Lörrach Hinsetzen, zuhören, ablachen

Gabriele Hauger
Kennt das Büroleben in- und auswendig: Hans Gerzlich. Foto: zVg/Hoffmann

Interview: Kabarettist Hans Gerzlich über Büroalltag und Feierabend. Auftritt im Burghof.

Lörrach - „Und wie war dein Tag, Schatz?“ Den Satz haben Sie vielleicht schon einmal gehört. Wenn Sie dann auch noch zur Heerschar der Angestellten gehören, die in Büros ihren Berufsalltag fristen, dürfte das neue Kabarettprogramm von Hans Gerzlich vielleicht passen. Am Donnerstag, 7. Februar, 20 Uhr, tritt er damit im Lörracher Burghof auf. Er nimmt die Zuschauer in seinem Bürogeflüster nicht nur mit ins Meeting, sondern auch in die Kantine, in die Kaffeeküche, ins Vorstellungsgespräch und macht sie mit seinen Karrierezielen vertraut. Kurzfristiges Ziel: Feierabend. Langfristiges Ziel: Wochenende. Wieso ihn das Thema seit langem verfolgt, wollte Gabriele Hauger von ihm wissen.

Auf dem Plakat zu Ihrem neuesten Kabarett-Programm „Und wie war dein Tag, Schatz?“ tragen Sie eine Art Strick um den Hals. So schlimm?

Strick? Was für ein Strick? Ach, Sie meinen meine Krawatte. Das ist jetzt der letzte Schrei – unter Businessclass-Vielfliegern.

Sie haben vor 20 Jahren Ihren Job als Marketing-Referent eines Energieversorgers hingeschmissen. Ganz schön mutig? Oder Selbstschutz?

Och, von der Vorstandspräsentation zum Kabarett war es nur ein kleiner Schritt. Wie oft sagt man „Also bei uns in der Firma, das ist ja der helle Wahnsinn. Comedy pur. Man müsste das mal aufschreiben!“ Ich hab es gemacht.

Man könnte meinen, dass Sie mit Ihren verschiedenen Bühnenprogrammen, die sich mit dem Büroalltag beschäftigen, Ihr früheres Berufstrauma aufgearbeitet haben. Dem ist aber wohl nicht so?

Doch, ich glaube schon. Ich gebe den Zuschauern am Ende der Show sogar den Tipp, umzusatteln und Berufskomiker zu werden. Dann kann man sich nämlich den ganzen Sch*** jeden Abend von der Seele reden. Ich glaube, das hält gesund. Kommen, sich hinsetzen, zuhören und darüber ablachen natürlich auch.

Worauf liegt an diesem Comedy-Abend Ihr Schwerpunkt. Auch auf dem im Titel angesprochenen „Schatz“?

Vordergründig geht es um saukomische Bürosituationen, die jeder kennt, über die sich, von mir etwas überspitzt aufbereitet, jeder schlapp lachen kann. Ein Meeting, ein Vorstellungsgespräch, ein Kantinenbesuch. Auf der zweiten Ebene frage ich aber auch, auf was es im Leben wirklich ankommt. Wenn Sie auf dem Sterbebett gefragt werden, was Sie im Leben hätten anders machen sollen, wer würde dann schon sagen: Ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen sollen? Na? Eben!

Bei aller Comedy: Es geht ja auch um Stress, Mobbing und Versagensängste im Berufsalltag. Möchten Sie mit Ihren Auftritten so manchem Mitarbeiter oder Chef die Augen öffnen. Kurzum: Haben Sie eine Botschaft?

Jeder, der sich auf eine Bühne stellt, hat irgendwas zu sagen, möchte den Zuschauern irgendetwas mitgeben. Klar soll in erster Linie zwei Stunden gelacht werden, aber wer etwas darüber hinaus mitnehmen will, wird etwas finden. Und ich weiß auch schon was.

Wenn Sie nochmal 20 wären: Welchen Berufsweg würden Sie einschlagen? Gibt es den Traumberuf?

Sportreporter. Ich wollte als Zehnjähriger schon Sportjournalist werden – weil man dann umsonst Bundesligaspiele besuchen kann. Als 15-Jähriger war ich es, war auf Fußballplätzen in der Kreisliga und habe kleine Berichte im Lokalsport geschrieben. Es war alles angerichtet und vorgezeichnet. Dann kam irgendwas dazwischen. Ich bin falsch abgebogen und im Büro gelandet. Und dadurch auf der Kabarettbühne. Heute weiß ich: Alles richtig gemacht.

Was können Chefs tun, damit der Tag ihrer Büroangestellten ein angenehmer wird?

Mehr auf ihre Mitarbeiter hören. Oft fallen „oben“ Entscheidungen, die sich später als falsch oder unpraktikabel heraus stellen, weil man keinen an der Basis gefragt hat. So einfach kann das Leben sein. 

  • „Wie war dein Tag, Schatz?“: Donnerstag, 7. Februar, 20 Uhr, Burghof

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