Lörrach Erinnerungen an Rio de Janeiro

Die Oberbadische
Viviane de Farias mit Paulo Morello auf der Jazztone-Bühne. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: Viviane de Farias begeisterte im Lörracher Jazztone

Von Veronika Zettler

Lörrach. Es wurde eng im Lörracher Jazztone: Zahlreiche Besucher wollten am Freitag Viviane de Farias hören und sehen. Die aus Brasilien stammende Wahl-Karlsruherin gastierte schon mehrfach im Jazzclub. Unter anderem hatte sie 2011 mit Jermaine Landsberger und Paulo Morello für Begeisterung gesorgt.

2007 war sie ebenfalls am Haagensteg. Damals präsentierte sie, begleitet von Paulo Morello und Kim Barth, ihr erstes Soloalbum. Jetzt hat sie eine neue Scheibe im Gepäck – es ist bereits die dritte, die beim Freiburger Label In & Out herauskommt. Auf „Vivi“ singt das waschechte „Girl from Ipanema“ eine Hommage an ihre Heimatstadt Rio de Janeiro, an Menschen, Stimmungen und Erinnerungen, von denen sie während des Konzerts immer wieder erzählt.

Zunächst aber stellte sich die Band mit einem furiosen Samba vor: An der Gitarre der bayerische Jazzprofessor Cornelius Schmidkunz alias Paulo Morello, an Saxofon und Querflöte der Däne Kim Barth, dazu Tizian Jost am Piano, Eduardo „Dudu“ Penz am Bass sowie am Schlagzeug Flo Reichle. Der Zürcher Drummer vertrat den ausgefallenen Mauro Martins und spielte zum ersten Mal mit der Combo, was die Zuhörer angesichts der präzis swingenden Begleitung kaum glauben mochten.

Begeisterung löste fortan aus, wie die Gruppe brasilianische Musiktradition mit freien Improvisationen verzahnte. Vor allem Kim Barth steigerte seine expressiven Flötensoli zu triumphalen Höhenräuschen.

Den ausgefeilten Stücken ist die langjährige Zusammenarbeit der Künstler anzuhören. Viele Lyrics hat Viviane de Farias geschrieben, derweil etliche Kompositionen von Paulo Morello stammen, der sie wiederum auf die Vokalkunst der Frontfrau zugeschnitten hat. Im mitreißenden „Samba I“ lässt die Sängerin, die 20-jährig als lyrischer Sopran an der Staatsoper in Rio debütierte, verschiedene Facetten ihrer stimmlichen Fertigkeiten kraftvoll und wendig schillern.

Zwischen Bossa Nova und Samba, Jobim und Gilberto durchstreift die Formation in einem abwechslungsreichen, aber stimmig arrangierten Programm ansteckend genießerisch den brasilianischen Klangkosmos. Da findet auch ein Walzer als Reminiszenz an Maurice Ravel sein Plätzchen. Mit einem treibenden Stück aus der Feder von Eumir Deodato zelebriert die Combo den Baião, den etwas erdigeren Rhythmus aus dem Nordosten Brasiliens. Es folgt „Song For My Little Daughter“ vom ungarischen Gitarristen Kosta Lukacs, das Viviane der Farias mit Erinnerungen an sonntägliche Nachmittage an der Copacabana verknüpft: „Das Licht fällt durch die Palmen, überall lassen die Leute kleine Radios laufen, meistens, um Fußballspiele zu verfolgen, es sind Hunderte von kleinen Radios“. Die aktuellen Zustände geben ihr indes Anlass zur Sorge. „In Rio ist derzeit fast Bürgerkrieg. Es herrscht eine Kleptokratie. Das ganze Land ist irgendwie getrennt“, berichtet sie und folgert: „Die Welt braucht dringend Musik“.

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