Lörrach Fabric-Quartier nimmt Konturen an

Die Oberbadische

Stadtentwicklung: Schöpflin Stiftung stellt Ergebnisse des städtebaulichen Verfahrens vor

Das Fabric-Areal der Schöpflin Stiftung in Brombach nimmt Konturen an. Seit vergangenem Herbst hat die Stiftung mit vier Architekturbüros am städtebaulichen Konzept für das 14 200 Quadratmeter große Gelände gearbeitet, das nun der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Lörrach-Brombach. Dabei bleibt die Stiftung den Prinzipien der „Wunschproduktion“ aus dem Jahr 2018 treu, denn auch im städtebaulichen Verfahren hat das „Wissen der Vielen“ eine wichtige Rolle gespielt, betont die Stiftung in einer Medieninformation.

Wünsche umgesetzt

Herzstück des neuen Quartiers an der Franz-Ehret-Straße werden Freiflächen mit unterschiedlichen Qualitäten, in denen sich die Ideen der „Wunschproduktion“ in vielfältiger Weise widerspiegeln. Um den zentralen Platz, die „Agora“, ordnen sich verschiedene Nutzungen an: Die Ortschaftskantine und das „Werkhaus“ mit öffentlichen Workshop- und Werkstatträumen. In Richtung Vacuform-Gelände sieht die Planung ein Baufeld vor, in dem die Schöpflin Stiftung möglicherweise eine Weiterführung der Schöpflin Grundschule umsetzen möchte, die im September startet. Die Entscheidung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen.

Zudem wird es auf dem Gelände Mietwohnungen für unterschiedliche Formen des Zusammenlebens geben. Damit möchte die Stiftung das Wohnungsangebot um Offerten ergänzen, die bisher knapp sind (etwa bezahlbarer Wohnraum für Senioren, Azubis etc.).

Nutzungen verweben

Insgesamt sollen bis zu sieben Gebäude in mehreren Bauabschnitten entstehen; in allen Erdgeschossen sind öffentliche oder gewerblich nutzbare Flächen vorgesehen. Mit der Ortschaftskantine und einem Café wird auch dem Wunsch nach einem niedrigschwelligen gastronomischen Angebot Rechnung getragen, in dem nicht der Konsumzwang sondern die Begegnung im Fokus steht.

Die umgebenden Freiflächen verknüpfen das Gelände, die Häuser und die Nutzungen miteinander und bieten vielfältige Möglichkeiten für das Gemeinschaftliche. Auch das gewünschte Thema „Wasser“ findet sich im Entwurf an mehreren Stellen wieder. Die Umsetzung als autoarmes Quartier soll zusätzlich die Aufenthaltsqualität steigern. „Auf dem Gelände verweben sich zahlreiche Nutzungen miteinander – das könnte das neue Herz von Brombach werden“, fasst Tim Göbel, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung, den Ansatz zusammen.

Kollaboratives Verfahren

Statt eines klassischen Wettbewerbs hat sich die Schöpflin Stiftung für ein kollaboratives Planungsverfahren entschieden, um im Dialog mit den Experten eine Lösung für die komplexe Aufgabenstellung zu erarbeiten. Ein Team aus vier internationalen Architekturbüros – BeL Sozietät für Architektur aus Köln, ifau Institut für angewandte Urbanistik aus Berlin, Clauss Merz aus Basel und NL Architects aus Amsterdam – sowie Landschaftsarchitekten, Mobilitäts- und Klimaexperten haben das Areal gemeinsam geplant.

Die Art und Weise der Zusammenarbeit war den Büros freigestellt. Auch für Marion Clauss, Partnerin bei Clauss Merz in Basel, war der Planungsprozess etwas Besonderes: „Normalerweise sind die anderen Büros ja die Konkurrenz, in diesem Verfahren haben wir aber schnell gemerkt, dass wir partnerschaftlich miteinander arbeiten wollen, um eine gemeinsame und vielfältige städtebauliche Lösung für das Fabric-Areal zu entwickeln.“

Begleitet wurde das Verfahren vom Basler Projektentwicklungsbüro „denkstatt sàrl“, das bereits die Umsetzung der Wunschproduktion in einer städtebaulichen Machbarkeitsstudie geprüft und das Werkstattverfahren mitkonzipiert, organisiert und moderiert hat.

Modellcharakter

Ebenfalls aktiv beteiligt war ein Verfahrensbeirat, dem auch Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg angehörte, der beim gestrigen Mediengespräch anwesend war. Er lobte neben der Qualität des Verfahrens insbesondere die gelungene Einbindung der Bürger und die Berücksichtigung der in der Wunschproduktion formulierten Ideen. Elemente des Fabric-Konzepts könnten Modellcharakter für Stadtentwicklungsprozesse haben.

Lebendiges Quartier

Die Wünsche der Menschen ernst zu nehmen, hatte für die Stiftung im Prozess Priorität. Stifter Hans Schöpflin betont: „Wir wollen kein Denkmal für die Stiftung bauen, sondern ein funktionierendes und lebendiges Quartier für Brombach und den wachsenden Lörracher Norden.“

Grundlage für das städtebauliche Verfahren war ein Beteiligungskozept, das der Konzeptkünstler Christoph Schäfer mit seinem Team entwickelt hat (wir berichteten).

Nächste Schritte

Mit den Ergebnissen des städtebaulichen Verfahrens wird jetzt der bestehende Bebauungsplan in Abstimmung mit der Stadt Lörrach und den städtischen Gremien überarbeitet. Bis zur Verabschiedung des Bebauungsplans werden gut zwei Jahre veranschlagt.

Jetzt geht es erst einmal an die Feinplanung: „Wie sieht das Betreiberkonzept für das Gelände aus? Wer sind passende Mieter für die Flächen? Welche Wohnangebote braucht Brombach zukünftig?“ Das sind laut der neuen Projektverantwortlichen Constanze Wehner einige der Fragen, mit denen sich die Stiftung in den nächsten Monaten beschäftigen wird. Mit der Fertigstellung der ersten Gebäude ist frühestens Anfang 2026 zu rechnen.

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