Lörrach Großer Ärger über hohe Lidl-Wand

Marco Fraune
Der Möbelmarkt und der bestehende Lidl-Markt sollen einem neuen Gebäude weichen. Foto: ov

Ausschuss: Discounter könnte an Weiler Straße loslegen / Politik schlägt scharfe Töne an / Gespräche

Der Ärger über eine von Lidl geplante zwölf Meter hohe Wand am geplanten eingeschossigen Discounter-Markt an der Weiler Straße ist groß. Eine „grob rücksichtslose Art“, „Taschenspielertricks“ und sogar ein „Versuch, Recht zu brechen“ wurde dem Unternehmen vorgeworfen. Gleichzeitig ist klar: Lidl hat eine Baugenehmigung und dürfte direkt loslegen. Gespräche mit der Stadt wird es aber offenbar noch geben.

Von Marco Fraune

Lörrach. Der kräftige Gegenwind aus den politischen Reihen hatte sich schon vor wenigen Tagen im Gemeinderat angekündigt, als bereits die Grünen ihre Verärgerung über die Lidl-Pläne äußerten (wir berichteten). Am Donnerstagabend bestand im Ausschuss für Umwelt und Technik nun auch für die anderen Fraktionen die Möglichkeit, Stellung zu beziehen und Fragen zu stellen.

Die deutliche Kritik

Es handele sich um einen völlig aus der Zeit gefallenen Flächenverbrauch, kritisierte Christiane Cyperrek (SPD). Denn der alte Möbelmarkt und der bisherige Lidl-Markt sollen abgerissen und in der Mitte des großen Geländes ein neuer eingeschossiger Markt von knapp 200 Parkplätzen umrahmt werden. Die zwölf Meter hohe Wand, mit der Lidl die Höhen-Auflage des Bebauungsplans erfüllen würde, sei ein „Taschenspielertrick“, kritisierte Cyperrek. Zugleich hänge sich Lidl angesichts des angekündigten Baus ein ökologisches Mäntelchen um (O-Ton Lidl: „zukunftsfähiger Neubau mit besonders umweltfreundlicher Technik und ökologischer Bauweise“). „Für wie blöd hält man uns eigentlich?“, zeigte sich die Sozialdemokratin erbost. Der Plan laufe entgegengesetzt den städtebaulichen und klimapolitischen Zielen der Stadt. Ziel müsse sein, die Pläne zu verhindern.

Auch die Grünen legten verbal nochmals kräftig nach. Fritz Böhler hält die Pläne für „katastrophal“, sprach von „Ökogeschwätz“, das Lidl liefere, und mit der Zwölf-Meter-Wand sehe der Markt aus wie ein Western-Saloon. Es handele sich um eine grobe missbräuchliche Fehlinterpretation des Sinns des Bebauungsplans. Eine „grob rücksichtlose Art“ werde an den Tag gelegt. Fraktionskollege Stephan Berg meinte: „Die versuchen wieder, bestehendes Recht zu brechen.“

Den Einschätzungen von Grünen und SPD schloss sich auch Jürgen Exner (CDU) an. Gleichzeitig bekundete er Solidarität mit der Verwaltung, die ihre städtebaulichen Ziele ad absurdum geführt sieht.

Lidl könnte bauen

Andere Töne lieferte Matthias Lindemer (Freie Wähler). So habe man Lidl die Baugenehmigung erteilen müssen, diese liege vor, womit der Discounter direkt bauen können. Dennoch sei es für ihn „ökonomisch unsinnig“, nur eingeschossig zu bauen. Matthias Koesler (FDP): „Die heutigen Konsumenten fordern die Nähe zum Auto ein und Lidl hat einen Anspruch auf die Baugenehmigung.“ Gewerbeflächen im zweiten Obergeschoss seien nicht marktflächig, die Baukosten dann um ein Vierfaches höher. Ob der Aufschrei ebenso groß ausfallen würde, wenn es sich um ein renommiertes Lörracher Unternehmen handele, stellte Koesler zudem als Frage in den Raum. Oliver Lehmann (CDU) versteht zudem die ganze Aufregung um die Mehrgeschossigkeit nicht, wie er sagte.

Das sagt die Verwaltung

Stadtplanerin Antje Schnacke-​Fürst musste einräumen, dass das Rathaus wenig Verhandlungsmasse hat, hier die städtebauliche Wunschvorstellung mit einem großen mehrgeschossigen Gebäude umsetzen zu lassen. Lidl wolle das Konzept realisieren, das 1000-fach das gleiche sei. Einzig die Ausweitung der bisherigen Begrenzung von 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche wäre hier eine Option, welche die Stadt aber aufgrund des Einzelhandels-Schutzes der Innenstadt nicht ziehen will. Wohnen in weiteren oberen Geschossen gebe der Bebauungsplan nicht her und sei aufgrund der benachbarten Betriebe nicht zielführend. „Solche wären in ihrem Bestand dann gefährdet.“ Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic ergänzte, dass eine Veränderungssperre nicht möglich sei, vielmehr hofft sie auf die weiteren Gespräche mit Lidl, die auch noch an der Turmringer Straße ihren Markt erweitern wollen.

Fachbereichsleiter Gerd Haasis verwies darauf, dass Lidl so bauen dürfe. Der Bebauungsplan biete den Rahmen, es könne damit sein, dass es einen Rechtsanspruch gebe, Unsinn zu bauen. „Das ist wahrgenommen worden.“ Cyperrek kündigte daher einen Antrag an, alle B-Pläne auf den Prüfstand zu stellen.

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