Lörrach Große Party im Leopardenlook

Nina Ricca

Stimmen-Festival: Jan Delay eröffnet Marktplatz-Konzerte. Regionale Nachwuchsbands überzeugen.

Lörrach - Ein bunt gemischtes Publikum aller Altersstufen hat am Mittwochabend den Auftakt der Marktplatz-Konzerte des Stimmen-Festivals mit Jan Delay und Disko No.1 gefeiert. Der sonnige Konzertabend war fast ausverkauft, auch zur Freude der beiden regionalen Vorbands, die dank des erstmals ausgerichteten Bandwettbewerbs einen Auftritt vor dem Hamburger Multikünstler erhalten hatten.

Im Zeitalter von künstlich zusammengestellten Bands gehört die Schopfheimer Schülerband „Don’t kill the messenger“ wieder zu der ureigenen Bandkultur von jungen Menschen, die zufällig in einem Schulprojekt Freunde werden und aus einer Jam Session eine Band entstehen lassen. Frontsängerin Sila Yilmaz startete mit einem auf den ersten Blick fast unerwartet vollen Stimmvolumen in den ersten Song – eine freundliche Reise mit einer Mischung aus Jazz und Pop.

Auch die weiteren Lieder bleiben musikalisch abwechslungsreich, und dabei beständig solide gespielt, mal Blues, mal Rock, mal Alternative Rock. „Danke, dass wir unsere Message auf die große Bühne bringen durften“, ruft Yilmaz zum Abschied in den großen Applaus des Lörracher Publikums.

Nach wenigen einleitenden Dankesworten an die Stadt Lörrach von Stimmen-Chef Markus Muffler folgt der zweite Gewinner des Bandcontest: MIVA betritt die Bühne. Selbstbewusst steigen Sängerin Victoria Mertsch und ihre Band mit einem energievollen Deutschpopsong ein, gekonnt arrangiert und hörbar erfahren begleitet von den Musikern der Band.

Mit klaren Texten und keiner Angst vor Gefühlen erzählt die gebürtige Lörracherin von zerbrochener Freundschaft oder besingt in ihrer aktuellen Single „Neu“ ihre tägliche Entscheidung für ihren Verlobten, den Schlagzeuger Felix Densing. Gut eingebaute Funkelemente und Brassmelodien aus dem Synthesizer runden den fast zu sauberen Auftritt ab, es ist eine gute Überleitung zu Hauptakt Jan Delay und seiner Band Disco No. 1.

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Der Star lässt allerdings erst noch auf sich warten. Nach fast einer Dreiviertelstunde Umbaupause laufen Jan Delay, auch bekannt als Jan Philipp Eißfeldt, und seine Band Disco No. 1 wie üblich in schrägen Anzügen und mit Hut und Sonnenbrille auf die mit Leopardenfell dekorierte Bühne.

Es scheint, als müsse Jan Delay sich mit seinen ersten Song erst noch auf dem Marktplatz akklimatisieren, die Stimmung bei seinen Startern „Rave against the machine“ und „Türlich, Türlich“ ist abwartend, wie die Ruhe vor dem Sturm. Das ändert sich, als er „Klar“ spielt, einen der Songs, in dem er seine Hip-Hop-Wurzeln schwungvoll in die Polyrhythmik des Funks kleidet.

„Ich bin halb B-boy und halb Boheme, ich rocke Lacoste und Ralph Lauren, und immer fresh, und ohne Fleck, ich sag, wir machen das klar – Au ja...“, rapped er einen seiner typischen Hits des Albums „Mercedes Dance“, das 2006 erschienen ist.

Vielleicht ist es die Vertrautheit, zumindest von den älteren Fans, oder doch der Beat: Spätestens bei „Wacken“, dem bissigen Song auf das bekannte Metal-Festival aus seinem rockigeren Album „Hammer & Michel“ gehen die Lörracher richtig mit. Da merkt man nichts von den schlechten Bewertungen vieler Kritiker zu diesem letzten Album von 2014, das bei seinem Erscheinen trotzdem 24 Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts war.

Zwischen jedem Song nimmt der gebürtige Hamburger Kontakt mit der Menge auf, bringt ihnen lustige „Synchronstyleskills“ bei oder animiert zum Mitmachen.

Mag seine schnarrige Stimme auch umstritten sein, irgendwie gehört sie zu der vielfältigen Musikshow, die Jan Delay mit Disko No. 1 auf die Bühne bringt. Elemente aus Reggae, Hip-Hop, Funk, Soul und natürlich Disco wechseln sich teilweise innerhalb eines Liedes ab, alles, was musikalisch Emotion bringt, hat im Set Raum.

Der Vorteil vor allem ältere Songs für seinen dritten Auftritt in Lörrach ausgewählt zu haben, ist auf jeden Fall, dass jeder auf dem Marktplatz mitsingen kann – und je später der Abend, umso lauter die Chorbegleitung der Lörracher Zuhörer.

Erst nach zwei Zugaben, dem beliebten „Disco“, einer Runde Stopptanz, einem Medley und ganz zum Schluss noch „St. Pauli“ darf er sich und seine Band um 23.01 Uhr verabschieden.

„Ich bin einfach glücklich“, strahlt der Lörracher Daniel Lambertus, zum dritten Mal Besucher auf einem Jan-Delay Konzert. „Er hat wieder richtig gut Stimmung gemacht.“ Das finden wohl alle Besucher, die jetzt gut gelaunt den Platz verlassen. Auch wenn der Abend für Delay-Kenner nichts Neues geboten hat, das Konzert war auf jeden Fall ein stimmungsvoller Auftakt der Marktplatz-Reihe.

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