Am späten Nachmittag sagte Lutz, das Resultat der Prüfung müsse zunächst schriftlich fixiert werden, bevor eine solide Handlungsempfehlung daraus abgeleitet werden könne. Er gehe zur Stunde davon aus, dass der Schulbetrieb zumindest am Donnerstag an der Fridolinschule ausfalle.
Mit Blick auf die Zustände an den Schulgebäuden sagte der Oberbürgermeister: Es gebe unterm Strich derzeit keinen zwingenden Grund, die Turnhalle zu sperren. Zwar habe sich vor Jahren ein Stück der Hallendecke gelöst, doch entschärfe zum einen ein Netz die Situation, zum anderen habe ein Statiker bestätigt, dass „die Decke noch hält“. Dies sei gutachterlich abgesichert.
Das mit Schieferziegeln gedeckte Dach werde in jedem Quartal von einem Dachdecker inspiziert, sagte der OB.
Eltern und Schulleitung hatten in einer Sitzung des Hauptausschusses im Juni öffentlich ihre Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass im vergangenen Jahr ein Stück des Kamins auf den Schulhof gefallen sei. Zuletzt hätten sich einzelne Ziegel vom Dach gelöst und seien ebenfalls auf dem Pausenhof aufgeschlagen. Seit das Dach kontrolliert werde, sei nichts mehr passiert, betonte Lutz.
Ein Elektro-Experte der Stadt habe zudem versichert, dass der durchgebrannte Kondensator einer älteren Deckenlampe ein Vorfall sei, der „täglich unzählige Male in Deutschland passiert“, so Lutz. Die betreffenden Deckenlampen befänden sich nicht in den Klassenzimmern. Gleichwohl könnten diese ausgewechselt und die Beleuchtungssituation nachgerüstet werden.
Würde man Mörths strenge Maßstäbe anwenden, müsste auch im Hans-Thoma-Gymnasium und im Rathaus der Betrieb eingestellt werden, sagte Lutz.
Die Elternbeiratsvorsitzende
Katrin Yüksel zeigte im Gespräch mit unserer Zeitung Verständnis für den drastischen Schritt der Schulleitung: „Als Mutter würde ich grob fahrlässig handeln, wenn ich mein Kind in die Schule schicke, obwohl ich das dortige Risiko für die Gesundheit meines Kindes kenne.“ Sie sei froh, „dass endlich was passiert“, schließlich sei der dringende Sanierungsbedarf schon lange bekannt. Die Eltern haben angesichts der Vorfälle in jüngster Vergangenheit laut Yüksel „teilweise kein Vertrauen mehr in die Stadt“. Beim jüngsten Elternabend nach dem Brandalarm sei die Stimmung „sehr besorgt“ gewesen, so Yüksel.
Die sofortige Schließung der Schule sei wie ein „Warnstreik“ zu verstehen, erklärte Yüksel. Es sei ein „deutliches aber leider notwendiges Zeichen“, nun seien Schulamt und Stadtverwaltung gefordert zu handeln. Parallel will der Elternbeirat am Donnerstagmorgen eine Unterschriftenaktion vor der Schule starten, um die Schulleitung zu unterstützen.
Der Leiter des Schulamts
Hans-Joachim Friedemann sagte, die Stadt übernehme bei einer Wiederaufnahme des Schulbetriebs „die Gesamtverantwortung“. Die Prüfung durch den vereidigten Sachverständigen sei geboten, weil der Vater – obgleich Fachmann – emotional in diesem Fall nicht unabhängig sei. Falls eine Schulleiterin den sicheren Betrieb einer Schule nicht mehr gewährleistet sehe, könne sie diesen einstellen. Friedemann: „Die Sicherheit der Kinder hat oberste Priorität.“
Die TuS-Abteilungsleiterin
Fassungslos zeigte sich Simone Kothe-Bähr, Leiterin der Turnabteilung des TuS Lörrach-Stetten, angesichts der Hiobsbotschaft.
„Das ist unsere Haupthalle. Natürlich wussten wir, dass sie saniert werden muss, dass sie aber von jetzt auf gleich nicht mehr zur Verfügung steht, ist ein Nackenschlag für uns“, erklärte Kothe-Bähr im Gespräch mit unserer Zeitung. Sollte die Halle tatsächlich dauerhaft gesperrt werden, müsse „schnell ein Plan B her“, sonst stehe beispielsweise die TuS-Nikolausfeier auf der Kippe. Sie habe aber wenig Hoffnung, alle Gruppen in anderen Hallen unterzubringen, da diese bereits gut ausgelastet seien. Zumal die Fridolinhalle auch von anderen TuS-Abteilungen genutzt werde.