Maurice Duruflé (1902-1986) führt in „Notre Père“ die einzelnen Stimmen in anheimelnden Akkorden zu einem innigen, fülligen Klang zusammen, der kurz im Raum steht und dann wieder verklingt, während Nikola Kedrov (1851-1954) die eher bedeckten, meditativen Aspekte der Zwiesprache mit Gott herausarbeitet. Giuseppe Verdi (1813-1901) macht – wie kaum anders zu erwarten – aus seinem „O padre nostro“ eine ganze Geschichte voller Höhen und Tiefen: Mit prägnanter Dynamik steigert sich der Gesang im Mittelteil zu einem inständigen Flehen. Wie Wellen bauen sich die einzelnen Bitten der Betenden zu dramatischen Klanggebilden auf, bei der Erwähnung der Hölle wird die Verzweiflung im Gesang überdeutlich.
An der Orgel ergänzt Herbert Deininger die Gesangvorträge durch noch zwei weitere Vaterunser-Interpretationen: „Vater unser im Himmelreich“ von Georg Böhm Felix Mendelssohns dreisätzige Sonate in d-Moll Opus 65/6, basierend auf dem Bach-Choral „Vater unser im Himmelreich“.
Würdiger Höhepunkt und Abschluss des Konzerts war die Aufführung der Motette „Jesu, meine Freude“ von Johann Sebastian Bach, der neben dem wunderbaren gleichnamigen Kirchenlied voller ausdrucksreicher Bilder Passagen aus dem Römerbrief des neuen Testaments zugrundeliegen, von dem nun fünfstimmig singenden Chor mit Temperament und schönen Akzentuierungen umgesetzt. Neben dem Abdruck des Textes wären hier einige Worte zum Aufbau der Motette wünschenswert gewesen, die auch dem in Kirchenmusik weniger Beschlagenen wichtige Zugänge zu dem idealtypisch aufgebauten Werk hätten erschließen können. Aber Bachs Musik, ursprünglich für den Gottesdienst geschrieben, entfaltet mit ihrem trotz aller Schwermut immer wieder aufblitzenden musikalischen Humor auch so ihren unwiderstehlichen Reiz.