Lörrach FVLB beugt sich dem DFB

Die Oberbadische
Tibetische Protestaktion beim Spiel des TSV Schott Mainz gegen die U20-Auswahl von China im November 2017 – Die chinesischen Spieler verließen daraufhin das Feld. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Fußball: Geplantes Freundschaftsspiel gegen Tibet abgesagt

Von Kristoff Meller

Lörrach. Aus Solidarität und zur Erinnerung an den tibetischen Volksaufstand gegen China vor 59 Jahren wurde am Samstag in vielen europäischen Städten – auch in Lörrach – die Tibet-Fahne gehisst. Ein für den Sommer geplantes Freundschaftsspiel im Grüttpark zwischen dem FV Lörrach-Brombach (FVLB) und der Fußballauswahl von Tibet wird hingegen nicht stattfinden. Beugt sich der Verbandsligist damit dem Druck des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) beziehungsweise des Deutschen Fußballbunds (DFB), der enge Kontakte zu China pflegt?

„Das verbotene Spiel“ titelte die Wochenzeitung „Die Zeit“ am Freitag und sprach von einem geplanten „kleinen Volksfest“ um „leere Kassen“ des Vereins zu füllen. Die angesetzte Partie sei nun zum „sportpolitischen Lehrstück“ geworden. Gemutmaßt wird im Artikel, dass der SBFV „einen mehr oder weniger diskreten Hinweis aus Kreisen der DFB-Spitze erhalten“ habe, weil „dieser seit Jahren eine Kooperation mit China betreibt, bei der es um viel Geld geht“.

„Das Freundschaftsspiel hätte zur Völkerverständigung beitragen sollen“, erklärte FVLB-Vizepräsident Bernd Schleith am Sonntag im Gespräch mit unserer Zeitung. „Natürlich würden wir durch die Zuschauer auch monetär profitieren, aber wir wollten das Spiel keinesfalls veranstalten, um unsere Kasse zu füllen.“

Im Verein werde die Integration groß geschrieben, erklärte er und verwies auf die aktuelle Unterschriftensammlung gegen die Abschiebung des gambischen FVLB-Spielers Buba Ceesay. Indes, so der Vizepräsident: „Wir wollen uns nicht vor den politischen Karren spannen lassen, Protesten eine Bühne bieten, und wir wollen uns nicht mit dem DFB anlegen.“ Zumal das Spiel vermutlich einen größeren Polizeieinsatz und verschärfte Sicherheitsvorkehrungen erfordert hätte.

Die Initiative sei auch nicht vom Verein selbst sondern von einer Basler Gruppe von Tibet-Unterstützern ausgegangen, die im Juni Besuch von der tibetischen Fußballauswahl erhält. Zuvor nimmt das Team, das sich nicht Nationalmannschaft nennen darf, weil Tibet kein eigenständiges Land ist, an der Conifa-Weltmeisterschaft in England teil. „Conifa“ (Confederation of Independent Football Associations) ist der Verband der staatenlosen Völker, historischen Regionen, Minderheiten und nicht-anerkannten Gebieten. Auf dem Heimweg hätte das Spiel im Grütt stattfinden sollen.

„Naütrlich haben wir die Ereignisse in der Regionalliga mit der U20-Auswahl Chinas mitbekommen“, sagte Schleith. Darum habe man schon Bedenken gehabt und beim Verband nachgefragt: „Wenn die Partie auf rein sportlicher Ebene abläuft, können wir das Spiel durchführen“, habe der SBFV-Vorsitzende Thomas Schmidt in einem Telefonat gesagt. Kurz darauf ruderte dieser laut Schleith allerdings zurück und habe erklärt: „So ein Spiel werde vom Verband nicht gewünscht.“ Es könne lediglich ein Trainingsspiel ohne Schiedsrichter und mit bunten Leibchen stattfinden.

Gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ verwies Schmidt hingegen auf das Projekt „RLSW mit der U20 von China“. Das Team sollte in der Regionalliga Südwest für ein Jahr außer Konkurrenz mitspielen, um Erfahrung zu sammeln. Doch nach pro-tibetischen Protesten beim ersten Spiel wurde das Projekt vorzeitig beendet.

Schleiths FVLB-Vorstandskollege Martin Aßmuth erklärte am Wochenende zu dem Fall auf Facebook: „Egal, ob Du aus Tschechien, Togo oder Tibet kommst – es ist meine tiefe Überzeugung, dass die Herkunft beim Fußball keine Rolle spielen darf. Gerne hätte ich daher das Spiel gegen Tibet realisiert, auch weil dies eine Charakterfrage ist. Wir sind weltoffen. Am Ende mus man jedoch an den Verein denken.“

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