Zudem kritisierte der Hauinger Ortsvorsteher die umfangreichen Vorgaben für die Verlegung durch Gunter Demnig: „Der Künstler nimmt zu viel Einfluss, das ist nicht in Ordnung.“
Diskurs ist wichtig
Tanja Reinhardt-Albiez (Grüne) vertrat direkt im Anschluss genau die umgekehrte Meinung: „Ich freue mich, dass die ersten Stolpersteine verlegt werden.“ Sie begrüßte auch, dass es eine Diskussion über die Verwendung von Wörtern wie „Rassenschande“ auf den Steinen geben soll. Dieser Diskurs sei nicht erst seit der aktuellen Rassismus-Debatte von großer Bedeutung: „Es ist wichtig, dass Geschichte aufgearbeitet wird, die einen Kontext in der heutigen Politik hat“, sagte Reinhardt-Albiez.
Hubert Bernnat (SPD) zeigte Verständnis für die Meinung seines Fraktionskollegens. Gleichwohl sei die Diskussion zur Erinnerungskultur ein „unglaublich wichtiger Prozess“, in den auch die Argumente derjenigen eingeflossen seien, die „emotionale Bedenken“ bezüglich der Stolpersteine haben.
Bernnat bezeichnete die Entscheidung für die Verlegung als „mutigen Beschluss“, denn für manche Lörracher Opfer des Nationalsozialismus gebe es bis heute keinen Grabstein.
„Anfangs war ich sehr ambivalent eingestellt. Was mir geholfen hat, war die Diskussion in der Stadt“, sagte Lars Frick. Denn die Stolpersteine seien eine Möglichkeit, diese Diskussion und die Erinnerung aufrecht zu halten.
Und auch Oberbürgermeister Jörg Lutz erklärte: „Ich war anfangs auch leicht kritisch, aber der Prozess hat mich umgestimmt und ich kann nun voll dahinter stehen.“
Gedenken in Lörrach statt Fahrt nach Gurs
Lars Frick gab am Rande der Diskussion außerdem bekannt, dass die Fahrt nach Gurs anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der Lörracher Juden coronabedingt ausfallen muss. Stattdessen soll am 22. Oktober um 17 Uhr vor der Sitzung des Gemeinderats den Opfern in einer halbstündigen Veranstaltung in würdigen Form gedacht werden. Über den genauen Ablauf werde noch informiert.