Lörrach Elfenmusik mit sanfter Magie

Die Oberbadische
Ausnahmegeiger Frank Peter Zimmermann und Dirigent Ivor Bolton beim Konzert des Sinfonieorchesters Basel im Burghof. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Sinfonieorchester Basel mit Frank Peter Zimmermann und Johanna Wokalek im Burghof

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Gleich mit zwei Stars war das Sinfonieorchester Basel zu Gast: Die bekannte Schauspielerin Johanna Wokalek war in einer szenischen Lesung in Mendelssohns „Sommernachtstraum“ zu erleben, und der hochkarätige Geiger Frank Peter Zimmermann als Solist in Beethovens bekanntem und beliebtem Violinkonzert, dessen eingängige Melodien einem vertraut sind. Ein doppelter Anlass also für das Publikum, in den Burghof zu strömen.

Schon daran zeigte sich der Ausnahmegeiger: Frank Peter Zimmermann spielt Beethovens Violinkonzert nicht nur erwartungsgemäß mitreißend und mit selbstverständlicher Virtuosität, er hat auch noch eine Überraschung parat. In der langen Exposition des ersten Satzes steht er mit seiner kostbaren Geige nicht länger regungslos auf der Bühne und harrt seinem Einsatz. Vielmehr spielt er alle Tutti in den ersten und zweiten Geigen mit. Und das bleibt nicht die Ausnahme. Das wird den ganzen Konzertabend so sein, dass dieser Stargeiger die Orchesterstimmen mit begleitet und damit klarmacht, dass der Solist bei Beethovens Violinkonzert kein herausgehobener Virtuose ist.

Wenn Zimmermann dann allerdings solistisch abhebt, die Kantilenen umspielt, den langsamen Mittelsatz betörend geigt, gespannt und intensiv die Melodien „aussingt“, um endlich im Finalsatz in dem schnellen Figurenwerk als „erster Geiger“ mit lupenreiner Virtuosität zu brillieren, spürt man den starken gestalterischen Willen.

„Auf die Finger“ schauen konnte man dem Solisten in der virtuosen Kadenz des ersten Satzes, die Zimmermann sehr prägnant, mit klarem, schlankem Ton spielt, wie Zimmermann überhaupt eine Interpretation mit großem Atem, durchdachter Phrasierung und konzentriertem Ton vorlegte.

So viel geigerische Souveränität, Stilgefühl und tonliche Qualitäten sowie die optimale Übereinstimmung zwischen Solist, Dirigent und Orchester überzeugten restlos und begeisterten das Publikum, das dieses populäre Paradestück von einem der weltweit besten Geiger einmal auf eine gegen die Tradition gebürstete, denkwürdige Art zu hören bekam.

Dass das Basler Sinfonieorchester die unpathetische Lesart voll mittrug, zeigten schon die vier stimmungsvoll gesetzten Paukenschläge, die das Allegro eröffnen. Diesen Pulsschlag hat Chefdirigent Ivor Bolton in seiner von Leidenschaft und Flexibilität geprägten Orchesterbegleitung durchgezogen.

Das Orchester war ebenso kompetenter Mitgestalter in der „Sommernachtstraum“-Musik von Mendelssohn, bei der anstelle der üblichen, vielgespielten Konzertsuite die Ouvertüre op. 21 und die Bühnenmusik mit dem Schauspieltext – moderner aufgemacht von Franzobel –, aufgeführt wurde. Dass nicht nur die Elfenmusik hautnah rüberkam, sondern auch eine märchenhafte Aura entstand, war der Schaupielerin Johanna Wokalek als Sprecherin zu danken, die als bühnenpräsente Herrscherin über Feen und Elfen mit diesem frühromantischen Märchenspuk verzauberte.

Anfangs in den Orchesterreihen, dann vorne an der Rampe stehend, verstand sie es, die sanfte Magie des Oberon- und Titania-Zaubers traumhaft poetisch und mit charmanter Liebenswürdigkeit zu vermitteln. Witzig waren dabei die Anspielungen auf „Ivor“, der ohne (Takt-)stock dirigiert. Bolton bemühte sich sehr, diese Zaubermusik sensibel, diskret und behutsam spielen zu lassen. Ein bisschen Effekt musste aber sein, zumal in den „I-Aahs“ und im Hochzeitsmarsch.

Die Sopranistin Katja Suber, die Altistin Anne Bierwirth und die Damen des La Cetra Vokalensembles fügten sich mit hochromantischem Elfengesang stimmig ein. Die zauberhafte Musik, der lockere Klang und die überzeugende Textinszenierung hatten applaustreibende Wirkung. Das war wirklich einmal das besondere Konzert!

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