Lörrach Feuer setzt Zeichen

Rolf Reißmann
Gespräch vorm Feuer: Michi Lindemer und Christoph Schneider (links und Mitte) mit Helmut Rupp Foto: Rolf Reißmann

Naturschutzpläne: Winzer und Bauern mit Aktion auf Tüllinger

Lörrach - Weit ins Tal hinein leuchtete am Samstagabend das Feuer auf dem Tüllinger. Nicht nur hier, sondern ebenso im Wiesental, im Markgräflerland, in ganz Baden brannten zur gleichen Zeit Holzstapel als Mahnung gegen zu strenge Naturschutzauflagen.

Winzer und Bauern hatten die Initiative ergriffen. Christoph Schneider vom Weingut aus Altweil hob hervor. „Wir müssen uns zu Wort melden, wir müssen unsere Bedenken zu den überzogenen Schutzvorschriften äußern.“

"Zu wenig Sachkenntnis in der Diskussion"

Helmut Ruser, langjähriger Winzer auf dem Tüllinger, bemängelte, dass in der öffentlichen Diskussion zu den vorgesehenen neuen Vorschriften zum Einsatz chemischer Hilfsmittel zu wenig Sachkenntnis eingebracht werde. „Was über Jahrzehnte gewachsen ist, kann man doch nicht so abrupt wieder abschaffen, da wird leider zu wenig differenziert.

Die Verwendung nahezu jedes chemischen Hilfsmittels wird in Unkenntnis der tatsächlichen Wirkungen oft mit Glyphosat gleichgesetzt. Das stimmt so aber nicht,“ meinte er. „Niemand von uns ist doch gegen den Schutz der Bienen, wir benötigen sie und andere Insekten. Aber wir müssen Fehlentwicklungen so korrigieren, dass nicht auf der anderen Seite die Landwirtschaft ruiniert wird.“

Michi Lindemer, ebenfalls Winzer hier am Berg und Mitorganisator des Mahnfeuers, verwies darauf, dass in der Öffentlichkeit viel zu wenig daran gedacht werde, dass Landwirte von ihrer Arbeit auch leben müssten.

Kritik an hohem Tempo der geforderten Veränderungen

Auf Lörracher Seite waren indes nur relativ wenige interessierte Bürger gekommen, um sich mit den Winzern zu unterhalten. Helmut Rupp war darunter. Er hoffte, dass das Feuer ein wirksames Zeichen in der öffentlichen Diskussion setzt. Viel zu wenig Sachkunde werde eingebracht, leider äußerten sich etliche Mitredner ausschließlich emotional – ohne Fachkenntnis.

Es sei doch eine Selbstverständlichkeit, dass Landwirte nicht die Insekten vernichten wollten, aber eben auch ihren Beruf so ausüben müssten, dass eine Existenz davon möglich sei.

In den Gesprächen am Rebhüsli kritisierten alle Anwesenden das Tempo, mit dem die neuen Beschränkungen für die Landwirtschaft durchgesetzt werden sollen. So bleibe Winzern und Bauern nicht genügend Zeit, sich auf neue Bedingungen einzustellen.

„Was wäre denn der Tüllinger ohne Reben und ohne Streuobst?“

„Was wäre denn der Tüllinger ohne Reben und ohne Streuobst?“ fragte Michi Lindemer. „Ein paar verwilderte Reben nutzen niemandem und sind auch keine geschützte Natur. Der Berg ist insgesamt eine Kulturlandschaft,“ sagte er.

Andere Besucher wiesen darauf hin, dass überhaupt viel zu wenig darüber gesprochen werde, was Landwirte alles leisteten, um die Natur zu schützen und zu pflegen. Keiner stellte den erforderlichen Schutz von Bienen, Insekten insgesamt und dem Boden in Frage, aber die notwendigen Maßnahmen dazu sollten doch so ablaufen, dass weiterhin Ackerfrüchte und Wein erzeugt werden können.

Eine ganze Berufsgruppe dürfe nicht so massiv gemaßregelt werden, dass sie in Existenzgefahr gerate. Dies auch, damit es in Zukunft für alle ein Vergnügen bleibe, auf den Tüllinger und durch andere Landschaften zu spazieren.

Auf der Ötlinger-/Haltinger Seite fand das Mahnfeuer größeren Zuspruch, wie Susanne Engler mitteilte, waren dort etwa 30 Personen gekommen.

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