Lörrach Grandiose Klanggebete

Die Oberbadische
Bariton Hanno Müller-Brachmann generierte die Figur des Soldaten in realistischer Plastizität. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Orchestergesellschaft Weil und ihr Partnerchor „Chorilla“ im Burghof

Von Willi Vogl

Lörrach. Die Orchestergesellschaft Weil und der langjährige elsässische Partnerchor „Chorilla“ präsentierten im Burghof wieder ein beeindruckendes Konzertprojekt. 75 Musiker und 75 Chorsänger standen auf der Bühne und musizierten nicht nur zur Freude des gut gefüllten Burghofs, sondern auch für einen guten Zweck. „Musik macht nicht nur schlau, sondern fördert auch das soziale Miteinander,“ machte der Präsident des Lörracher Lions-Clubs Andreas Kasa auf den Fördergedanken aufmerksam. Nutznießer des Konzerterlöses sind die musikbetonten Klassen der Gemeinschaftsschule in Weil und der Albert-Schweizer-Schule Lörrach.

Auf dem Programm standen Werke des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die sich auch heute noch auf Grund ihrer zeitbezogenen Poesie, der charakteristischen Stilistik und den überschaubaren technischen Anforderungen bei Amateurorchestern großer Beliebtheit erfreuen.

Claude Debussys Petite Suite wäre auch ohne die verkaufsfördernden Satzbezeichnungen „En Bateau“ oder „Cortége“ zum Publikumsliebling geworden. Der poetische Wert der Musik teilt sich allein bereits in den äußert fasslichen wie fantasievoll instrumentierten Klanggestalten mit. Das Orchester überzeugte mit weich und lieblich schwingen Bläsersoli, gut koordinierten gedämpften Streicherklängen und temperamentvollen Tanzgesten.

Wenngleich die drei folgenden Programmteile einen unterschiedlichen Ausdrucksfokus hatten, erschienen sie durch den erst am Ende des dritten Werks erbetenen Applaus als dramaturgische Einheit.

In Gustav Mahlers „Revelge“ aus dem Orchesterliederzyklus „Des Knaben Wunderhorn“ verwandelte sich der anfängliche Weckruf des Soldaten in einen Auferstehungsruf, bei dem es am Ende hieß: „Des Morgens stehen da die Gebeine in Reih‘ und Glied, sie stehen wie Leichensteine…“. Der vom Rhythmus der kleinen Trommel inspirierte Orchestersatz bot den klangmalerisch markanten Untergrund für einen grandios deklamierenden Hanno Müller-Brachmann. Packend waren die klug wie emotional gesetzten Klangfarben von verhaltener Situationsbeschreibung, über schmerzlich-bitterem Schwelgen bis hin zu martialischer Härte. Müller-Brachmann generierte die Figur des Soldaten in realistischer Plastizität.

Einen Ausdruckskontrast stellte Gabriel Faurés Requiem dar. Mit dem Verzicht auf ein „Dies irae“ und damit dem Verzicht auf einen Ausdruck des musikalischen Zorns, sowie den freundlich repetitiven Bewegungsmustern zeigte das Werk einen lyrischen Grundcharakter, der mit dem finalen „In Paradisum“ auf eine gleichsam jenseitig Intensivierung zielt. Der von Dominique Stehlin, Marie-Dominique Bailly und Bärbel Royer gut einstudierte Chor „Chorilla“ erzeugte einnehmende Stimmungen zwischen getragener Andacht und friedvollem Trost. Hier schlug Hanno Müller-Brachmann einen meditativen Tonfall an, der die Botschaft des lateinischen Textes auf seine klangliche Mitteilungskraft hin auslotete und vor allem durch vokale Farben mit halbgeschlossenem Mund verzauberte. Die Sopranistin Jieun Kowollik agierte auf Augenhöhe. Hier wie im „Ave Maria“ aus Giuseppe Verdis Oper Otello entwickelte sie präzise Klanggebete zwischen schlichten vibratoreduzierten Linien und inbrünstiger Intensität.

Uneitel und mit klarem Schlagbild führte Dirigent Franck Nilly Chor und Orchester durch das länderübergreifende Gemeinschaftskonzert. Das begeisterte Publikum erklatschte sich mit Faurés Cantique de Jean Racine und einer Orchesterfassung von Beethovens Ode an die Freude zwei Zugaben.

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