Lörrach Gegen Intoleranz, für Menschlichkeit

Die Oberbadische
Szene aus der Schüleraufführung des Musicals „Anatevka“ mit Valentin Seyffer (vorne l.) als Milchmann Tevje Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische

Musical: Begeisternde Aufführungen von „Anatevka“ in der Freien Waldorfschule Lörrach

„In unserer Klasse gibt es viele Schülerinnen und Schüler, die gerne singen“, ließen die Achtklässler der Freien Waldorfschule Lörrach die Besucher ihrer Musicalproduktion vorab wissen. Und so fiel nach Durchsicht von sechs Textbüchern ihre Wahl auf „Anatevka“ von Jerry Bock (Musik) und Joseph Stein (Text). Die drei Aufführungen des berühmten Stücks am Wochenende waren bis auf den letzten Platz besetzt.

Von Walter Bronner

Lörrach. Auch das Publikum war restlos begeistert von der Vorstellung im großen Bühnensaal der seit 1990 hier etablierten Bildungsstätte, in der die musischen Fächer besonders hoch im Kurs stehen. Das belegte auch diese mit großer Sorgfalt vorbereitete Inszenierung, bei der die Zuschauer zu beiden Seiten eines langen Laufstegs platziert und damit unmittelbar ins Spielgeschehen einbezogen waren.

Tophit im Viererpack

Die große Bühne am einen Ende des Stegs war für die Massen- und Gruppenszenen reserviert, das Podest gegenüber dem Geschehen im trauten Heim des Milchmanns Tevje, in dessen mehrfach besetzter (und während den Aufführungen wechselnder) Rolle Valentin Seyffer, Manuel Nossong-Laa, Jakob Lindel und Linus Suiter brillierten.

Den Tophit „Wenn ich einmal reich wär‘“ ließen sie gleich im Viererpack erklingen. Tevjes Frau Golde verkörperten abwechselnd Selina Breunig, Ella Otter, Taina Sampat-Metha und Naemi Greiner mit durchsetzungsfähigem Charme gegenüber dem autoritären Ehegatten. Dessen fünf Töchter durchkreuzten auch beharrlich seine Pläne ihrer Beinahe-Zwangsverheiratung. Als solche beeindruckten Franziska Richardson, Theresa Gruson, Elena Bittner, Milena Meyer, Sophie Jaenisch, Emma Müller-Morungen und Luisa Munzert mit anmutiger Bühnenpräsenz. Ebenso setzten sich Luisa Munzert und Lina Zwerger als schwatzhafte Heiratsvermittlerin wirkungsvoll in Szene.

Auch all die anderen liebenswürdig-kuriosen Figuren des mit wohldosiert sanftem Druck zum einen auf die Tränendrüsen, zum andern auf das Zwerchfell einwirkenden Stücks fanden in den 36 Schülerinnen und Schülern der Abschlussklasse ihre ideale Verkörperung, sei es als Rabbi (Max Behrens), Wachmeister (Malcolm Santonelli), Gastwirt (Leonidas Casiotos, Johann Zilasek), reicher Fleischer (Marlin Haarpaintner, Daniel Strickrott) oder Student Perschik (Marcel Scodeller, Niclas Spachta).

Die zahlreichen Nebenrollen der weiteren Dorfbewohner und ihrer teils willkommenen, teils wenig erwünschten Besucher waren ebenfalls wesenstypisch besetzt. Neben den ansprechend vorgetragenen Chor- und Sologesängen („Tradition“, „Jente, o Jente“, „Wunder, ein Wunder“, „Zum Wohl“, „Das Gerücht“) imponierte vor allem das lebendige Spiel aller Beteiligten, deren Protagonisten staunenswertes komödiantisches Talent an den Tag legten.

Liebevoll gestaltete Kulissen sowie sorgfältige Kostüm- und Requisitenauswahl

Flankiert wurde das alles durch liebevoll gestaltete Kulissen sowie eine sorgfältige Kostüm- und Requisitenauswahl. Die Inszenierung bestach zudem durch geradezu professionell arrangierte Gruppen- und Massenszenen, einschließlich der perfekt choreografierten Tanzeinlagen. Und über das mitreißende Spielgeschehen hinaus trat auch die eigentliche Botschaft von „Anatevka“ als Lehrstück gegen Rassenhass, Intoleranz und Traditions-Verbohrtheit deutlich zutage. Ebenso sein Plädoyer für Menschlichkeit, Liebe und Treue. Dies nicht zuletzt in den berührenden Gesangsszenen „Schabbat-Gebet“, „Jahre kommen, Jahre gehen“, „Abschied vom Elternhaus“ und „Kleiner Spatz“.

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