Lörrach „End-lich Da-heim“

Martina Schüßler

Heilig Abend: „Mein Wort zu Weihnachten“ von Martina Schüßler, Pfarrerin in Hauingen.

„Mein Wort zu Weihnachten“ lautet dieses Jahr: „END-LICH DA-HEIM“. In diesem Satz stecken mindestens drei „versteckte“ Botschaften.

Die erste: Worte zu und an Weihnachten gibt es ja viele – Grußkarten mit guten Wünschen fürs Fest und meistens gleich fürs ganze neue Jahr werden ausgetauscht. In den Gottesdiensten aller Kirchen und in den unterschiedlichsten Verlautbarungen in Politik und Vereinen, bei Betriebsweihnachtsfeiern und in den Schulen werden Worte gesucht, die „DAS Wort oder DIE Botschaft“ fassen können. Hier aber soll es um „mein“ Wort zu Weihnachten gehen, also ganz persönlich…

Lieblingswort zu Weihnachten

Das erinnert mich an eines meiner Lieblingsworte zu Weihnachten, das ein Dichter im 17. Jahrhundert (Angelus Silesius) formuliert hat: „Wär Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht IN Dir: Du bliebst noch ewiglich verloren.“ Was also bedeutet Weihnachten für mich ganz persönlich als der Mensch, der ich heute bin? Die zweite: „Alle Jahre wieder“ dasselbe ist beides – langweilig, aber stabil. Vielleicht ist deshalb der Heiligabend-Gottesdienst immer noch der bestbesuchte Gottesdienst im ganzen Jahr – weil man erfreulicherweise weiß, was einen erwartet, auch wenn man deswegen eben gerade auch nicht hin müsste. Das erinnert mich an einen Satz aus einem Buch, das mich schon seit Jugendtagen begleitet („Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“). Da erklärt die sechsjährige Anna, warum sie nicht öfter in die Kirche geht: „Da geht man einmal hin und hört die Botschaft. Und dann tut man sie. Fertig.“

Dem kann ich viel abgewinnen, vor allem, wenn „die Botschaft“ so klar und einfach rüberkommt, wie in einem anderen meiner Lieblingsworte zu Weihnachten vom katholischen Altbischof Franz Kamphaus: „Mach’s wie Gott: Werde Mensch!“

Wie aber tu ich das? Mensch werden – wenn ich doch scheinbar schon einer bin? Die dritte: Was wir Menschen uns da seit 2000 Jahren als Geburtsgeschichte des Jesus von Nazareth in Bethlehem erzählen, gewinnt erst in dem Augenblick meines Lebens seine wahre Bedeutung, in dem ich selbst dies „er-lebe“: die Mensch-Werdung Gottes in mir.

In diesem Jahr war dies der Augenblick, als mein Lieblingsregal im Fenster des evangelischen Pfarrhauses in Hauingen verschwand. Damit war klar: Die Zeit, in der es allein mir gehört hatte, war nun „end-gültig“ vorbei. Fortan würde ich es mit anderen, mir zunächst fremden Menschen teilen: mit den Mitgliedern einer Wohngemeinschaft, die in den nächsten Monaten hier eine Heimat auf Zeit finden, ja die hier „end-lich da-heim“ sein soll – weil Gott sich schon dem Mose vorgestellt hat als der „Ich-bin-da“.

Bedeutung von Weihnachten

Und so bedeutet Weihnachten für mich ganz persönlich als der Mensch, der ich heute bin, also in diesem Jahr 2018: Ich werde Mensch wie Gott, in dem ich meine und unser aller „End-lichkeit“ annehme. Ich lasse los, was ich bisher als mein Eigentum begriffen habe und beginne zu teilen, damit andere Menschen auch in Gottes/unserem menschlichen Da-Sein Heimat finden können. Deshalb also lautet „mein“ Wort zu Weihnachten in diesem Jahr: END-LICH DA-HEIM.

Und wie lautet Ihres? Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie Ihr Wort zu Weihnachten hören und sagen können – auf Ihren Grußkarten und wo immer Sie darum gebeten werden!

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