Lörrach Fragen zur Kommunalwahl: Behinderte Menschen

(ov)

Teil 12: Lörracher Kandidaten beantworten unsere Fragen.

Lörrach - Neben den Europawahlen finden am Sonntag, 26. Mai, auch die Kommunalwahlen statt. In der Stadt Lörrach  werden damit die politischen Weichen für die kommenden fünf Jahre gestellt. Für die 32 Sitze  im Lörracher Gemeinderat bewerben sich 168 Kandidaten. Wir haben den Parteien und politischen Gruppierungen zu 17 Themen jeweils zwei Fragen gestellt. Die  Antworten veröffentlichen wir in den nächsten Wochen.

Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, um die Stadt behindertenfreundlicher zu gestalten?

Xaver Glattacker, CDU: "Barrierefreiheit ist für Mobilitätseingeschränkte ein dringlicher Punkt; dafür sind die Ebnung der Kopfsteinpflaster in der Stadt, die DIN-gerechte Absenkung der Gehwege und der Ausbau eines barrierefreien Zugangs zu öffentlichen Einrichtungen wichtig. Bedeutend in der Öffentlichkeitsarbeit ist zudem der Einsatz des Behindertenbeirats, welcher unter anderem. die Veranstaltung „Kino für alle“ ins Leben gerufen hat und Stadtrundgänge anbietet, bei denen man selbst in die Lage der Betroffenen versetzt wird."

Hubert Bernnat, SPD: "Für Behinderte muss es möglich sein, alle öffentlichen Einrichtungen barrierefrei zu erreichen. Also müsste dies auch verwirklicht werden. Vor allem im Bereich der Schulen gibt es da noch Defizite. Ein weiterer Punkt sind Randsteine und Beläge auf öffentlichen Wegen. Auch hier müsste noch viel sorgfältiger zusammen mit dem Behindertenbeirat ein Plan erstellt werden, um gefährliche Klippen abzubauen."

Cecilia Salinas de Huber, Grüne: "Der Behindertenbeirat hat viel erreicht. Jedoch sollten wir alle daran arbeiten, damit unsere Stadt noch behindertenfreundlicher wird. Öffentliche Räume und Veranstaltungsorte sollten barrierefrei ausgestattet werden. Menschen mit Behinderung wollen im Alltag dabei sein und sich frei bewegen können. Damit Menschen mit Behinderung in ihrem alten Wohnumfeld bleiben zu können, sind die Wohnungen behindertengerecht nachzurüsten."

Jérôme Lagarde, Freie Wähler: "Schnelles Radfahren in der Fußgängerzone unterbinden, da es vor allem für Menschen mit Mobilitäts- und Wahrnehmungseinschränkungen gefährlich ist. Die Stadt noch barrierefreier gestalten. Die Zugänglichkeit in öffentliche Gebäude, Schulen und Kindergärten ist zu erhöhen. Durch die Erweiterung der Fußgängerzone werden Behindertenparkplätze verdrängt oder sind zu weit von der Innenstadt entfernt. Hier sind  noch Lösungen nötig."

Madlee Disch, FDP: "Spätestens seit ich meine Mutter im Rollstuhl durch Lörrach schob, wurde mir klar, wieviel Nachholbedarf an Barrierefreiheit im öffentlichen Raum noch besteht. Es bedarf einer Begehung vor Ort, denn oft sind es kleine Details, die schwierig sind. Das Verfassen von Infos und Broschüren der Stadt und den Behörden in leichter Sprache ist für eine gelingende Integration sehr wichtig."

Wolfgang Fuhl, AfD: "Mit den Behindertenverbänden und Vereinen eine Bestandsaufnahme erstellen, wo es noch klemmt. Als Mensch ohne Behinderung erkennt man die Schwachstellen in der Regel nicht. Bei allen Neuplanungen sind Vertreter der Behinderten mit einzubeziehen, um kostspielige Nachbesserungen im Vorfeld zu vermeiden. Der Erfahrungsschatz der Behinderten muss besser genutzt werden."

Sabine Schumacher, Liste Soziales Lörrach: "Soziales Lörrach spricht von Menschen mit Handicap. Für sie gilt ähnliches wie für Senioren: Lörrach muss allgemein menschenfreundlicher und solidarischer werden. Wichtig sind für alle Menschen die Anerkennung der Gesellschaft und die Möglichkeit, eine sinnvolle Aufgabe zu erfüllen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Menschen mit Handicap brauchen dazu mehr Voraussetzungen, mehr Rücksichtnahme und Unterstützung."

