Lörrach Gärten der Erinnerung

Gabriele Hauger
Der erste Bauabschnitt des neuen Gräberfelds ist fertig. Foto: Gabriele Hauger

Auszeichnung: Friedhofskultur wird  auch in Lörrach Immaterielles Kulturerbe / Neues Gräberfeld

Lörrach - Irgendwann endet jedes Leben. Wie wir aber unserer Toten gedenken, wie wir sie bestatten und wie wir unsere Friedhöfe gestalten – das ist besonders. Darum wurde bundesweit die Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Beteiligt hat sich neben über 100 Städten auch Lörrach mit seinen sieben kommunalen Friedhöfen. Entsprechende neue Schilder an den Friedhofseingängen weisen seit gestern darauf hin.

Die Endlichkeit unseres Daseins wird den meisten Menschen vor allem beim Gang über einen Friedhof bewusst. Wie wichtig für viele diese Orte der Trauer und des Gedenkens sind, und dass sie zudem mit zahlreichen großzügigen, grünen Anlagen gleichzeitig auch dem Naturschutz und der Artenvielfalt dienen, wird erst auf den zweiten Blick deutlich. Zudem sind sie Orte des Erinnerns und Mahnens an den Frieden, kultureller Spiegel, Treffpunkt und lebendiges Geschichtsbuch.

Die jetzige Auszeichnung will auf die Bedeutung der hiesigen Friedhofskultur aufmerksam machen. Bereits im März, unmittelbar vor dem großen Shutdown, hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung beschlossen. Grund dafür sei vor allem die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform, betont Jens Langela, Gesamtleiter der Eigenbetriebe Werkhof, Stadtgrün und Friedhöfe beim gestrigen Presserundgang über den hier seit 1864 bestehenden Hauptfriedhof. Und der technische Leiter Friedhöfe, Olaf Andris, ergänzt: „Ein Friedhof ist immer auch ein Ort des Lebens.“

Zweifelsohne. Groß gewachsene Bäume schaffen schon am Haupteingang angenehme Kühle, immer wieder stößt man auf Menschen, die sich austauschen und liebevoll um die Bepflanzung der Gräber kümmern. Die weitläufige Anlage mit ihren vielen Wegen und Ruheplätzen strahlt Besinnlichkeit und ruhige Konzentration aus.

Schon lange vor der Auszeichnung als Kulturerbe sorgten die Mitarbeiter dafür, dass das so ist. Hinzu kommen viele verständnisvolle Gespräche und das stete Bemühen – trotz aller Vorschriften –, den Wünschen trauernder Angehöriger entgegen zu kommen. Man versuche durchaus, Trends der Zeit aufzunehmen, gleichzeitig die Friedhofskultur zu bewahren und ihr ihren wichtigen Platz in der Kommune zu erhalten, sagt Langela. Natürlich gebe es Menschen, die Friedhöfe als unnötig ansehen, zumal viele Angehörige Verstorbener nicht mehr vor Ort wohnten und fast nie die Gräbern besuchten. „Doch die meisten brauchen Zeit und einen Ort, um zu trauern“, weiß Andris. Und viele Angehörige litten sehr darunter, wenn sich ein Verstorbener testamentarisch für eine anonyme Bestattung entschieden hat.

Neues Erdreihengrabfeld

Zu der neuen Auszeichnung als Kulturerbe passen bestens die Pläne, nach denen derzeit ein neues Erdreihengrabfeld in unmittelbarer Nähe zum Eingang an der Brombacher Straße gestaltet wird. Dieses war notwendig geworden, da das bisherige mit 170 Gräbern weitgehend belegt ist.

Bei der Struktur der Anlage werden neue Wege gegangen, um den parkähnlichen Charakter des Hauptfriedhofs noch zu verstärken, erläutert Langela. Geschwungene Wegführung, Sitzgelegenheiten, ein zusätzlicher Brunnen zur Wasserentnahme sowie eine stolze Douglasie im Zentrum, die von blühenden einheimischen Stauden umgeben werden soll, werden für ein entsprechendes Ambiente sorgen. 200 Gräber sollen hier Platz finden. Eingerahmt ist das neue Gräberfeld von einem Feld für Kindergräber sowie für Muslime – auch das Besonderheiten unserer Friedhofskultur.

Beim Aufbau der Wege versucht die Stadt etwas Neues: Damit sich keine Fahrrillen bilden, wird die Deckschicht aus Kies unterirdisch durch Wabenmatten verstärkt. So soll auch Rollstuhl- und Rollator-Nutzung gewährleistet sein. Planungen, die im übrigen in Eigenregie der Kommune geleistet wurden, lobt Langela. Ein weiterer Beitrag dazu, dass der Friedhof als ein Garten der Erinnerung gestaltet wird.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading