Lörrach Heringe vertilgt – Tacheles geredet

Gerd Lustig

Fasnacht: Gilde zieht Bilanz einer „wunderbaren“ Fasnachtskampagne. Jörg Roßkopf schlägt auch kritische Töne an. Lachmuskeln wurden noch einmal strapaziert.

Lörrach - Zu einem Wechselbad der Gefühle, einer Gratwanderung zwischen Lob und Kritik, avancierte das gestrige Heringsessen der Narrengilde im Saal des Brauhauses Lasser.

„Die Kampagne 2020 geht als eine sehr erfolgreiche in unsere Geschichte ein“, verkündete Obergildenmeister Jörg Roßkopf stolz. Gleichzeitig hatte er aber auch eine gehörige Portion Kritik im Gepäck, die er der versammelten Narrenschar vor dem Vertilgen der traditionellen Heringe auftischte.

Erneut rückläufiger Plakettenverkauf ein Dorn im Auge

Vor allem der erneut rückläufige Plakettenverkauf ist ihm ein Dorn im Auge. Nur noch jeder Vierte der Zuschauer erwerbe eine Plakette, um so zur Finanzierung des Umzugssonntags beizutragen.

Und noch eines stieß ihm sauer auf: Diskussionen und Beleidigungen seien die Gildenvertreter beim Plakettenverkauf ja gewöhnt. „Dass aber jetzt einer sogar angespuckt wurde, das ist neu.“

Einmal in Fahrt, monierte der Gildenchef auch den eher mageren Besuch der Veranstaltungen wie Hemdglunki und Fasnachtssamstag im Burghof.

Hemdglunki und Fasnachtssamstag unter Umständen auf den Prüfstand

Roßkopf will diese Veranstaltungen im nächsten Jahr auf den Prüfstand stellen. Und wenn die Resonanz nicht besser werde, „dann lassen wir es“, kündigte der Obergildenmeister an.

Das war’s aber dann mit kritischen Anmerkungen. Ansonsten zeichnete Roßkopf ein schönes Bild der Straßenfasnacht. Voll des Lobes war er über die Gugge-Explosion und den Umzug am Sonntag. „Das war allerbeste Werbung für die Stadt Lörrach“, betonte er und verband dies mit einem kleinen Seitenhieb an den Gemeinderat, den Werbeeffekt bei der künftigen Zuschussgewährung zu berücksichtigen.

Allerbeste Werbung für die Stadt Lörrach

Oberbürgermeister Jörg Lutz gab sich salomonisch. In der aktuellen Diskussion um höhere Zuschüsse für die Narretei erbat er von allen Beteiligten mehr Gelassenheit. „Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung hinkriegen“, versprach Lutz und freute sich, dass mit Margarete Kurfeß und Bernhard Escher zwei Stadträte am Heringsessen teilnahmen.

Nur Positives vermeldete Protektor Matthias Zeller. Er habe „eine wunderschöne Zeit“ gehabt, die ihm viel Spaß bereitet habe. Wie es sich für einen professionellen Radiomann gehört, verabschiedete er sich mit einem abwechslungsreichen Zusammenschnitt von übers Jahr gesammelten Interviews – ernst gemeinte und weniger ernst gemeinte. „Das war ganz großes Kino“, lobte der Gildenchef den Beitrag.

Schnitzelbänkler sorgen für Unterhaltung

Für die weitere närrische Unterhaltung sorgten diverse Schnitzelbänkler. Neben den „Fröschen“ und „Märtwiiber“ gaben sich auch Ottfried & Gottfried nebst den „Rätschgosche“ ein Stelldichein. Neben Klimaaktivistin Greta, der großen Politik, Brexit & Co. wurden auch lokale Begebenheiten aufs Korn genommen und durch den närrischen Kakao gezogen. Immer wieder hatten die „Bänggler“ die Lacher auf ihrer Seite.

Letztlich gab auch Gildenmeister Michael Lindemer seine Erfahrungen mit neuen Medien und Techniken zum Besten.

Für den größten Publikumserfolg an diesem Vormittag hatte aber Oberzunftmeister Andreas Glattacker gesorgt. Seine Anekdötchen, Witze und Erzählungen waren nicht nur gekonnt und unterhaltsam, sondern einfach nur Klasse!

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