Lörrach Geheimnisvolle Opferrituale

Die Oberbadische
Geheimnisvoll: die Akram Khan Company Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Die Akram Khan Company auf den Spuren von Igor Strawinsky

Von Ursula König Lörrach. „In the mind of Igor“ – „Im Kopf von Igor“: Es ist ein tiefgründiges und dunkles Thema im Schaffen des russisch-französisch-amerikanischen Komponisten Igor Strawinsky, dass der Tänzer und Choreograph Akram Khan zum Ausgangspunkt einer Choreographie nimmt, die geheimnisvoll und stellenweise auch verstörend wirkt.

Das Ballett „Le Sacre du Printemps“; die Frühlingsweihe oder besser das Frühlingsopfer zeigt archaische Bilder voller Wildheit, Ekstase und Versunkenheit und vor allem zeigt sie ein erbarmungsloses Ritual: In der Originalfassung wird im heidnischen Russland eine Jungfrau dem Frühlingsgott zur Versöhnung geopfert. Sie tanzt sich zu Tode. Im Gegensatz zu Strawinskys Uraufführung vor 100 Jahren in Paris, die skandalträchtig endete, schaffte es Akram Khan am Dienstag im Burghof, das Publikum durchgängig zu faszinieren.

Vielleicht gibt es eine Art Seelenverwandtschaft zwischen dem russischen Musiker und dem in London geborenen Künstler mit bengalischen Wurzeln. So wie Strawinsky in seiner Zeit musikalisch bahnbrechend war und Elemente der Rhythmik und Tonalität unter Einbeziehung klassischer Volksweisen zu einem unverwechselbaren Stil verband, so zeigt auch das Schaffen Khans eine kosmopolitisch geprägte Individualität. Strawinskys Originalklänge werden nur kurz dreimal eingespielt.

Für den musikalischen Schwerpunkt haben die drei Komponisten Nitin Sawhney, Jocelyn Pook und Ben Frost etwas Eigenes geschaffen. Mahnende Glockenklänge, dumpfe dröhnende Beats und die trügerisch wirkende Leichtigkeit von Streichinstrumenten verbinden sich mit den akrobatisch wuchtigen Bewegungen der elf Tänzer. So entstehen Szenen, die sich mit dem Verstand nicht erfassen lassen. Der Geist kreist um Assoziationsmöglichkeiten.

Albtraumartig wirken Szenen, in denen die Darsteller sich krampfartig und zuckend im Kreis bewegen. Khan bringt hier extreme Gegensätze ein: Das Feierliche neben dem Absurden; Harmonie neben Dissonanz; Schönheit neben Hässlichkeit. Es ist eine Art getanztes Hölleninferno, das sich nicht auflösen lässt. Oder nur, indem die Rolle des Opfers angenommen wird. Wenn am Schluss die majestätisch und kühl wirkende ganz in Weiß gekleidete Figur, die hier als Priesterin und Vollstreckerin des Opfers gesehen werden kann und das ebenfalls in weiß gekleidete Opferkind aufeinander treffen, dann ist zu erahnen, dass dieses Motiv für etwas Höheres steht: Das Werden und Vergehen im Kreislauf der Natur. Nur dadurch kann immer wieder Neues entstehen.

So wie in der getanzten Geschichte Auflehnung und Kampf nirgendwohin geführt haben, kann auch der Mensch nur Teil dieses Prozesses sein. Die Macht ihn zu beeinflussen hat er nicht.

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