Die Compagnie Käfig begeisterte das Publikum.
Eine dunkle Bühne, ein Kronleuchter flackert, ein Mann steht im Halbdunkel. Und er beginnt zu tanzen. Vielmehr tanzen seine Extremitäten, sein Kopf, seine Hände. Unfassbar, wie Rhythmen und Musik den Körper erobern und wie seine Schultern ein ebenso faszinierend wie amüsantes Bewegungsspiel liefern.
Nach und nach gesellen sich fünf weitere Tänzer hinzu, loten die Bühne aus, die ein plüschiges Wohnzimmer ist. Die Männer gehören zur Compagnie Käfig. Ein Name, über den man sich wundert, der aber ein Lehnwort aus dem Arabischen ist.
Ein Käfig beengt eigentlich. Das Konzept von Mourad Merzouki, der die Compagnie 1996 gründete, führt indes genau ins Gegenteil: Hinaus aus beengenden Kategorien, aus Tanzregeln, aus Sparten.
Jeder der Tänzer bekommt eine „Carte Blanche“, bekommt die Freiheit, sich zu geben, zu bewegen, wie er will. Vieles ist dem HipHop entlehnt. Kleine Battles entstehen auf der Bühne, wenn jeder der Sechs sich einmal die Mitte erobert und sein Können demonstriert, mit Kopfdreher, Freezes und anderen geradezu akrobatischen Übungen, die perfekte Körperbeherrschung erfordern.
Die Choreografie hat aber noch viel mehr als solche Battles zu bieten: Zirkuselemente, Kampfsport, urban dance faszinieren zur keineswegs so erwarteten Musik. Licht- und Schattenspiele verstärken eine zuweilen poetische Atmosphäre, dann wieder herrscht kraftvolle Lebensfreude und das Spiel mit der Herausforderung und Rivalität; und ein Schuss Ironie, wenn sich Yann Abidi komisch überfordert gibt und nach atemberaubendem Körpereinsatz den scheinbar schmerzenden Rücken hält.
Sehr originell ist das Spiel mit unmöglichen Proportionen: wenn sich Hände verselbstständigen, an unmöglichen Stellen wiederauftauchen, sodass der auf dem Sofa sitzende Tänzer Riesenarme zu haben scheint.
Man spürt die Bewegungsfreude der sechs (außerdem Rémi Autechaud, Kader Belmoktar, Brahim Bouchelaghem, Sabri Colin und Hafid Sour), die Lust am Experiment, was ihre Körper erlauben und erzählen können. Am Ende haben sie mit ihrer Individualität und Tanzsprache das Publikum erobert, das ihnen stehende Ovationen bietet.
