Lörrach Fast magische Seelenkräfte

Dorothee Philipp
Selten auf der Bühne: „Cat Power“. Foto: Dorothee Philipp

Stimmen-Festival: „Cat Power“ im Burghof –­ eine Sensation.

Lörrach - Dunkel wie kaum einmal Bühne und Saal des Burghofs, dunkel und geheimnisvoll die Frau im schwarzen Kaftan, atemlos gespannt das Publikum: Chan Marshall, seit den 90er Jahren als Sängerin, Songwriterin und Produzentin bekannt unter dem Markenzeichen „Cat Power“ ist da.

Leibhaftig, eine Sensation für die Veranstalter, die die scheue Künstlerin aus Atlanta äußerst selten auf die Bühne holen können. Das Stimmen-Festival hat es geschafft: Cat Power tritt in Lörrach auf.

Mitgebracht hat sie „Wanderer“ das Album, mit dem sie nach harten Brüchen und Zäsuren persönlicher und beruflicher Art wieder Fuß fasst und ein neues Kapitel in ihrer schillernden Karriere aufschlägt, indem sie die Erfahrungen der vorherigen reflektiert. Die dreiköpfige Band unterstützt sie dabei zurückhaltend, sparsam, aber mit raffinierten Sound-Effekten.

Und da ist vor allem diese Stimme, mit der Marshall schon seit ihrem ersten Auftritt die Welt in ihren Bann gezogen hat: weich, dunkel, suggestiv und unglaublich expressiv. Eine Stimme, die nur in extrem langsamen Movements zum Tragen kommt.

Die geheimnisvolle Diva, die da im Dunkeln ruhelos am Bühnenrand entlang tigert – die Lichttechnik zaubert Lagerfeuerromantik mit blauen Reflexen und vermeidet konsequent den Lightspot auf die Hauptfigur – wird im Lauf des Abends immer mehr zur Schamanin. Hypnotisierend und doch entrückt singt sie von Ereignissen, die ein Leben aus der Bahn werfen oder in eine neue Umlaufbahn katapultieren können.

Publikum feiert jeden Song mit frenetischer Begeisterung

Das Plattencover von „Wanderer“ spricht Bände: Eine Frau, eine Gitarre, ein kleines Kind: dieser Dreiklang ist ihr Kosmos, in dem sie niemanden sonst zum Überleben braucht. Vorbei die Alkohol- und Drogenexzesse, die einer tiefen Ruhe gewichen sind. Stärkung auf der Bühne bietet lediglich die große weiße Henkeltasse, mit der Marshall schon in den Saal gekommen ist.

Den ganzen Abend lang verrutscht keine Strähne des langen, zum Ritterhelm gebürsteten Haars mit dem tiefen Pony, der die Augen halb verdeckt. Das Publikum feiert jeden Song mit frenetischer Begeisterung. Die Interaktion zwischen Bühne und Saal ist indes auf ein Minimum beschränkt, einmal haucht sie ein „Dankeschön“ ins Mikro, aber meist gehen die Songs ohne Moderation nahtlos ineinander über.

Nach dieser Entfaltung fast magischer Seelenkräfte erscheint im Rückblick der Support mit „Patty Moon“ fast belanglos. Moon will dorthin, wo Cat Power schon lange ist, verliert sich aber in gefälligen musikalischen Traumpostern aus dem Jungmädchenzimmer. Ihr hartes und monoton-motorisches Klavierspiel wird durch das Cello von Silke Teubert weichgezeichnet.

Dennoch ehrt es die Stimmen-Macher um Markus Muffler, dass sich immer wieder auch Talente aus der Regio – Patty Moon kommt vom Kaiserstuhl – beim Festival vorstellen können.

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