Lörrach Eschen und Buchen abgestorben und mit Sonnenbrand

Marco Fraune
Bernhard Schirmer (links), Forstbezirksleiter Kandern, und Revierleiter Joachim Trautwein führen das Konzept vor Augen. Foto: Marco Fraune

Zwischen der A98 und der Homburgsiedlung werden Bäume gefällt.

Das Geräusch der Motorsägen und von Forstmaschinen durchdringt in dieser Woche neben dem Autobahnrauschen den Stadtwald. Große stattliche Buchen, Eichen und Eschen sind hier mit greller Farbe und Nummern versehen. Revierleiter Joachim Trautwein hat sie aufgesprüht, 72 Bäume sind es. Zwei Drittel davon müssen gefällt und entfernt werden. Der Grund: Sie haben die Trockenheit und Hitze nicht überstanden. „Wir haben sie als tickende Zeitbomben eingeordnet.“ Denn wenn einer dieser teils 40 Meter hohen Bäume umstürzt, können sie den Hang hinunter rutschen, auf die Hangstraße zwischen DHBW und Autobahnbrücke fallen – und im schlimmsten Fall Menschen, Autos oder Wohnhäuser treffen. Die Verkehrssicherheitspflicht muss von der Stadt eingehalten werden – zuletzt ist diese am Wochenende noch einmal davon gekommen, da eine große Buche fiel, doch von einem anderen Baum aufgehalten wurde.

Der Problembaum Nummer 47 Foto: Marco Fraune

Sicherheit hat Priorität

Während einer Waldbesichtigung mit der Presse am Montag weisen Trautwein und Bernhard Schirmer, Forstbezirksleiter Kandern, an verschiedenen Stellen auf dieses Sicherheitsproblem hin. Gleichzeitig ist nicht jedem Waldbesucher klar, warum auf den ersten Blick gesund aussehende Bäume gefällt werden. „Wir befinden uns immer im Rechtfertigungsmodus“, berichtet Marco Wenk, Teamleiter Liegenschaften und Forst der Stadt Lörrach. Bis zu zwei Wochen lang ist am Hang daher auch der Weg gesperrt.(Ein Interview hierzu findet sich auf unserer Instagram-Seite)

Aufgefallen sind die Problembäume bei der „normalen“ Durchforstung. Dabei geht es darum, den Waldbestand zu stabilisieren, verwertbares Holz für den Verkauf aufzubereiten und auch darum, dem Regen die Möglichkeit zu bieten, besser in den Boden einzudringen, erläutert Schirmer. Dass das Eschentriebsterben das Aus für diese Baumart bedeutet, ist mittlerweile klar, nur noch minimale Resthoffnung gibt es für die Eschen. Doch auch Altbuchen, die oberhalb der Homburgsiedlung stehen, sind teils kollabiert. Schirmer: „Es ist schade und tut uns weh.“

Der Wald wird durchforstet, was vom Experten näher erläutert wird. Foto: Marco Fraune

Der Revierleiter und der Forstbezirksleiter zeigen dies an der Nummer 47. Eine schöne alte Rotbuche. Sie hat einen Kronenverlust, auch die Ersatzkrone fristet ein trauriges Dasein. Das Urteil: Sie muss auf jeden Fall weg. Hierzu werden Baumkletterer beauftragt, die den 40 Meter hohen Baum in einer Höhe von zwölf Metern mit einem Seil versehen, das oben am Hang von einer Maschine hochgezogen wird. Das dauert, es kostet Zeit und Geld, so die Experten. „Das ist kein Hieb, mit dem man die Kasse füllt“, weiß Teamleiter Wenk um die finanziellen Folgen.

Blick in Richtung Homburgsiedlung Foto: Marco Fraune

Das Alt- und Totholzkonzept

Dieser Baum lässt sich auch nicht mehr zu Geld machen, vielmehr wird er oben am Hang in einem Bereich abgelegt. Hier ist er Teil des Alt- und Totholzkonzepts. Und er liegt hier nicht alleine. „Viele Bäume sind innerlich hohl“, blickt Trautwein auf weitere Exemplare. Ein Konsolenpilz am Stammfuß kann eine Ursache sein. Bei einem anderen läuft am Stamm eine Art Schleim heraus, womit ebenso eine Fällung erforderlich wird.

Teil des Totholzkonzepts Foto: Marco Fraune

Bei der Nummer 68, einer weiteren stattlichen Buche, sieht es nicht viel besser aus. Dass diese Baum noch steht, verwundert die Forst-Experten. Ein Sonnenbrand beziehungsweise ein Fellschaden liegt hier vor. Vor 30 Jahren wurde der Bereich schon einmal durchforstet. Die damals kleineren Bäumen standen dann exponiert in der Sonne, was sie nicht vertragen haben.

Unterschiedlicher Zustand

Die Nummern 70 bis 72 sollen hingegen möglichst lange wie aktuell belassen werden. Die 71 hat eine große und offensichtlich gesunde Krone. „Die sieht gut aus“, findet Schirmer. Bei dem benachbarten Baum handelt es sich nur um einen relativ kleinen Rumpf, der ohne größere Gefahr an Ort und Stelle verbleiben kann. Denn: „Totholz wimmelt vor Leben.“ Tieren und Pflanzen soll der optimale Lebensraum geboten werden. Auf den wenige Meter entfernten Spitzahorn setzt Trautwein für die Zukunft seine Hoffnung, denn dieser ist deutlich trockenresistenter. Gleiches gilt für die Hainbuche.

Schweres Gerät kommt zum Einsatz. Foto: Marco Fraune

Schließlich soll nach der vierwöchigen Durchforstung der Wald für Mensch und Tier zur Verfügung stehen. Waldnaturschutz und die Erholungsfunktion haben hier eine Zukunft, so die Intention der Experten – also wenn die Motorsägen verstummt sind.

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