Lörrach Gemeinsame Heimat Musik

Die Oberbadische
Zusammentreffen zweier junger Talente: Pablo Ferrández und Krzysztof Urbanski Foto: Beatrice Ehrlich

Burghof: Sinfonieorchester Basel und Cellist Pablo Ferrández

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. In der Saison 2021/22 beschäftigt sich das Sinfonieorchester Basel schwerpunktmäßig mit dem Thema „Herkunft“. Unter dem Titel „Wildost“ hat das Orchester einen Konzertabend mit Werken der Komponisten Antonin Dvorak, Witold Lutoslawski und Wojciech Kilar zusammengestellt, der nach einer ersten Aufführung am Mittwoch in Basel am Donnerstag auch im Burghof in Lörrach zu hören war.

Das Sinfonieorchester Basel spielte Witold Lutoslawskis Cellokonzert von 1969/70 und die Sinfonie Nr. 7 d-Moll von Antonin Dvorak. Vorangestellt war dem das Stück „Orawa“ für Streichorchester des Filmkomponisten Wojciech Kilar.

Gemeinsame Heimat Musik: Ausgerechnet der fabelhafte spanische Cellist Pablo Ferrández macht mit seiner Interpretation Lutoslawskis Cellokonzert zum Ereignis. Schon die ersten Minuten des Konzerts, in denen der Cellist minutenlang ganz allein Zwiesprache hält mit seinem Instrument, während der Rest des Orchesters abgedunkelt wird, lenken alle Aufmerksamkeit auf dessen herausragende Qualitäten: Technische Brillanz, ausgeprägte Musikalität und darüber hinaus ein untrügliches Gespür für feinste Nuancen in der Tongebung.

Lutoslawskis Cellokonzert mit seinen vier durchlaufenden Sätzen konfrontiert einen Cellisten mit seinen fordernden, manchmal fast schon sperrigen Solopassagen, die wenig Freiraum lassen für schwelgendes, gefühlvolles Spiel. Der junge Madrilene meistert diese Herausforderung spielend. Als Klangmagier ist er bei Lutoslawski in einer anderen Art und Weise gefragt: Beim energischen Setzen von Akzenten, bei minimalen Abstufungen in der Dynamik und nicht zuletzt bei besonderen Formen der Tongebung wie seufzenden Glissandi und kratzigen Flageoletts. Nach und tritt der Solist ein in einen Dialog mit dem Orchester, das sich zuallererst mit einem schrillem Blechgewitter bemerkbar macht. In der Folge wandert die Stimmführung immer wieder hin und her, zu den Bläsern kommen nach und nach die Streicher hinzu, darüber hinaus weitere Instrumente wie Marimbafon, Klavier, Harfe und Kontrafagott.

Ein aufsehenerregender Moment ist der Zusammenklang aller Streicher auf dem exakt gleichen Ton, so das Ferrández’ Cello nicht mehr herauszuhören ist. Doch der Moment, in dem das Cello ganz im Gesamtklang des üppig besetzten Orchesters aufgeht, währt nur kurz. Es überwiegen die Stellen, an denen Cello und Orchester gegeneinander anzuspielen scheinen, stellenweise fast schon aggressiv. An einer anderen Stelle bringt der Cellist mit heftiger, insistierender Saitenbearbeitung den großen, relativ weit entfernt stehenden Kontrabass zum Mitklingen, ein faszinierender räumlicher Klangeffekt. Ein idealer Partner für dieses Konzert ist der hochsensible Dirigent Krzysztof Urbanski, der mit großem Charisma und manchmal minimalen Gesten den riesigen Klangkörper – die Bläser sitzen zudem im gebotenen Abstand – zusammenhält.

Dvoraks bekannte 7. Sinfonie im zweiten Konzertteil sorgt für besondere Begeisterung beim Publikum, die sich in lang anhaltendem Applaus niederschlägt. Das Orchester malt unter Urbanskis Leitung opulente Klanglandschaften, überzeugt mit wunderschönen Passagen der Holzbläser im Adagio und beschwingter, impulsiver Dynamik im Scherzo. Die Vorfreude des Publikums auf den ersten Auftritt eines großen Sinfonieorchesters seit langem wird nicht enttäuscht: Dem – trotz Masken – wie befreit aufjubelnden Orchester des Sinfonieorchesters Basel in voller Besetzung im Verbund mit dem außergewöhnlichen Dirigat Urbanskis, der am Ende fast schon tanzt auf dem Dirigentenpodest, gelingt eine herausragende und mitreißende Umsetzung der Dvorak-Sinfonie.

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