Fingerspitzengefühl, Genauigkeit und Geduld

Von Nina Ricca

Lörrach. Dunkle Anzüge aus teuren Stoffen hängen neben sorgsam gefalteten Hemden, Bücher mit Stoffproben warten gestapelt auf den nächsten Kunden – der gepflegte Laden von Mohamed Kadrou strahlt Ruhe und Ordnung aus. Das klappernde Geräusch einer Nähmaschine ertönt aus dem Bereich hinter der Geschäftstheke. Die Maß- und Änderungsschneiderei MK Kadrou befindet sich im Rießgässchen, einer Seitengasse der Lörracher Fußgängerzone.

„Unser Hauptgeschäft ist die Anfertigung von Maßanzügen“, erklärt Inhaber Mohamed Kadrou. „Unsere Kunden suchen sich hier einen der fast 4000 Stoffe aus, wir nehmen an ihnen Maß und lassen den Anzug nach ihren Wünschen nähen. Dann erfolgt hier im Laden die Anpassung, und die Feinänderungen machen wir selber.“

Kadrou ist Experte in der Stoffverarbeitung. Der gebürtige Syrer ist seit 1999 in Deutschland und seit 2004 selbstständiger Schneider. An der Nähmaschine sitzt er schon seit den Sommerferien der vierten Klasse.

„Mein Großvater hatte eine Stofffabrik, mein Vater, mein Onkel, meine ganze Familie hat als Schneider oder mit Stoffen gearbeitet“, erzählt er lächelnd.

Die Ausbildung zum Schneider dauert in Syrien fünf Jahre, danach hat Kadrou eine eigene Marke für Hemden gegründet, die aus französischen und deutschen Stoffen genäht und nach Europa und Russland verkauft wurden.

Seine jahrelange Erfahrung mit edlen Stoffen kann der Familienvater in Lörrach gut einsetzen. Heute verwendet er vor allem Stoffe aus England und Italien, um seinen Ansprüchen von einem qualitativ hochwertigen Maßanzug gerecht zu werden.

Vieles ist in stundenlanger Arbeit handgenäht

„In manchen asiatischen Ländern werden Anzüge günstiger verkauft, aber den Unterschied sieht man eben auch sofort“, sagt Kadrou.

Seinen Beruf als Schneider schätzt er immer noch sehr: „Nicht jeder kann den Beruf machen. Man braucht Fingerspitzengefühl und Geduld.“

In seiner Schneiderei gibt es immer noch Hemden und Krawatten seiner eigenen Marken, vieles davon ist in stundenlanger Arbeit handgenäht, jede Naht sitzt genau. „Manche Praktikanten kommen herein und denken, dass sie schnell etwas nähen können und dann sind sie Schneider. Aber so funktioniert das nicht. Zu dem Beruf gehören Genauigkeit und Ruhe.“ Kadrou zeigt auf einen seiner Mitarbeiter, der mit ruhiger Hand eine Naht sticht. „Wir fertigen teure Ware an, das muss sorgfältig gemacht werden.“