Lörrach - Ladislav „Diablo“ Kaiser könnte mit seiner muskulösen Statur in jedem Fitnessstudio arbeiten. Stattdessen vollführt er im Lörracher Weihnachtscircus Kunststücke auf dem Hochseil in schwindelerregender Höhe – ohne Netz und doppelten Boden.
Weihnachtscircus: Ladislav Kaiser vollführt atemberaubende Kunststücke ohne Sicherung in schwindelerregender Höhe. Schon viermal abgestürzt.
Lörrach - Ladislav „Diablo“ Kaiser könnte mit seiner muskulösen Statur in jedem Fitnessstudio arbeiten. Stattdessen vollführt er im Lörracher Weihnachtscircus Kunststücke auf dem Hochseil in schwindelerregender Höhe – ohne Netz und doppelten Boden.
Konzentration, Gleichgewichtssinn und Körperspannung
Diese Frage muss einfach gleich zu Beginn des Gesprächs gestellt werden: Kann man mit einem so kräftigen Körper auf einem Hochseil überhaupt die Balance behalten? „Sehr wohl!“, entgegnet Artist Kaiser. Denn der Lauf über das Seil erfordere außer Konzentration und Gleichgewichtssinn auch Körperspannung. Und dazu brauche man gute Muskeln.
Diese zu trainieren, sei ebenso wichtig wie die Kondition, betont das Schwergewicht auf dem Drahtseil. Er übe stets mit seinen Hanteln, und wenn möglich gehe er auch ins Fitnessstudio. Sein größter Kontrahent im Zirkuszelt sei die Schwerkraft. „Gegen die müsse er als Hochseilkünstler tagtäglich ankämpfen“, erklärt Kaiser.
Es zeugt von großem artistischem Können, die Schwerkraft scheinbar mühelos auszuhebeln und einen Hochseilakt leichtfüssig und spielerisch darzubieten.
Genau dies gelingt Kaiser bei seinen Shows in Zirkussen europaweit: Mit flinken Schritten und akrobatischen Showeinlagen hält er auf dem über die Manege gespannten Seil seine Zuschauer in Atem – mal auf einem Einrad fahrend, mal auf einem mehrstöckigen Stuhl sitzend. Passend zu seinem selbstgeschaffenen Image als grimmiger Rocker ertönt während seiner Darbietung laute Rockmusik. Auch die bringt Kaiser nicht aus der Ruhe. „Alles Routine“, meint er lapidar.
Seit seiner Kindheit steht Kaiser im Rampenlicht. Begonnen hat er mit einfacher Akrobatik am Boden. Dann aber ging es schnell hinauf aufs Seil. Mit den Jahren kam die Routine.
Doch die kann gefährlich sein, erklärt Kaiser. Schnell fühle man sich zu sicher auf dem Seil und wolle fürs Publikum noch „eine Schippe an Akrobatik“ drauflegen. Dass Übermut ein böses Ende nehmen kann, musste Kaiser bereits erfahren.
Viermal landete er in 33 Jahren Zirkuskarriere nach Abstürzen mit Knochenbrüchen im Krankenhaus. Deshalb sei es wichtig, sich den Respekt vor der Höhe zu bewahren, weiß Kaiser.
„Die weißen Teufel“
Auf seinen Spitznamen „Diablo“ (spanisch für Teufel) angesprochen, erklärt er, dass es dafür einen familiären Hintergrund gebe. Sein Onkel bat ihn, die Erinnerung an eine erfolgreiche Künstlertruppe aufrecht zu erhalten. Ein Teil der weitverzweigten Verwandtschaft sorgte als Hochseil-Formation namens „Die weißen Teufel“ einst weltweit für Furore. Die Truppe hat sich mittlerweile aufgelöst. Den Namen trägt Kaiser jedoch als Wertschätzung weiter.
Sein Charakter habe indes nichts Diabolisches, versichert der Vater zweier Buben. Vielmehr sei er ein großes Kind geblieben, das immer auf der Suche nach Abenteuern und nach neuem Unfug sei. Er wolle die Menschen mit seinen Shows glücklich machen und dabei nicht allzu ernst wirken.
Leichtigkeit im Leben zu bewahren
Sich die Leichtigkeit im Leben zu bewahren, hält Kaiser für außerordentlich wichtig, denn das Zirkusleben sei hart, hektisch und stressig. Während seines Engagements in einem polnischen Zirkus habe er 250 Städte besucht – bei einem Aufenthalt von durchschnittlich zwei Tagen an einem Ort, sei ein gehöriges Arbeitspensum zu absolvieren. Wenn Kaiser sein Hochseil selbst aufbaut, dann muss er Schwerstarbeit leisten – zum Beispiel, wenn er lange Eisenanker mit dem Vorschlaghammer in den Boden rammt.
Im Winter, wenn viele Zirkusbetriebe ruhen, hat Kaiser keine Ferien. Dann tritt er in skandinavischen Freizeitparks auf, gibt Showeinlagen bei Rockkonzerten. Sogar in Opernvorstellungen wie im Nationaltheater von Brünn in Tschechien war seine Artistik schon gefragt.
Sein Lebensmotto: Immer 100 Prozent geben, ganz egal, wie man sich fühle. Außerdem solle man den Tag stets in vollen Zügen genießen, ganz so, als sei es der letzte. Ein Motto, das angesichts seines Arbeitsplatzes in acht bis zehn Metern Höhe Sinn ergibt.