Lörrach Fünf Musiker in ihrem Element

Die Oberbadische
Franco Ambrosetti (links) mit seinem Sohn Gianluca, im Hintergrund Riccardo Fioravanti am „Contrabbasso“ Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Jazztone : Franco Ambrosetti begeisterte

Von Veronika Zettler

Lörrach. Gebt alles! Im Jazztone konnte man am Freitag den Eindruck gewinnen, dass die Musiker ihr Spiel unter dieses Motto gestellt hatten. Der Flügelhornist und Trompeter Franco Ambrosetti spielte wie ein junger Heißsporn, trotz seiner 75 Lenze, derweil sein 43-jähriger Sohn Gianluca am Sopransaxofon noch einen Zacken zulegte. Zur Seite standen drei weitere Kapazitäten in Sachen Tempo: der großartige Dado Moroni am Flügel, Riccardo Fioravanti am Bass sowie Stefano Bagnoli am Schlagzeug.

Die Schweizer Jazzpyramide erstreckt sich, bildlich gesprochen, über das ganze Land, und Franco Ambrosetti steht mit Granden wie Irene Schweizer und Daniel Humair an ihrer Spitze. George Gruntz hatte bis zu seinem Tod 2013 ebenfalls dazugehört – als seinem Weggefährten und Mentor erweist ihm Franco Ambrosetti an diesem Abend mit dem Stück „The Smart Went Crazy“ seine Referenz.

Und natürlich John Coltrane, dessen Genie Franco Ambrosetti in Worte zu fassen sucht, ehe Sohn Gianluca und Dado Moroni, musikalischer Kompagnon seit Jugendtagen, eine Ballade des Amerikaners in vielen Schichten zu einem Kunstwerk auftürmen.

Gleich das erste Stück hinterlässt Eindruck. Nach einer impressionistisch anmutenden Einleitung scheint, außer einem gemeinsamen Rhythmus, keinerlei Klammer das weitläufige, freie Spiel zusammenzuhalten, das immer mehr Fahrt aufnimmt, dichter und komplexer wird, bis dann doch die Bruchstücke einer Melodie aufblitzen.

Kenner haben schon früh extrem lang gezogene Teile des Themas erkannt. „Autumn Leaves“ sei es gewesen, bestätigt Franco Ambrosetti später (und sein Schnaufen verrät, welche Anstrengung die feurige, aber kontrollierte Spielweise erfordert) – man habe den Klassiker ‚ein bisschen breiter ausgelegt‘, „e bizzeli breiter usleit“, wie es der Tessiner ausdrückt.

„Etwas aufgemacht“ habe man auch bei ein paar weiteren Standards auf der neuen CD „Cheers“. Das Album hat Franco zu seinem 75. Geburtstag mit musikalischen Weggefährten in New York eingespielt. Neben Klassikern wie „I’m Glad There Is You“ enthält es kantige Eigenkompositionen, die kontinuierlich Spannung aufbauen und gleichzeitig voller verblüffender Winkelzüge stecken, zum Beispiel das hörenswerte „Drums Corrida“ (auf der CD mit zwei Schlagzeugern) oder „No Silia no Party“, das er für seine Frau geschrieben hat.

Nichts Ungewöhnliches in dieser Familie, die gleichsam eine Jazzdynastie begründet hat. Schon der Vater von Franco, der 2012 verstorbene Altsaxofonist Flavio Ambrosetti, war ein Jazzpionier. Bemerkenswert auch, dass Franco nicht nur als Profimusiker reüssierte, sondern parallel fast 30 Jahre lang das Unternehmen Ambrosetti Technologies mit rund 600 Angestellten leitete. Gianluca fährt als studierter Jazz-Saxofonist und promovierter Physiker ebenfalls zweigleisig.

Vater und Sohn, Flügelhorn und Sopransaxofon, beides auch noch in derselben Tonlage, ergänzen sich wunderbar, spielen gegeneinander und nehmen Bass, Schlagzeug und vor allem das Klavier in die Kommunikation mit auf.

Der aus Genua stammende Pianist Dado Moroni begeistert mit phasenweise frappierend dichtem Spiel. Auch er ist nicht zum ersten Mal im Jazztone, und einige im Publikum erinnern sich bestens an seine Einspielung „Sound to Sound“ (1984), auch schon mit Franco. Als Zugabe erklingt „Bye Bye Blackbird“ als Feuerwerk aus klagenden Klangfarben – Modern Jazz und Hardbop in der spannendsten Melange.

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