Lörrach „Es entsteht ein Problemviertel“

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Umfrage unter Brombacher Bürgern zum geplanten Asylbewerberwohnheim an der Hofmattstraße

Lörrach-Brombach. An der Hofmattstraße in Brombach soll eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber entstehen. Das planen Stadt und Landkreis (wir berichteten). Allerdings ohne die Bürger frühzeitig über die Pläne zu informieren. Gerade diese Informationspolitik sorgt für Unmut bei vielen Brombachern, die eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen haben. Wie stehen die Brombacher zu dem geplanten Bau und was halten sie vom Vorgehen der Stadt?  Unser Mitarbeiter Frederik Mayer hat sich im Lörracher Ortsteil umgehört.

Franz Beer, 61: „Ich finde das nicht gut. Blocks mit normalen Mietwohnungen wären  angebrachter. Das ist schade für das Wohngebiet. Man sieht schon in der Wölblinstraße, wie vermüllt die ist.“

Ivonne Böppler, 42: „Ich habe nichts dagegen, wenn ein Asylbewerberheim gebaut wird. Aber wenn so viele Menschen an einem Fleck untergebracht werden – Ich weiß nicht, ob das nicht ein Ghetto wird. Das wäre schade – auch für diese Menschen. Wenn man sie mehr verteilen würde, wäre das sicher besser. Dann fiele die Integration leichter.

Raheel Pervaiz, 26: „Einerseits ist das Vorhaben nicht schlecht, aber so wie es momentan gehandhabt wird, ist da ein Problemviertel im Entstehen. Es muss richtig durchdacht sein, dann ist ein Asylwohnheim schon ok. Man muss sich aber auch um die Menschen kümmern. Es darf nicht nur um Quoten gehen.“

Laura Grosse und Stefanie Knöpfle, beide 20: „Generell ist ein Asylbewerberheim gut. Wenn das aber heißt, 150 oder mehr Menschen in ein Haus zu drängen, kann das nicht gut gehen. Die Menschen selbst werden sich da auch nicht wohlfühlen. Und für eine gute Integration ist das gar keine Lösung. Da wäre es sinnvoller, man verteilt kleinere Heime auf das gesamte Stadtgebiet. Außerdem sollte eine solche Entscheidung gut bedacht werden und vor allem demokratisch gefällt werden, anstatt  sich mit dem fertigen Ergebnis hinzustellen und zu sagen: So wirds´ gemacht.“

Kathrin Wächter, 43: „Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt, das ist besonders schade. Es ist mir klar, dass die Menschen irgendwo hin müssen, andererseits verstehe ich auch, dass es Proteste gibt. Ich weiß aber nicht, ob die noch etwas bewirken können. Das größte Problem ist, dass die Asylsuchenden ja nicht arbeiten dürfen. Wie sollen sie da Fuß fassen können? Auf die Stadt kommt pädagogisch und kulturell eine große Herausforderung  zu. Es ist vor allem tragisch, wie das in der Politik läuft.“

Marcus Steuckardt, 39: „Das ist doch typisch Deutschland: Es wird etwas entschieden, ohne die Betroffenen vorher zu fragen. Und das in einer Demokratie. Natürlich wurde das Thema auch erst nach den Gemeinderatswahlen öffentlich. Wenn die Stadt ihre Entscheidung getroffen hat, wird diese auch durch Petitionen nicht mehr rückgängig gemacht werden – davon gehe ich aus. Mit so einer Art von Politik schiebt man vermehrt Wähler in die rechte Ecke. Das kann ganz leicht ins Auge gehen.“

Wolfgang Philipp, 54: „Ich wohne direkt vor Ort und bin auf jeden Fall dagegen. Wenn das Wohnheim wirklich gebaut wird, ziehe ich weg. Ich lasse mich doch nicht beklauen. 300 Personen auf einem Fleck sind einfach viel zu viel. Deshalb mache ich bei der Unterschriftensammlung mit.“

Sibylle Roggendorf, 44: „Ich kenne das Asylbewerberheim in Rheinfelden und weiß, welche Probleme es dort gibt. Aber ich denke, wenn Menschen bereit sind, ihre Heimat aufzugeben und woanders Asyl suchen, muss ihre Not groß sein, und dann sollte man sie offen empfangen. Bei Verstößen gegen das Gesetz muss natürlich gehandelt werden auch wenn die Wertvorstellungen von Menschen, die aus einem Bürgerkriegsland kommen, möglicherweise etwas anders sind, als unsere. Da bedarf es viel Aufklärung. Die Kundgebung der Initiative finde ich bedenklich. Das könnte Hass schüren. Vielleicht ist sie aber auch berechtigt, denn eine Ghettoisierung ist immer schlecht. Die Asylbewerber einzeln zu integrieren wäre möglicherweise besser.“

Yusuf Bakimci, 20: „Ich kann die Menschen verstehen, die dagegen sind. So etwas sollte nicht ablaufen, ohne die Bürger mit einzubeziehen. Dadurch wird das Vertrauen in die Politik bei vielen getrübt. Selbst ich als Ausländer sehe die Vorgänge kritisch. Man kann nicht ohne Wissen der Bürger entscheiden. Die Sache an sich, also eine Unterkunft zu bauen, finde ich aber gut.“

Thomas Bernhardt, 40: „Ich habe durch einen Zettel im Briefkasten davon erfahren. So etwas kann negative Folgen mit sich bringen. Es spielt keine Rolle, wo das Heim hinkommt. Ob in Brombach, Haagen oder Hauingen, überall werden sich die Anwohner benachteiligt fühlen. Die sollen sich erstmal um die Probleme von uns kümmern. Ich arbeite  den ganzen Tag und  am Ende des Monats wird das Geld trotzdem knapp. Hilfe bietet mir deshalb keiner an.“

Domingo Ramos, 26: „Für mich ist das Vorhaben okay. Die Menschen müssen ja irgendwo unterkommen. Ob 300 Menschen auf einem Fleck jetzt zu viel sind oder nicht, muss ein Experte beurteilen.

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