Lörrach Fridolinschule stellt vorerst Betrieb ein

Bernhard Konrad und Kristoff Meller
Schüler und Lehrer der Fridolinschule in Stetten werden zumindest am Donnerstag in die Kaltenbach-Stiftung und die Neumattschule ausweichen müssen. Foto: Kristoff Meller

Bildung: Massive Sicherheitsbedenken von Rektorin Christine Mörth. Jörg Lutz kritisiert das Vorgehen.

Lörrach - In der Fridolinschule wird vorerst kein Schulbetrieb stattfinden. Dies hatte Rektorin Christine Mörth am Mittwochvormittag in einem Schreiben angekündigt. Als Grund nannte die Leiterin der größten Lörracher Grundschule Sicherheitsmängel. Ausweichen können Schüler und Lehrer offenbar zunächst an die Kaltenbach-Stiftung und die Neumattschule.

„Leider haben sich meine Kenntnisse in Bezug auf die Sicherheitslage in der Fridolinschule dahingehend erweitert, dass ich mich gezwungen sehe, die Fridolinschule für den Schulbetrieb aus Sicherheitsgründen ab morgen, Donnerstag, 17. Oktober, bis auf Weiteres zu schließen. Ich muss Sie höflich bitten, für die Betreuung ihrer Kinder selbst Sorge zu tragen, da uns bislang keine Ersatzräume zur Verfügung stehen. Sobald sich die Situation ändert, werden wir Sie informieren. Wir werden selbstverständlich morgen früh vor Ort ansprechbar sein.“ Diese Nachricht hat Schulleiterin Christine Mörth am Mittwoch an alle Eltern und Mitarbeiter der Schule versandt.

Die Rektorin
Sie könne „die Verantwortung für die Sicherheit der Schüler nicht mehr übernehmen“, sagte Mörth im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ursache für diese Einschätzung war neben den bekannten Problemen mit der Decke der Turnhalle (wir berichteten) und einzelne auf den Schulhof herabfallende Ziegel zuletzt der durchgebrannte Kondensator einer Deckenlampe im Toilettenbereich gewesen, der kürzlich einen Feuerwehreinsatz und die kurzzeitige Räumung der Schule nach sich zog. Am anschließenden Elternabend hätten sich Mütter und Väter sehr besorgt über diesen weiteren Vorfall geäußert.

Der ging zwar noch „glimpflich“ ab, aber, so Mörth: „Dieser Tropfen hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Denn: Der Vater eines Grundschulkindes – von Beruf Elektriker – hatte mit Einverständnis der Schulleiterin die elektrische Situation im Gebäude in Augenschein genommen und zumindest teilweise als sehr bedenklich eingestuft. Auch die Stadt sei über diesen Schritt informiert worden und habe das Vorgehen akzeptiert.

Bei einer Schulschließung werden die Lehrer mit allen Kindern, die nicht betreut werden können, am Donnerstag und am Freitag in die Kaltenbach-Stiftung ausweichen. Auch an der Neumattschule stehen notfalls alternative Räumlichkeiten zur Verfügung, sagte Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Lörracher Schulamts.

Der Oberbürgermeister
„Die Art und Weise, wie Frau Mörth gehandelt hat, ist unerträglich, und sie geht vor allem zu Lasten der Eltern“, sagte Jörg Lutz gegenüber unserer Zeitung. Die Stadt sei per E-Mail über die Entscheidung der Rektorin informiert worden: „So kann man nicht miteinander umgehen.“

Mörth könne – ja müsse sogar – die Schule schließen, wenn „Gefahr für Leib und Leben der Kinder“ zu befürchten sei. Deshalb sollte noch am Mittwochnachmittag ein amtlich vereidigter Sachverständiger und Experte für Arbeitssicherheit die Elektroverteilung in Augenschein nehmen und auf dieser Grundlage eine Empfehlung darüber abgeben, ob die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs vertretbar ist oder nicht. Das Wichtigste sei die Sicherheit der Kinder.

Am späten Nachmittag sagte Lutz, das Resultat der Prüfung müsse zunächst schriftlich fixiert werden, bevor eine solide Handlungsempfehlung daraus abgeleitet werden könne. Er gehe zur Stunde davon aus, dass der Schulbetrieb zumindest am Donnerstag an der Fridolinschule ausfalle.

Mit Blick auf die Zustände an den Schulgebäuden sagte der Oberbürgermeister: Es gebe unterm Strich derzeit keinen zwingenden Grund, die Turnhalle zu sperren. Zwar habe sich vor Jahren ein Stück der Hallendecke gelöst, doch entschärfe zum einen ein Netz die Situation, zum anderen habe ein Statiker bestätigt, dass „die Decke noch hält“. Dies sei gutachterlich abgesichert.

Das mit Schieferziegeln gedeckte Dach werde in jedem Quartal von einem Dachdecker inspiziert, sagte der OB.

Eltern und Schulleitung hatten in einer Sitzung des Hauptausschusses im Juni öffentlich ihre Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass im vergangenen Jahr ein Stück des Kamins auf den Schulhof gefallen sei. Zuletzt hätten sich einzelne Ziegel vom Dach gelöst und seien ebenfalls auf dem Pausenhof aufgeschlagen. Seit das Dach kontrolliert werde, sei nichts mehr passiert, betonte Lutz.

Ein Elektro-Experte der Stadt habe zudem versichert, dass der durchgebrannte Kondensator einer älteren Deckenlampe ein Vorfall sei, der „täglich unzählige Male in Deutschland passiert“, so Lutz. Die betreffenden Deckenlampen befänden sich nicht in den Klassenzimmern. Gleichwohl könnten diese ausgewechselt und die Beleuchtungssituation nachgerüstet werden.

Würde man Mörths strenge Maßstäbe anwenden, müsste auch im Hans-Thoma-Gymnasium und im Rathaus der Betrieb eingestellt werden, sagte Lutz.

Die  Elternbeiratsvorsitzende
Katrin Yüksel zeigte im Gespräch mit unserer Zeitung Verständnis für den drastischen Schritt der Schulleitung: „Als Mutter würde ich grob fahrlässig handeln, wenn ich mein Kind in die Schule schicke, obwohl ich das dortige Risiko für die Gesundheit meines Kindes kenne.“ Sie sei froh, „dass endlich was passiert“, schließlich sei der dringende Sanierungsbedarf schon lange bekannt. Die Eltern haben angesichts der Vorfälle in jüngster Vergangenheit laut Yüksel „teilweise kein Vertrauen mehr in die Stadt“. Beim jüngsten Elternabend nach dem Brandalarm sei die Stimmung „sehr besorgt“ gewesen, so Yüksel.

Die sofortige Schließung der Schule sei wie ein „Warnstreik“ zu verstehen, erklärte Yüksel. Es sei ein „deutliches aber leider notwendiges Zeichen“, nun seien Schulamt und Stadtverwaltung gefordert zu handeln. Parallel will der Elternbeirat am Donnerstagmorgen eine Unterschriftenaktion vor der Schule starten, um die Schulleitung zu unterstützen.

Der Leiter des Schulamts
Hans-Joachim Friedemann sagte, die Stadt übernehme bei einer Wiederaufnahme des Schulbetriebs „die Gesamtverantwortung“. Die Prüfung durch den vereidigten Sachverständigen sei geboten, weil der Vater – obgleich Fachmann – emotional in diesem Fall nicht unabhängig sei. Falls eine Schulleiterin den sicheren Betrieb einer Schule nicht mehr gewährleistet sehe, könne sie diesen einstellen. Friedemann: „Die Sicherheit der Kinder hat oberste Priorität.“

Die TuS-Abteilungsleiterin
Fassungslos zeigte sich Simone Kothe-Bähr, Leiterin der Turnabteilung des TuS Lörrach-Stetten, angesichts der Hiobsbotschaft.

„Das ist unsere Haupthalle. Natürlich wussten wir, dass sie saniert werden muss, dass sie aber von jetzt auf gleich nicht mehr zur Verfügung steht, ist ein Nackenschlag für uns“, erklärte Kothe-Bähr im Gespräch mit unserer Zeitung. Sollte die Halle tatsächlich dauerhaft gesperrt werden, müsse „schnell ein Plan B her“, sonst stehe beispielsweise die TuS-Nikolausfeier auf der Kippe. Sie habe aber wenig Hoffnung, alle Gruppen in anderen Hallen unterzubringen, da diese bereits gut ausgelastet seien. Zumal die Fridolinhalle auch von anderen TuS-Abteilungen genutzt werde.

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