Lörrach Gang durch die Geschichte

Markus Greiß
Friedbert Dorer (l.) führte erstmals über den Lörracher Hauptfriedhof. Foto: Markus Greiß

Führung: Beim Spaziergang über den Hauptfriedhof lässt sich viel über Lörrach lernen

Weit mehr als 20 Jahre lang hatte Gertrud Herbster über die ausgedehnte Anlage des Hauptfriedhofs geführt. Am Sonntagvormittag schlüpfte Herbster nun selbst in die Zuhörerrolle und erlebte zusammen mit knapp 20 anderen Gästen, was ihr Nachfolger, Stadtführer Friedbert Dorer, über stadtbekannte Bestattete, die Friedhofsgeschichte und ganz praktische Fragen zu sagen hatte.

Von Markus Greiß

Lörrach. Der Hauptfriedhof, der 1864 eingeweiht wurde, ist einer von acht noch genutzten Begräbnisorten Lörrachs und aktuell mit 5688 Ruhestätten belegt. Davor hatten Lörracher an der Stadtkirche und ab 1610 im heutigen Hebelpark ihre letzte Ruhe gefunden. Aus den Anfängen im 19. Jahrhundert sind noch einige Zeugnisse erhalten. So etwa das Grab von neun Kindern und vier Erwachsenen, die beim Einsturz der hölzernen Wiesebrücke im Dezember 1882 ums Leben kamen. Es ist eines von mehreren historischen Gräbern auf dem Friedhof, die von der Stadt gepflegt werden. Sie haben keine Ablaufzeit, anders als „normale“ Gräber. Für Letztere gilt laut Dorer eine Liegezeit von 20 Jahren bei Erd- und 15 Jahren bei Urnenbestattungen, sofern die Angehörigen bei Ablauf keine Verlängerung beantragen.

Die „Ehrengräber“

Einen besonderen Status haben auch die „Ehrengräber“ verdienter Persönlichkeiten, die nach der Ablaufzeit automatisch verlängert und von der Stadt betreut werden. Zu diesen Ehren gekommen sind etwa der Heimatforscher und Mitbegründer des Museumsvereins, Karl Herbster, der frühere Lörracher OB Arendt Braye oder der Keramiker, Glasmaler und Architekt Max Laeuger, der Ehrenbürger der Lerchenstadt war.

Das Gästegrüppchen besuchte während der knapp zweistündigen Führung noch viele andere Gräber von Menschen, die die Lörracher Stadtgeschichte mitgeprägt haben. Langweilig wurde es nie, weil Stadtführer Dorer die richtige Balance zwischen Pietät und einem humorvollen Umgang mit dem schwierigen Thema Tod fand und die Brücke zum früheren Leben der Bestatteten schlug. So stellte er etwa die Verbindung der in einem repräsentativen Grab bestatteten Angehörigen der KBC-Gründerfamilie Koechlin und ihrer unweit beerdigten Telefonistin Heidi Weiß her, die auch auf dem Friedhof „ihren Platz im Vorzimmer“ gefunden habe.

Die Familie Grunkin

Jüdische Bürger werden seit Ende des 19. Jahrhunderts auf einem abgetrennten Areal neben dem Hauptfriedhof bestattet. Hier befindet sich auch das Grab der Familie Grunkin, das vom dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte zeugt. Mehrere Familienmitglieder wurden 1940 ins südfranzösische Lager Gurs deportiert. Gertrud Herbster verwies auf das Buch „Was wird aus uns noch werden?“ von Lukrezia Seiler mit den Briefen der deportierten Geschwister Josef und Marie Grunkin.

Im Zentrum des Hauptfriedhofs befindet sich die Anlage zum Gedenken an die Toten der beiden Weltkriege, wo rund 250 Kriegstote bestattet sind. Hier wird auch den Opfern der Nazi-Gewaltherrschaft gedacht und an die Mütter und Frauen der im Krieg gebliebenen Männer erinnert.

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