Lörrach Engelplatz verleiht Flügel

Bernhard Konrad
Im Ausschuss für Umwelt und Technik betonte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic, sie bestehe nicht auf das Hochhaus, aber auf eine „dem Ort angemessene Dichte“. Foto: Kristoff Meller

Stadtentwicklung: Bauprojekt stößt Debatte weit über seinen Geltungsbereich an

Lörrach - Die Debatte über Bebauungsoptionen für das Gebiet „Nördlich Engelplatz“ hat eine gesamthafte Betrachtung der Quartiersperspektiven ebenso beflügelt wie Überlegungen zum künftigen Umgang mit Hochhäusern in der Stadt. Im Ausschuss für Umwelt und Technik wurden in diesem Zusammenhang Anträge von CDU- und SPD-Fraktion erörtert.

Die SPD möchte in Zählgemeinschaft mit den Piraten/Die Linke einen städtebaulichen Rahmenplan für das Gebiet um den Engelplatz und seine Anbindung an die Innenstadt erstellen (wir berichteten).

Der SPD-Antrag

Als Begründung führt die Fraktion unter anderem an, dass das laufende Bebauungsplanverfahren „Nördlich Engelplatz“ lediglich Aussagen zur möglichen Bebauung der betroffenen Grundstücke treffe. Diese sollten jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr sollte sich die Bebauung an einer Gesamtaussage zur künftigen Gestaltung und Funktion des Platzes an sich, der ihn umgebenden Gebäude sowie der verkehrlichen Anbindung an die Innenstadt orientieren, so der von Christiane Cyperrek und Hubert Bernnat formulierte Antrag.

Die Haltung der Stadt

Die Stadt dagegen empfiehlt, den Antrag zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter zu verfolgen, „da konzeptionelle Grundlagen im Hinblick auf die genannten Fragestellungen bereits vorhanden sind“, so die Vorlage.

Für die Weiterentwicklung des Engelplatzes dagegen mit seinen vielfältigen Funktionen, Bezügen und Akteuren würden entsprechende Kapazitäten benötigt: „Wir sollten uns angesichts dieser vielfältigen Anforderungen Zeit nehmen, den Platz gemeinsam mit allen Akteuren so zu gestalten, dass er zu einem Identifikationspunkt wird, und deshalb die Planungen zur Platzentwicklung von dem Projekt Nördlich Engelplatz entkoppeln“, so der Fachbereichsleiter „Stadtentwicklung und Stadtplanung“ Gerd Haasis in der Vorlage.

Der Geltungsbereich für den Bebauungsplan „Nördlich Engelplatz“ sei bewusst auf dieses Gebiet beschränkt worden, um die Ergebnisse des Wettbewerbs zeitnah umsetzen zu können. Gestalterische Maßnahmen zur Aufwertung des Engelplatzes könnten im Anschluss angepackt werden. Die Verwaltung sieht zumindest auf der gegenüberliegenden Straßenseite Möglichkeiten. Haasis: „Die Bauherrin Frau Vukovic bietet in der geplanten Tiefgarage 24 öffentliche Stellplätze und schafft damit die Voraussetzung für eine Platzneugestaltung.“

Zu anderen Facetten wie etwa der Nahversorgung seien bereits im Märkte- und Zentrenkonzept konkrete Aussagen getroffen worden.

Die Antwort der SPD

Weder Christiane Cyperrek noch Christa Rufer (SPD) konnte dieser Ansatz überzeugen. Letztere betonte abermals die Bedeutung eines städtebaulichen Rahmens, der verlässliche Leitplanken für Weiterentwicklung und Maßnahmen biete.

Der CDU-Antrag

Die CDU-Fraktion fordert die Kommune in ihrem Antrag auf, ein städtebauliches Konzept für die zukünftige Errichtung von hohen Gebäuden, insbesondere von Hochhäusern, im Stadtgebiet zu erarbeiten (wir berichteten).

„Lörrach wächst nach wie vor, das Flächenangebot ist aber begrenzt. Nicht zuletzt die notwendige Schaffung von weiterem Wohnraum erfordert deshalb zukünftig, vermehrt in die Höhe zu bauen. Die Fraktion ist davon überzeugt, dass es für die Akzeptanz derartiger Gebäude entscheidend darauf ankommt, dass die jeweiligen Standorte von einem gesamtstädtischen und damit Gemeinwohlinteresse getragen sind“, so ein Ausschnitt des von Petra Höfler verfassten Textes.

Die Reaktionen

Die Verwaltung signalisierte grundsätzlich ihre Bereitschaft, den Antrag im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts ISEK weiter zu bearbeiten. Die ersten Reaktionen der anderen Fraktionen waren dagegen eher ablehnend.

Die Frage nach dem Bau eines Hochhauses müsse „situativ“ betrachtet werden, sagte Fritz Böhler (Grüne). Aufs Ganze besehen, ging der Ausschuss nicht davon aus, dass ein Hochhaus-Konzept im Einzelfall Protest verhindern könne. Auch Gerd Haasis erklärte, andere Kommunen vermieden es, solch ein Konzept für den künftigen Bau hoher Gebäude „flächenscharf“ zu erstellen.

Die Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic sagte, dass ihr der Dialog mit den Bürgern in beiden Antrags-Zusammenhängen wichtig sei. Sie wolle hören, so betonte sie, „was die Menschen bewegt“. Sie bestehe nicht auf das Hochhaus, aber auf eine „dem Ort angemessene Dichte“. Die Verwaltung kündigte in den Vorlagen ihre Absicht an, zeitnah eine Veranstaltung anzubieten, „um mit den Anwohnern in Dialog zum Projekt Nördlich Engelplatz zu treten“.

Thomas Denzer (Freie Wähler) warf eine Grundsatzfrage auf: Wenn jedes Projekt nochmals im Einzelnen öffentlich in Frage gestellt werden könne, „wofür brauchen wir dann eigentlich noch den Gestaltungsbeirat und den Gemeinderat?“

Beide Anträge werden samt den Verwaltungsvorlagen nochmals zur eingehenden Diskussion mit in die Fraktionen genommen. Am 20. Mai entscheidet der Gemeinderat.

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