Lörrach Filigrane Fantasien

Die Oberbadische

Ausstellung: „paper art“: sechs Künstler im Lörracher Dreiländermuseum

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Wir nutzen es täglich, halten es in Händen, zum Lesen, Schreiben, Bedrucken, Verpacken: Papier. Welch skulpturale Ausdrucksqualität der Werkstoff besitzt, lässt sich derzeit in der Ausstellung „paper art“ im Lörracher Dreiländermuseum erfahren. Der Verein Bildende Kunst Lörrach (VBK) präsentiert sechs überregional bekannte Künstler, die sich auf ganz unterschiedliche Herangehensweise mit Papier auseinandersetzen. Mit der Wahl der Thematik haben die Kuratorinnen – Hanna Benndorf, Sigrid Schaub und Gabriele Menzer – offenbar den Zeitgeist getroffen. Papierne Kunst ist in der Kunstszene derzeit en vogue.

Aus Lörrach stammt Elke Muche. Mit nur einem Bogen weißen Papiers gestaltet sie durch sorgfältiges Falten abstrakte Reliefs, in deren Betrachtung sich der Besucher versenken kann, deren Wirkung vor allem im Licht- und Schattenfall besteht. Die dreidimensionalen Arbeiten entstehen in einem fast meditativen Arbeitsprozess, erzählt Muche. Konzentration ist von Nöten, denn: „Papier ist ein harter Lehrmeister und verzeiht nichts.“

Von der Malerei kommend, zeigt Hannelore Weitbrecht aus Kirchheim unter Teck Papierskulpturen, die ihren intensiven Dialog mit der Natur widerspiegeln. Die Prozesse des Wandelns, des Wachsens und Vergehens, aber auch die Bedrohung der Natur inspirieren sie. Sie empfindet den Werkstoff als Medium und Informationsspeicher. Ihre Arbeiten zeigen organische Formen voller Schönheit, die das Wachsen, Keimen und Ernähren assoziieren. Eine große Installation, bestehend aus Dutzenden, an Krabbeltiere erinnernde Objekte aus Papier, Draht und Farbe hingegen können als Bedrohung dieser harmonischen, ästhetischen Natur verstanden werden.

Wilhelm Morat aus Titisee-Neustadt kommt von der Bildhauerei. Viele seiner aus handgeschöpftem Hanf- und Flachspapier geschaffenen Arbeiten sind, mit Preisen ausgezeichnet, in Museen und Galerien zu sehen. Das verwendete Ausgangsmaterial baut er zumeist selbst an. Ihm geht es nicht um die Darstellung von Natur. Er sieht sich vielmehr „als Forscher in der Natur“. Ihn fasziniert, welch subversive Eigenschaften das scheinbar so zarte, filigrane Material inne hat. So formt nasses Papier darin eingearbeitet Drähte zu eindrücklichen, nicht immer vorhersehbaren Formen, die Wirkung der Sonne bezüglich der Farbgebung tut ein Übriges. Sehr ästhetische, spiralförmige Wandobjekte oder sich dank der Raumthermik luftig-zart drehende „Doppeldecker“ wirken geradezu poetisch.

Josef Bücheler aus Rottweil-Hausen verwendet meist Zeitungspapier. Dieses tränkt er mit Leim, mischt Erde und Asche bei, so dass eine körnige, strukturierte Oberfläche entsteht, faltet, biegt und formt es, teilweise mit Weidenruten zu Skulpturen, die an Boote, Segel oder Symbole erinnern.

Drei kunterbunte Kästen von Marion Eichmann entpuppen sich als Kaugummiautomaten und wecken Kindheitserinnerungen. Die extrem erfolgreiche Künstlerin aus Berlin ist geradezu besessen vom Werkstoff Papier. Sie greift oft scheinbar Banales auf, schichtet kleingeschnitten bemaltes Papier zu Collagen, poppig, bunt, lebensfroh.

Ist das wirklich aus Papier? fragt man sich bei den knallbunten, glänzenden Tierfiguren der kanadischen Künstlerin Laurence Vallières, die von der Street Art kommt. Ihre Skulpturen aus Pappstreifen und Klebebändern – zum Teil in extremen Formaten – stellt sie gerne an ungewöhnlichen Orten aus. Im Dreiländermuseum präsentieren sich Mickey Mouse, Zebra, Affe & Co als echte Hingucker.   bis 3. Juni, Di bis So, 11 bis 18 Uhr; Workshop: Keine Angst vor(m) Falten mit Elke Muche am 4. Mai ab 19.30 Uhr bei der Kulturnacht

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading