegen.

Ein kleines Mädchen hat Geburtstag. Für von Hirschhausen ein willkommener Anlass, den ganzen Saal im vierstimmigen Kanon „Viel Glück und viel Segen“ singen zu lassen. Und wie das klappt! Und wie das klingt! Dank der Schöpflin-Stiftung dürfen alle am Ende ein „Glückstagebuch“ von Hirschhausen mitnehmen, in dem neben vielen guten Ratschlägen genügend Platz für eigene Notizen ist.  Der Vortrag war Teil der Reihe „Ein Hauch, ein Husch, ein Augenblick“ im Werkraum mit Veranstaltungen und Theateraufführungen zum Thema Glück. Infos im Internet: www.werkraum-schoepflin.de

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