Lörrach (ndg). Seit 40 Jahren gibt es autonome Frauenhäuser in Deutschland. Seit über 30 Jahren ist eine solche Einrichtung für Frauen in Not in Lörrach beheimatet. Auch wenn Frauen heute insgesamt selbstbewusster geworden sind, leistet das Frauenhaus weiterhin eine wichtig und unverzichtbare Arbeit. Beweis dafür ist die durchschnittliche Belegung von 96,4 Prozent im Jahr 2016. Mit anderen Worten: Das Haus, dessen Adresse aus verständlichen Gründen nicht öffentlich kommuniziert wird, ist so gut wie immer voll belegt. Kapazität zu gering Im vergangenen Jahr haben 56 Frauen und 38 Kinder das Lörracher Frauenhaus aufgesucht. 70 Prozent der Kinder waren bis zu fünf Jahre alt. Der Anteil der Frauen, die ohne Kinder ins Frauenhaus kommen, liegt über die Jahre hinweg konstant bei rund 40 Prozent. Genau genommen ist die Kapazität des Lörracher Frauenhauses zu gering. 93 Frauen und 113 Kinder mussten im Jahr 2016 abgewiesen werden. Der Grund: Platzmangel. Aufenthaltsdauer Der überwiegende Teil der Frauen, die in dem Haus Zuflucht suchten, blieben zwischen zwei und sieben Tagen. An zweiter Stelle steht der Anteil, der zwischen ein und drei Monaten im Frauenhaus wohnt. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Frauen, die sich neu orientieren wollen und sich in einer Entscheidungsphase befinden. Immerhin 16 Prozent aller Frauen wohnen mehr als vier Monate im Frauenhaus. Schwierige Wohnungssuche Die lange Aufenthaltsdauer ist vor allem dem knappen und teuren Wohnungsmarkt in Lörrach und im Landkreis geschuldet. Seit Jahren wird dieser Zustand von den Verantwortlichen im Frauenhaus beklagt. Die Hoffnung auf Entspannung ist laut Wiltrud Heinzelmann, Projektleiterin „Wohnen“ im Frauenhaus, nicht in Sicht, im Gegenteil. In einem Beitrag im Jahresbericht schreibt sie: „Frauen, die aus dem Frauenhaus heraus eine bezahlbare Wohnung suchen, haben keine Lobby.“ Trotz diese Schwierigkeit auf dem heimischen Wohnungsmarkt bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist dies jeder vierten Frau gelungen. Viele junge Frauen in Not Mehr als ein Drittel der Frauen, die Zuflucht im Frauenhaus suchten, waren 2016 zwischen 18 und 25 Jahre alt. Diese Altersgruppe macht den größten Anteil aus und bedeutet für das Team des Frauenhauses einen erhöhten Arbeitsaufwand aufgrund mangelnder Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Hier wären laut Mitarbeiterin Martina Kopf „Jugendhilfemaßnahmen angebracht“. Anerkannte Rettungsstelle Der Weg zum Frauenhaus erfolgt für den größten Teil der Frauen durch Institutionen wie Kliniken, Beratungsstelle, Gemeinschaftsunterkünfte oder durch die Polizei. „Dies zeigt deutlich, dass wir von diesen Stellen als wichtige Rettungsstelle in der Not wahrgenommen werden“, heißt es im Jahresbericht. „Mit Bedauern“ stellen die Mitarbeiterinnen „schon seit Jahren die geringe Zahl der Frauen fest, die durch ArztInnen vermittelt werden. Gerade im ärztlichen Bereich müssten die Verletzungen, entstanden durch häusliche Gewalt, auffallen und angesprochen werden.“ Geringe Rückkehrquote Mit 12,5 Prozent ist der Anteil der Frauen, die zu ihrem Misshandler zurückkehren, sehr gering. Das Frauenhaus-Team hält es jedoch für wahrscheinlich, dass von den Frauen, die aus dem Haus ausgezogen sind, ohne anzugeben, wohin, „einige zum Misshandler zurückgekehrt sind“. Dennoch ist die Zahl der Frauen, die zurückgehen, in den vergangenen Jahren relativ gering geblieben. In den Anfangsjahren des Frauenhauses lag diese Quote bei bis zu 50 Prozent.