Lörrach Geliebt und unbezahlbar

Die Oberbadische
Dirk und Uwe (Pierre Schäfer und Peter Müller) mit Hund Hoppelpoppel Foto: Gabriele Hauger Foto: Die Oberbadische

Kinderszene: Theater Handgemenge mit „Höchste Eisenbahn“

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Hans Fallada hat die Geschichte um den kleinen Plüschhund auf Rädern namens Hoppelpoppel geschrieben. Er ist das Lieblingsspielzeug des Jungen Thomas, das dieser bei einer Reise im Zug vergisst – ein Drama. Und ein Verlustgefühl, in das sich große, vor allem aber kleine Zuschauer bestens hineinversetzen können. Dies ist der Rahmen für das Stück „Höchste Eisenbahn“, das gestern vom Theater Handgemenge aus Ballwitz zwei Mal im Lörracher Burghof in der Reihe „Kinderszene“ gezeigt wurde (Regie: Markus Joss). Erzählt wird die Geschichte von zwei ambitionierten Modelleisenbahn-Fans.

Die aufgebaute Modelleisenbahnanlage mag so manches Männerherz höher schlagen lassen. Originalgetreu sind Gleise, Bahnhof und vor allem Züge gestaltet. Betreut, beäugt und heiß geliebt von Dirk und Uwe, die mit fast skurriler Akkuratesse Schienen fegen, Schräubchen einstellen, Haltesignale überprüfen oder die Landschaft ringsum inklusive Kuhherde exakt positionieren.

Ein bisschen Geduld muss man mit den beiden schon haben. Da wird minutenlang wortlos fein säuberlich abgedeckt und aufgebaut, im Hintergrund läuft anspielungsreiche Musik zum Thema Zug und Reisen. „This is a man’s world“ – auch dieser Klassiker von James Brown erklingt beziehungsreich, ist die Modelleisenbahnwelt doch bekanntlich eine männliche.

Die beiden etwas schrulligen Zeitgenossen erzählen zwischen Eisenbahnschwärmerei und kleinen Neckereien die Geschichte des Jungen Thomas, der im neuen, schönen Haus der Eltern partout nicht einschlafen kann, weil sein Hoppelpoppel fehlt; und von dessen Vater, der sich extra auf die Reise nach Berlin macht, um ein vergleichbares Hündchen aufzutreiben, damit sein Sohn nicht mehr traurig ist. Tatsächlich wird er fündig, doch auf der Heimreise im Zug trifft er auf einen anderen Jungen, Sebastian, der sich auch nach dem Hund sehnt – ein Dilemma.

Scattend, pfeifend, trommelnd, blecherne Durchsagen imitierend, gelingt es den beiden Schauspielern, die Großstadtwelt Berlins akustisch und visuell mit einfachsten Mitteln aufleben zu lassen. Aus stets anderen Perspektiven werden dabei Zugreisen, Dialoge und Szenen dargestellt. Dazu gibt es wirkungsvolles Schattenspiel und einen steten Wechsel der Ebenen: mal die Erzählung vom Jungen und seinem Hund; mal das Werkeln, Leben und Philosophieren der beiden Protagonisten, die in ihrer Umständlichkeit und Bedächtigkeit kauzig, aber liebenswert altmodisch erscheinen.

Das ersehnte Happy End gelingt: Es bringt den Hoppelpoppel zurück, stellt aber auch die liebevollen Bemühungen des Vaters um das Glück seines Sohnes heraus. Und sogar der zweite Junge, Sebastian, bekommt seinen Wunsch erfüllt.

Was im Herzen bleibt, ist die Erinnerung daran, dass es die nicht-materiellen Dinge des Lebens sind, die wir am meisten lieben – und die unbezahlbar sind. Höchste Eisenbahn für diese Erkenntnis!

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