Wie weit sind wir bei der Inklusion?

Xaver Glattacker, CDU: "In Sachen Inklusion gibt es noch viel zu tun. Dabei halten uns die Betroffenen immer wieder den Spiegel vor Augen, damit wir sehen, hören, fühlen und damit begreifen, was noch getan werden muss. Durch eine enge Kooperation mit dem Behindertenbeirat verschaffen wir uns einen Überblick über sinnvolle Maßnahmen, welche wir als nächstes angehen werden. Relevant für eine erfolgreiche Inklusion sind jedoch auch das Verständnis und die Mithilfe eines jeden Bürgers."

Hubert Bernnat, SPD: "Inklusion ist ein weites Feld, und je nach Verständnis kann man die Frage unterschiedlich beantworten. Vom theoretischen Anspruch, allen Menschen mit Handicaps den Zugang zu einem „gewöhnlichen“ Leben zu ermöglichen, sind wir noch sehr weit entfernt. Das gilt insbesondere für Wohnen, Kitas und Schulen. Die Umsetzung ist nur mit Hilfe von Bund und Land zu schaffen. Voraussetzung dafür ist ein geschärftes gesellschaftliches Klima."

Cecilia Salinas de Huber, Grüne: "Bei der Inklusion sind wir nicht soweit. Es gibt Klassen in den regulären Schulen, wo gemeinsamer Unterricht angeboten wird. Die Herausforderung ist groß, denn Schule muss für ALLE gestaltet werden. Ich bin der Meinung, dass Vereine und Kindereinrichtungen mit den Schulen kooperieren sollten, damit die Kinder das soziale Verhalten untereinander lernen. Die Aufgabe unserer Gesellschaft ist, das Recht auf Teilhabe umzusetzen."

Jérôme Lagarde, Freie Wähler: "Relativ weit, durch gute Einrichtungen wie die Lebenshilfe oder das Glashaus, die Behinderte auch in die Arbeitswelt integrieren. Die inklusiven Angebote von Tempus fugit, Nellie Nashorn oder der Musikschule sorgen dafür, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich teilnehmen können und für die Gesellschaft sichtbar sind. Die Offenheit der Bevölkerung spiegelt sich auch darin, dass das Glashaus wirtschaftlich tragbar ist."

Madlee Disch, FDP: "Leider in Schulnoten bei einer 5, denn die praktische Umsetzung ist katastrophal. Die Bildungspolitik bürdet den Kommunen als Schulträger viel auf. Die Lehrerversorgung in inklusiven Klassen bedeutet etwa 6 bis acht  Stunden pro Woche Doppelbesetzung im Klassenzimmer. Immer vorausgesetzt, dass niemand im Kollegium krank ist oder vertreten werden muss. Das ist einfach zu wenig. Bildung ist eine höchst staatliche Pflichtaufgabe und gehört nicht alle Jahre wieder ins politische Parteiengerangel."

Wolfgang Fuhl, AfD: "Wir lehnen den deutschen Sonderweg der Inklusion um jeden Preis ab. Die deutschen Förderschulen haben über Jahrzehnte erfolgreich gearbeitet, im Sinne der Behinderten und entsprechen dem, was die UNO fordert, nicht mehr und auch nicht weniger. Inklusion nach deutscher Art fordert die UNO nicht."Soziales Lörrach sieht „Inklusion“ als Selbstverständlichkeit, wir haben alle ein größeres oder kleineres Handicap und müssen „inkludiert“ werden. So lange Menschen wegen eines Handicaps „exkluidert“ werden und wir sie „inkludieren“ müssen, sind wir noch nicht am Ziel. Soziales Lörrach steht für eine Gesellschaft, in der Inklusion keine Frage ist und jeder Mensch das Recht auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben hat."

Sabine Schumacher, Liste Soziales Lörrach: "Soziales Lörrach sieht „Inklusion“ als Selbstverständlichkeit, wir haben alle ein größeres oder kleineres Handicap und müssen „inkludiert“ werden. So lange Menschen wegen eines Handicaps „exkluidert“ werden und wir sie „inkludieren“ müssen, sind wir noch nicht am Ziel. Soziales Lörrach steht für eine Gesellschaft, in der Inklusion keine Frage ist und jeder Mensch das Recht auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben hat."

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