Lörrach Filigrane Gitarrenklänge im Burghof

Regine Ounas-Kräusel
Willi Leinen (links) und Stefan Degel Foto: Regine Ounas-Kräusel

Schöne Gitarrenklänge von Willi Leinen und Stefan Degel erfüllten den Lörracher Burghof.

Am Sonntag gastierte im großen Saal in der Reihe „Junges Podium“ das Gitarrenduo TMBM. Es hat den Wunsch, die klassische Gitarre neu zu interpretieren. Das erste Stück gab die Stimmung an einem See in Kalifornien wieder, über dem trotz der Hitze an der amerikanischen Westküste Landes stets leichter Nebel liegt. Leinen und Degel lernten sich beim Studium der klassischen Gitarre an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin kennen. Doch beide sind auch in moderner Musik, in Pop und Jazz zu Hause. 2022 gründeten sie das Duo TMBM.

Beim Konzert in Lörrach spielten Leinen und Degel neben Werken zeitgenössischer Komponisten viele Eigenkompositionen, die von ihrem Alltag inspiriert waren. Bei ihren Ansagen erzählten sie die kleinen persönlichen Geschichten dahinter. Die Stimmung am nebligen See hatte Willi Leinen bei einer Konzerttour durch Kalifornien erlebt. Im Stück „A9“ nahmen die Musiker ihre Zuhörer mit auf die Heimfahrt vor Weihnachten in ihre Heimatstädte Jena und Kulmbach in Franken, in die Dach-Bar „Kranich“ hoch über dem Großstadttrubel Berlins, auf eine Fahrt im Nachtbus zu den Partymeilen und in die Parks der Stadt. All diese verschiedenen Stimmungen ließ das Duo mit den Mitteln der klassischen Gitarre lebendig werden: Ihr virtuoses Fingerpicking klang fein und filigran, im warmen Klang ihrer Konzertgitarren und war ungemein wandlungsfähig. Es war eine Musik, die die Zuhörer weg Trubel des Alltags zur Ruhe brachte – etliche der leider nicht sehr zahlreichen Zuhörer lauschten mit geschlossenen Augen.

Gleichzeitig stellte sich ein Kontakt zwischen Musikern und Publikum ein. Das Stück A 9 zum Beispiel begann ganz leise, fast zart. Dann zerfaserte das Picking ein wenig ins Ungefähre, um dann in volle, warme Akkorde zu münden - Vorfreude war spürbar. Beim „Kranich“ stellte sich über fließenden Klängen und fröhlichem hellen Picking eine entspannt-relaxte Stimmung ein, die man in dieser Bar gerne einmal selbst erleben würde.

Um die klassische Gitarre aus der Nische zu holen und zu den Menschen zu bringen, setzten sich Willi Leinen und Stefan Degel am Sonntag mit ihren Gitarren einfach vor den Brunnen auf dem Alten Markt. Der warme, leichte Klang ihrer Instrumente mischte sich in die Geräusche der Stadt.

„Es war ein Fest, für euch zu spielen“, freuten sich die Musiker. Vielleicht der bewegendste Moment des Konzerts war das Stück „Seattle“ mit dem Thema Regen. Auf Bitten von Leinen trommelten die Zuhörer mit den Fingern ihrer einen Hand auf ihre andere Hand, um das Prasseln von Regen zu imitieren.

Dieses Prasseln trug das pulsierende Picking mit feinen Obertönen der Gitarristen und erfüllte den Saal weiter, nachdem die Gitarren verklungen waren.

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