Lörrach Eine Musiktherapie gegen „Krisels“

Veronika Zettler
Mitreißende Songs über die weniger prachtvollen biografischen Eckpunkte: Sängerin Kovacs im Burghof. Foto: Veronika Zettler

Konzert: Sängerin Kovacs begeistert beim Saison-Auftakt im Burghof / Kraftstrotzend-verwegener Auftritt

Von Veronika Zettler

Lörrach. Mit dem Konzert der niederländischen Sängerin Kovacs startete der Burghof am Samstagabend in die Herbst-Winter-Saison. Die Besucher genossen einen kraftstrotzend-verwegenen Auftritt.

Musik ist die beste Medizin, diese Binsenweisheit bekräftigt Sängerin Kovacs mit aktuellem Geltungsanspruch. Die beiden Corona-Jahre bedeuteten für sie: Schluss mit Livemusik – und damit einen Komplettausfall der für sie hilfreichsten Form der Therapie, wie die 32-Jährige in charmantem deutsch-holländisch-englischem Sprachtohuwabohu auf der Burghofbühne erzählt. Der Ausgleich? Eine ordentliche Therapie, die ihre „Krisels“ durchaus erfolgreich in Angriff nahm. Trotzdem blieben da „the things I have to sing about“, die Dinge, über die sie sprechen oder vielmehr singen müsse. Wie viele ihrer älteren Stücke handeln so auch einige ihrer neuen Songs, die im Januar in Form ihres nunmehr dritten Albums „Child Of Sin“ auf den Markt kommen werden, von den mannigfaltigen Manifestationen der inneren und äußeren Dämonen sowie ihrer Überwindung.

Ohne Panzerung stark

In diese Richtung lässt sich auch die Symbolik von Requisiten und Performance deuten: Nach den ersten beiden Songs „Bang Bang“ und „Cheap Smell“ legt die Independent-Künstlerin ihre ritterliche Kettenhaube ab, um fortan mit kahl rasiertem Kopf und liebenswert punkiger Attitüde über die Bühne zu tigern. Botschaft: Du bist auch ohne Panzerung stark. Obendrein stärke sie der Umstand, dass ihre Spielart musikalischer Therapie offenkundig einer wachsenden Fangemeinde aus dem Herzen spreche und wohltue.

Kovacs kraftvoll raue Stimme wurde oft mit der von Amy Winehouse verglichen, erinnert aber auch an Shirley Bassey und Grace Jones, deren „Libertango“ Kovacs ins rund zweistündige Konzertprogramm gepackt hat. Apropos Tango: Dessen Elemente finden sich – etwa im Stück „My Love“ – im schillernden Sound der Kovacs ebenso wieder wie Anleihen bei Funk und Jazz, bei karibischen und mexikanischen Musiktraditionen sowie nicht zuletzt bei glamourös angelegten Popsoul-Soundtracks: Gleich eine ganze Reihe ihrer Lieder hätte das Zeug zum Titelsong für einen James-Bond-Film.

Besucher beglückt

Für einen kraftvollen Groove sorgt die sechsköpfige Band an Gitarre, Bass, Trompete, Schlagzeug, Keyboard nebst einer Backgroundsängerin. Dank dieses Arrangements pumpt manches mitreißender als auf den Alben „Shades of Black“ (2015) und „Cheap Smell“ (2018). So wird der Titel „Black Spider“ als regelrechtes Funk-Feuerwerk gespielt, das die Zuhörer sowohl in der bestuhlten vorderen als auch in der unbestuhlten hinteren Saalhälfte beglückt. Zum Schluss verschwinden die Bandmitglieder für einen traditionellen „Shot“ hinter die Bühne, um danach mit „Tutti Frutti Tequila“ das Publikum noch einmal in Tanzlaune zu bringen und dabei das ganze Klangspektrum ihres Instrumentariums glanzvoll aufzufächern.

Schnell aufgebaut

Die Truppe hatte übrigens die Anreise aus Belgrad mit dem Bus zum neunten Konzert innerhalb von elf Tagen gerade noch rechtzeitig geschafft und das Equipment innerhalb von 20 Minuten aufgebaut, wie Timo Sadovnik in seiner Ansprache vermerkte. Für den Burghof-Geschäftsführer war es ein besonderer Abend: Er eröffnete mit dem Kovacs-Konzert seine erste Burghof-Saison.

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