Lörrach Gemischtes Doppel

Die Oberbadische
„Gemischtes Doppel“: Das Freiburger Barockconsort und das Ensemble Recherche auf der Burghof-Bühne. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Freiburger Barockconsort und Ensemble Recherche

Lörrach. So richtig zur Sache ging es bei Jörg Widmanns „Liebeslied“. Mit zehn Minuten dauert dieses Stück relativ lang, und es war sehr heftig, laut und kraftvoll mit Hammerschlägen auf den Gong und schrillen Flötentönen, wobei das letzte Wort der Gong mit Metallschleifern hatte. Eingebettet war dieses hochexpressive Werk des angesagten Gegenwartskomponisten zwischen barocken Suiten von Henry Purcell und John Blow – und das war Programm.

Denn dieses Konzert am Dienstag im Burghof mit dem Freiburger Barockconsort und dem Ensemble Recherche brachte nicht nur zwei Instrumentengruppen auf die Bühne, sondern auch zwei musikalische Welten, Alte und Neue Musik. Da mussten ja die Hörgewohnheiten aufeinander prallen!

Die Bühne war geteilt. Zeitgenössische Musik braucht ein riesiges Instrumentarium, allein das Schlagwerk viel Platz. Dazu ein moderner Konzertflügel und ein Cembalo: Barock trifft Moderne.

Für manche im sehr überschaubaren Publikum war das Konzertprogramm „Venus und Adonis“ eine erfrischende Mischung aus Tradition und neueren Klängen, für andere eher eine Herausforderung oder neue Hörerfahrung. Jedenfalls wurde dem entdeckerfreudigen Zuhörer Gelegenheit gegeben, auch einmal neue musikalische Welten zu erschließen.

Und die waren durchaus witzig, wenn man hörte, was man alles an Geräuschen produzieren kann, bis hin zum Kratzen, Rascheln mit trockenem Laub, Wald- und Vogelgeräuschen in Carola Bauckholts „Liebeslied“. Allein das postmoderne Oktett der ukrainischen Komponistin Alla Zagayzevych („Blicke der Verliebten“) war noch wunderbar melodiös, filmisch und minimalartig. Ramon Lazkanos „Lied ohne Worte“ machte auch rhythmisch mit Schlagzeug und Klavier etwas her. Die kurzen Stücke, wie das leidenschaftliche „Liebeslied für Recherche“ der spanischen Komponistin Elena Mendoza, wurden von den Neue-Musik-Spezialisten höchst differenziert gespielt.

Das Bühnenlicht war stark reduziert, die pausierende Gruppe abgedunkelt. Beim Barockconsort machte das ja noch Sinn in der Art Zurück-zum-Kienspan. Ein echtes Crossover-Konzert also mit durchaus spürbarer Distanz der Gegenwartsmusik zu den mehr als 300 Jahre früher entstandenen Werken, und starken Kontrasten, wenn vertraute Klänge auf unbekannte treffen.

Da war also die Alte Musik, die in der prominenten solistischen Besetzung des Freiburger Barockconsorts mit der Geigerin Petra Müllejans, der Gambistin Hille Perl und dem Lautenisten Lee Santana mit Lebenslust, Spontaneität, tänzerischem Bewegungsimpuls und Wendigkeit instrumentaler Virtuosität in den höchst kunstfertig vorgetragenen Aires, Jigs, Hornpipes und Tanzsätzen einen wundervollen, klingenden Eindruck von der damaligen Wirklichkeit gab.

Und da war die ungemein spielfreudige und temperamentvolle Art, mit der das Moderne-Musik-Ensemble Recherche bis zur Querflöte mit Flatterzunge, Klavier-Clustern und viel Schlagzeugeinsatz ein farbiges Bild der Jetzt-Musik zeichnete, wobei es gelang, mit viel Impulsivität und Akkuratesse auch den nichtspezialisierten Zuhörer mit diesen neuen Tönen zu bannen. Das war also mal ein echtes Experiment, dieses „gemischte Doppel“, das der Burghof wagte!

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