Lörrach Geschichte, Fledermäuse, Hochwasser

Die Oberbadische
Der Pfad am Soormattbach war einer der reizvollsten Abschnitte des Spaziergangs mit Günter Schlecht. Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Seniorensommer: Günter Schlecht führt Senioren durch Hauinger Ortsteil

Hauingen hat mehr zu bieten, als auf den ersten Blick auffällt. Davon konnten sich am Freitag die 25 Teilnehmer der Ortswanderung überzeugen. Eingeladen hatte dazu der Seniorenbeirat der Stadt im Rahmen des Seniorensommers, veranstaltet wurde die Tour von der Ortsverwaltung.

Von Rolf Reißmann

Lörrach-Hauingen. Bestens vorbereitet war Ortsvorsteher Günter Schlecht, um den Hauingern und Teilnehmern „aus der Stadt“ viele Informationen über den Ortsteil mitzugeben. Obwohl sich der Charakter grundlegend wandelte – heute gibt es nur noch einen hauptberuflichen Landwirt – ist der dörfliche Charakter immer noch sichtbar. Noch vor dem Rathaus erzählte der Ortsvorsteher, dass derzeit rund 3100 Einwohner in Hauingen leben, dass das Dorf erstmals 1102 in einer Urkunde des Klosters St. Alban erwähnt wurde und seit 1788 eigenständige Gemeinde war.

Das erste Staunen erreichte Schlecht, als er über die Elektrizitätsgeschichte des Dorfes sprach. Im Obergeschoss des Rathauses hat die Elektrogenossenschaft Hauingen ihre Geschäftsstelle und die besteht bereits seit 1912. Bis heute befindet sich das Hauinger Stromnetz in kommunaler Hand.

Anschließend ging es hinüber zur Schule. Mit fragendem Blick schauten die Teilnehmer auf dort zum Trocknen ausgelegte Unterwäsche. Günter Schlecht erklärte sofort, dass 40 Kinder aus zwölf Ländern in Hauingen zu einem Friedenscamp zu Gast sind (siehe Artikel unten). Mit Blick zum Schulgebäude wies er auf das offene Fenster hin: „Das bleibt immer offen, weil es der Einflugweg für rund 1200 Fledermausweibchen ist, die hier alljährlich ihre Jungen aufziehen.“ Vor einigen Jahren wurde sogar die erforderliche Dachreparatur extra in die Winterzeit verlegt, wenn die Fledermäuse in Schwarzwaldhöhlen schlafen.

Hochwassergefahr am Soormattbach

Mit einem kurzen Schwenk ging die Gruppe an Sport-, Spiel- und Bolzplatz vorbei, dann wechselten sie hinüber auf die andere Seite der Steinenstraße. Kurzer Halt an der Kirche, die große Informationstafel zu Johann Peter Hebel ist nicht zu übersehen. Weil nämlich vor 260 Jahren die Eltern des später berühmten Dichters in der Kirche Hauingen getraut wurden, führt hier natürlich der Hebelweg vorbei.

Wenige Meter später standen die Senioren am Soormattbach. Hier war genau zu spüren, wer aus Hauingen kam und wer aus anderen Stadt- und Ortsteilen. Denn das idyllische Bild mit zahlreichen Libellen und Schmetterlingen am Ufer des leise und flach dahin plätschernden Baches zeigte eben nur die Sonnenseite. Schlecht wies sofort auf den Betonbau mit den beiden großen Fenstern hin. „Das sind Einlassöffnungen für Hochwasser, denn wenn es oben im Wald zu starkem Regen kommt, sammelt der Soormattbach wie ein Trichter das Wasser ein und lässt es als reißenden Strom vom Berg herunter donnern, dann füllt sich dieses Bachbett in wenigen Minuten, wir haben genügend schlechte Erfahrungen,“ erinnerte er. Letztmalig überschwemmte der Bach im Jahr 2014 das Tal und anschließend auch bis weit in die Brückenstraße hinein.

Sanfte Steigungen und eine Schlucht

Um so schöner war die Wanderung am Freitag entlang des Baches. Auf dem Anstieg hinauf zur Friedrichstraße kam Schlecht auf die beabsichtigte Wohnbebauung zu sprechen, nach Rechtsstreitigkeiten kann im kommenden Jahr der Bau beginnen.

Als die Gruppe dann über sanfte Steigungen durch die Wiesen ging, erfreuten sich alle Teilnehmer an den Ausblicken weit über Hauingen hinaus. Mit großer Anerkennung für den von einem Privatmann angelegten Weg durch eine kleine Schlucht stiegen sie hinab zum Schützenhaus, wo ein Imbiss vorbereitet war. In aller Ruhe sprachen die Senioren über vieles, was sie auf der gut einstündigen Wanderung erfuhren – zum Beispiel, dass Hauingen zwölf Brunnen hat, dass der 1874 gegründete Frauenverein schon damals Kinder- und Altenbetreuung organisierte und dass die Buurefasnacht alljährlich Gäste aus weitem Umfeld anzieht.

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