Lörrach "Heimat liefert Orientierung"

Gerd Lustig
Erwin Teufel sprach über das Thema „Heimat“. Foto: Gerd Lustig

Baptistengemeinde und Volkshochschule hatten früheren Landesvater Erwin Teufel zu Gast.

Lörrach - „Heimat ist vielleicht ein altmodischer Begriff, doch Heimat ist gerade heute in unserer schnelllebigen Zeit sehr wichtig.“ Das machte der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, deutlich. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule hatte die Baptistengemeinde Lörrach gestern zu diesem Termin mit dem einst geschätzten Landesvater eingeladen. Nach einem Brunch sprach Teufel zum Thema „Heimatgeber“. Pastor Jürgen Exner freute sich, dass die Veranstaltung seit Längerem ausgebucht war.

Authentisch, offen und ehrlich: So kam der Mann, der von 1991 bis 2005 mit Herz die Geschicke des Landes lenkte, und der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, rüber. „Heimat liefert Orientierung, Austausch und bietet Halt“, so der Referent.

„Wir sind Heimatgeber"

Gerade ihm war und ist Heimat besonders wichtig. „Wir sind Heimatgeber – nicht nur für Migranten, auch für Menschen am Rande der Gesellschaft, für Menschen mit Behinderung, für Einsame, für Jeden“ sagte Teufel. In vielfältigen Facetten interpretierte der Referent den Begriff Heimat. Es sei eine Ursehnsucht der Menschen, ein Gefühl der Geborgenheit, der Vertrautheit, des Zusammenseins zu erleben. Stets müsse die Frage lauten: „Wie gelingt es uns, Gemeinschaft zu bilden, Gesellschaft zu gestalten, den Zusammenhalt im Land zu fördern und mithin Heimatgeber zu sein?“ Jeder Einzelne könne dazu etwas beitragen, so Teufel.

Natürlich, so gab er auch zu bedenken, stehe die heutige enorme Mobilität dem Heimatbegriff und dem Gefühl, eine Heimat zu haben und sich dort wohlzufühlen, ein wenig entgegen. „Grundsätzlich sehe ich die Mobilität dennoch positiv“, betonte er. Es gelte, sie aber sinnvoll einzusetzen. „Man sollte sie vielmehr als Erweiterung des Blicks und des Verstandes sowie auch der Verantwortung betrachten.“

Mit Genugtuung stelle er in den letzten Jahren immer wieder fest, dass Heimat- oder Trachtenvereine wieder stärker im Kommen seien. Und überhaupt Vereine: Genau die sind es seiner Meinung nach, die wichtige Arbeit leisten und ehrenwerte Aufgaben übernehmen. „Sie geben Halt, leben Zusammenhalt und stiften Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Vereine verhinderten Anonymität und auch Abstand.

Heimat, so Teufel, komme von „heim“ oder von „daheim“. Heimat sei ganz einfach ein Ort, zu dem man dazugehöre, wo man sich auskenne, wo man sich wohlfühle und daher auch hingezogen fühle. Die Mobilität von heute verringere ein Stück weit die Sesshaftigkeit. „Gerade deshalb ist Heimat umso wichtiger und vordringlich“, so Teufel.

Wie er es denn geschafft habe, Heimat zu finden und vor allem seiner Familie Heimat zu geben, trotz des stressigen Politikerjobs, wird er am Ende von einer Zuhörerin gefragt. „Nun, wir haben uns Zeitinseln geschaffen, in denen die Familie gemeinsam etwas unternahm. Urlaube mit dem Wohnmobil gehörten dazu, und auch die Sonntage waren ihm meist heilig. Eines gestand er aber letztlich ein: „Ohne meine wunderbare Frau wäre das wohl nicht möglich gewesen.“

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