Lörrach Er will für immer bleiben

Die Oberbadische
Pratomo Ade Christanto aus Südost-Sulawesi absolviert bei der evangelischen Bezirksjugend ein Freiwilliges Soziales Jahr und will darüber hinaus in Deutschland bleiben.                            Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Gesellschaft: Junger Indonesier fühlt sich in Lörrach sehr wohl

Von Gerd Lustig

Lörrach. Er ist immer gut drauf, dieser Pratomo Ade Christanto. Und das Wichtigste: Dem jungen Mann aus Indonesien, genauer gesagt aus Südost-Sulawesi, gefällt es hier im Dreiländereck und in Lörrach. Der 27-Jährige absolviert gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Evangelischen Kirchenbezirk Markgräflerland. Er geht damit quasi den umgekehrten Weg, denn im Normalfall machen hiesige junge Erwachsene FSJ-Dienst im asiatischen oder afrikanischen Ausland.

„Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier in Deutschland“, sagt Christanto mit dem Brustton der Überzeugung. Schon seit neun Monaten lebt er in Lörrach, und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Denn er hat bereits die Zusage für ein weiteres Jahr.

Normalerweise klappt das nur in den seltensten Fällen. „Umso mehr freue ich mich, dass mein Vertrag verlängert wurde“, so Christanto. Ausschlaggebend dafür war wohl, „dass es mit ihm super funktioniert und er sich toll einbringt“, lobt Bezirksjugendreferent Jörg Mauch.

Eine Einbahnstraße ist der Aufenthalt des jungen Mannes keineswegs. Seit Anfang August steht der Gegenbesuch hiesiger junger Menschen der evangelischen Jugend in Indonesien an. Und wer wäre für die Organisation dieses Besuchs besser geeignet als Christanto. Auf Erfahrungen kann er ebenfalls verweisen. Anfang Juni hatte er bereits den Besuch von zwölf Jugendlichen der protestantischen Kirche Südost-Sulawesi vorbereitet und für einen reibungslosen Ablauf des mehrwöchigen Workcamps gesorgt, an dessen Abschluss unter anderem die Einrichtung einer Jugendkirche bei der Friedensgemeinde realisiert wurde (wir berichteten).

Weitere Aufgaben im Rahmen des Sozialen Jahres sind für den sympathischen Indonesier der regelmäßige Einsatz im Schülercafé „Kamel-ion“ auf dem Schulcampus Rosenfels sowie die Initiierung von Musikprojekten.

Christanto ist Musiker, spielt, Gitarre, Bass und Klavier. Er zeichnet seit neun Monaten für die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten verantwortlich und spielt auch bei Konfirmanden- oder Kinder-Freizeiten auf. In seiner indonesischen Heimat hat er in einer Band gespielt und in Lörrach gleich eine Band gegründet.

Doch damit nicht genug: Pratomo Ade Christanto ist ein wahres Multitalent. So kann die Bezirksjugend auf IT-Kenntnisse des 27-Jährigen setzen. Unter anderem hat er eine eigene App entwickelt, die eine gute Übersicht über Termine und Veranstaltungen im Kirchenbezirk bietet. Dieses IT-Wissen kommt nicht von ungefähr. Vier Jahre lang hat Christanto das Fach Informatik in seiner Heimat studiert, hat sogar knapp zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet, ehe dann dort die Arbeitsmarklage schwieriger wurde. In dieser Zeit konnte er allerdings ein wenig Geld sparen, das ihm jetzt in Deutschland monatlich ein bisschen das doch eher spärliche Taschengeld eines FSJlers aufbessert.

Christanto ist außerordentlich aufgeschlossen und hat schon Einiges im Dreiländereck kennen- und lieben gelernt. „Besonders gefällt mir an den Deutschen die Pünktlichkeit, die Sauberkeit und ihre Gründlichkeit“, verrät er. Oberste Priorität sei hier stets die Qualität. Die Menschen seien zwar mitunter ein wenig kühl und verschlossen, aber alle sehr nett.

Christanto kann sich deshalb gut vorstellen, nicht nur vorübergehend, sondern für immer in Deutschland zu bleiben. Diesbezüglich hat er sich bereits an die zuständige Stelle in Stuttgart gewandt. Die Sprache ist da kein Hindernis. Mit einem VHS-Kurs hat er sich nicht begnügt, sondern individuellen Sprachunterricht bei einer Dozentin im Freundeskreis des Kirchenbezirks genommen.

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