„Die Lage ist bedrohlich. Es geht an die Existenz“, sagt Gabriela Mischkofsky von Leder Ruser. Online sei wenig gelaufen, das Koffer-Geschäft für dieses Jahr angesichts der Reiseeinschränkungen tot. Jetzt muss die eingekaufte Ware weg, vor allem auch die Schulranzen. Auch darum wird es diese Woche einen Lagerräumungsverkauf geben. Reagiert haben sie und ihr Mann mit der Umsetzung aller Hygienevorschriften sowie Kurzarbeit. Für die Zukunft bleibt sie jedoch skeptisch: „Solange es keinen Impfstoff gibt, werden wir das frühere Niveau nicht erreichen können.“
Recht vergnügt probieren ein paar Schritte weiter zwei Kundinnen bei Klauser Pelz und Leder verschiedene Sonnenhutmodelle auf. Peter Kischnick ist erfreut, dass bereits kurz nach Ladenöffnung um 9 Uhr die ersten Kunden kamen. Dennoch fehlen ihm und seiner Frau Monika Klauser-Kischnick die Umsätze der vergangenen Wochen – trotz Online-Handel. Aufgrund der aktuellen Stundung von Abgaben und Mietreduktionen werde das Ganze finanziell erst so richtig im Herbst durschlagen, gerade dann, wenn die teurere Ware in den Laden kommt – und finanziert werden muss, erzählt Kischnick. Auch hier fehle die eidgenössische Kundschaft. „Ohne Schweizer geht in Lörrach auf Dauer gar nichts. Das gilt für den gesamten Einzelhandel.“
Toll funktioniert habe bereits während der Schließung die Abholstation bei der Buchhandlung Osiander, erzählt Filialleiterin Monika Franz-Gehlert. Sie startet aktuell mit Minimalbesetzung und lobt die einsichtigen und vorsichtigen Kunden, die zielgerichtet einkauften, ohne langes Bummeln und Verweilen. „Das Buch ist wichtiger denn je. Das merken jetzt viele Menschen, da sie mehr Zeit haben.“ Schutzmaßnahmen wurden installiert. „Falls der Andrang zu groß wird, postieren wir am Eingang eine Mitarbeiterin.“
Nach Grußkarten stöbert die junge Mutter Tanja: Sie ist erfreut über die Ladenöffnungen. Dennoch hat sie auch gemischte Gefühle, „gerade mit einem kleinen Kind“. Sie erledigt in der Stadt nur nötige Besorgungen. Und kauft jetzt eben ein paar Grußkarten: „Wenn ich meine Freunde schon nicht besuchen darf.“
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