Lörrach Hier schlummert viel Potenzial

Kristoff Meller

Stadtentwicklung: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit für Umgestaltung des Zollquartiers.

Lörrach - Die Gemeinde Riehen, der Kanton Basel-Stadt und die Stadt Lörrach wollen das Zollquartier gemeinsam weiterentwickeln. Eines der Ziele: Mehr Flächen für den Fuß- und Radverkehr. Im Mai soll auf der Basler Straße der geplante Querschnitt aufgezeichnet werden, um die Potenziale aufzuzeigen.

Das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Basel 2020 nominierte Projekt sieht vor, auf Höhe des Zollübergangs eine neue S-Bahn Haltestelle einzurichten und diese mit dem Bus-, Tram-, Velo- und Fußgängerverkehr auf kurzen Wegen optimal zu verknüpfen. Die Aufenthaltsqualität soll verbessert und das umliegende Gebiet städtebaulich aufgewertet werden.

„Es ist ein Zweilandprojekt im grenzüberschreitenden öffentlichen Raum, bei dem die Mobilitätsfrage im Vordergrund steht“, erläuterte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic kürzlich beim Jahresmediengespräch und versprach: „Wir werden dazu 2019 viel im Gemeinderat präsentieren.“

Ziele gesetzt

Für das Projekt wurden laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung zu Beginn folgende Ziele gesetzt:  Ermöglichung des Angebotsausbaus der trinationalen S-Bahn (langfristiges Ziel:15-Min-Takt Basel-Lörrach) und deren Anbindung an eine zu schaffende Mobilitätsdrehscheibe   Planungsrechtliche Voraussetzungen für die Schaffung von Wohnraum und Raum für subzentrumsbildenden Nutzungen an einem Verknüpfungspunkt des öffentlichen Verkehrs   Optimale fußläufige Verknüpfungen zwischen bestehenden und zu schaffenden Verkehrsträgern   Schaffung nahtloser Übergänge über die Grenze hinweg   Städtebauliche Aufwertung eines vom Durchgangsverkehr geprägten Stadtraums und Reduzierung des Durchgangsverkehrs sowie die Schaffung hochwertiger öffentlicher Räume   Aufwertung des Zugangs zu und Verknüpfung der Landschaftsräume Tüllinger/Wiese und Maienbühl

Da diese Ziele bewusst flexibel gesetzt worden seien, „sind sie robust gegenüber den sich wandelnden Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten“, so die Mitteilung der Verwaltung.

Mobilitätsdrehscheibe

Ob die gewünschte Mobilitätsdrehscheibe zwingend mit einer neuen S-Bahn-Haltestelle einhergehen muss, hängt auch von den Ergebnissen der Studie zur Taktverdichtung der Wiesentalbahn (unter Voraussetzung zweier weiterer S-Bahn-Haltestellen) und einer Klärung der Funktion der Regio-S-Bahn für die Stadt Lörrach (Link zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept und zur Tramstudie) ab: „Vielleicht ist auch eher der Bahnhof Stetten die geborene Drehscheibe“, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz beim Jahresmediengespräch. Die Haltestelle beim Zoll sollte „nicht frühzeitig abgeschrieben“ werden, denkbar seien indes auch Lösungen, die die grenzüberschreitende ÖPNV-Verknüpfung ohne zusätzlichen S-Bahn-Halt und Tramverlängerung verbessern.

Flächen vom Zoll

Für die hochbauliche Entwicklung soll neben einem Potenzial für den Wohnungsbau und Flächen für die Nahversorgung auch die Chance, alle Sachbereiche der Zollverwaltung in einem Neubau zusammenzuziehen, berücksichtigt werden. Die Stadt steht laut Neuhöfer-Avdic wegen der Liegenschaften bereits im Austausch mit dem Bund.

Beide Entwicklungen stünden in Abhängigkeit mit einer Neuordnung der Verkehrsflächen, die für den Zollbetrieb erforderlich und mit der Neugestaltung der Basler Straße vereinbar seien. „Erste Testentwürfe zeigen uns, dass diese Neuordnung möglich und sinnvoll ist und Flächen für weitere Verdichtung freispielt.“

Um die Potenziale der breiten Straße für Freiflächen zu verdeutlichen, soll laut Neuhöfer-Avdic im Mai der künftige, geplante Straßenquerschnitt auf den Asphalt gemalt werden.

Weniger Flächen für Autos

Die von Autos beanspruchten Flächen deutlich zu reduzieren und im Gegenzug Flächen für den Fuß- und Radverkehr zu gewinnen, die qualitätsvolle Gestaltung von Freiflächen sowie gegebenenfalls zusätzliche hochbauliche Entwicklungen sind integrale Bestandteile aller planerischer Bemühungen für die Verkehrsflächen.

Die Neuplanung der Lörracher Straße auf Riehener Seite wird als Maßgabe für die nahtlosen Anschlüsse angesehen.

Das Ziel, den Zugang zu und die Verknüpfung der Landschaftsräume Tüllinger/Wiese und Maienbühl aufzuwerten, soll mit einer Querung erreicht werden. Diese soll eine Grün- sowie eine Fuß- und Radwegverbindung aufnehmen. Die Planung dazu wird in diesem Jahr mit der Gemeinde Riehen vertieft, um zu einer grenzüberschreitend abgestimmten Lösung zu kommen.

Perspektive der Anwohner

Die Stadt hat 2018 rund 50 Interviews mit Bewohnern geführt, um neben den geplanten städtebaulichen Infrastrukturmaßnahmen, die Stimmen und Nutzungsweisen des Ortes aufzuzeichnen. Die Zwischenergebnisse wurden zum Tag der Städtebauförderung im Mai 2018 präsentiert.

Die Ergebnisse wurden zudem in einer „Schatzkarte“ gesammelt und in einem Katalog festgehalten. Die „Schatzkarte“ wird derzeit an der Tram-Haltestelle „Riehen Grenze“ ausgestellt. Die Perspektive der Anwohner als Experten ihres Quartiers erweitere so die rein planerische Sichtweise auf den Ort und soll in die weitere Planung einfließen, schreibt die Stadt.

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