Lörrach Heimatbegriff hinterfragt

Die Oberbadische
Blick in die Kunsthalle Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Kunsthalle Brombach: „Natur pur“ und „Heimat“

Von Willi Vogl

Lörrach-Brombach. Bollenhut, Kuckucksuhr und Hirschgeweih gehören zum Schwarzwald und sind für viele Menschen vor Ort der Innbegriff von Heimat. Die Ausstellung „Natur pur“ in der Kunsthalle Brombach geht nun die zweite Runde. Sechs Künstler aus der Region um den Kurator Wernt Hann haben nun die Ausstellung mit neuen Werken um den Heimatbegriff erweitert.

In unterschiedlichen Handschriften ermöglichen sie dem Betrachter einen frischen Blick auf die teils dekorativen bis skurrilen Bilder und Objekte und hinterfragen damit einen vermeintlich vertrauten Heimatbegriff.

Von Wernt Hann etwa findet man eine Klanginstallation in Form einer Schwarzwälder Holzkiste. Darin sind Fundstücke aus der Natur von seinem Wohnort Hägelberg einsortiert. Auf Knopfdruck kann man das Vogelgezwitschern und Wasserrauschen vor seiner Haustür hören.

„Jetzt, wo die heißen Sommertage vorbei sind, bietet sich Kunstgenuss auch wieder in geschlossenen Räumen an“, macht Thomas Nüssle aus Steinen auf Objekte und Bilder von sich und seinen Kollegen neugierig. Das Hochwasser im November macht die Wiese für Nüssle zu einem besonders inspirativen Ort. Die weitgehend naturbelassenen Fundstücke von dort wurden zu anregenden Betrachtungsobjekten: Aus zusammengedrückten Ölfässern und zugeschnittenen Rostblechen entstand etwa eine überdimensionale Blumenskulptur, eine von innen beleuchtete Lichtinstallation mit Blättern und Gräsern zwischen Pergament mutet als überdimensionale Lampe an.

Fundstücke aus der Natur bilden auch für Roland Tust den bestimmenden Rohstoff für seine dekorativen Objekte. „Ich putze, schleife und lackiere sie und biete sie als Wohnaccessoires an“, beschreibt der Weiler Künstler die technische Entstehung und den Verwendungszweck. Efeuranken und Robinienwurzeln werden dabei mit dezent aufgetragenen Bronzetönen veredelt. Seine Bilder mit Granitsand bilden einen weiteren Schaffensbereich. Während jedoch manche Indianerkünstler in Nordamerika ihre Sandbilder vom Winde verwehen lassen, konserviert Tust die aufwendig und filigran gespachtelten Farbflächen mittels Parkettsiegellack.

Waltraud Schmidle aus Efringen-Kirchen transformiert ihre Natureindrücke in farbenfrohe Bilder. In der Verwendung von Marmormehl, Jutestoff und Acryl gewinnen die organischen Formen darauf eine räumliche Dimension. Schmidle bewegt sich auf dem feinen Grat zwischen Dekor und gegenständlicher Andeutung. Die 30 Bilder in der Ausstellung haben zumeist keine Titel, lassen jedoch bisweilen Naturereignisse wie einen Vulkanausbruch oder eine dunstverhangene Landschaft assoziieren. Schmunzeleffekt erzeugen die surrealen Steingeldbörsen von Hari Kobiella und Heinz Winter.

Die Farbpalette und konkreten Gestalten des Lörracher Thomas Bossert hingegen erzeugen einen phantastischen Realismus, gelegentlich mit einer Prise Ironie verfeinert. Da kann man die mit knalligen Farben verfremdeten Hirschgeweihe entdecken oder ein Bild mit Hirsch und zwei Hasen, die fern jeder Biedermeierlichkeit mittels Signallampen auf dem Kopf tatsächlich zu „Meister Lampe“ mutieren.

Neben der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle laden auch die Galerie von Renate Schöpflin und so manches der 19 Ateliers auf dem Areal zum Besuch ein.   Kunsthalle Brombach Öffnungszeiten jeweils sonntags von 12 Uhr bis 17 Uhr, Blick in die Ausstellung „Natur pur“

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